Manipulation: Die Schwächen anderer nutzen, um an Stärke zu gewinnen
Wir gehen durch eine U-Bahn-Station. Wir kommen hundemüde von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Wir wollen einfach nur auf unserer Couch liegen und alles in uns hineinstopfen, was der Kühlschrank so hergibt. Plötzlich liegt ein Duft von Crêpes in der Luft und das ruft uns den Geschmack, den wir so sehr lieben, in unsere Erinnerung. Genau auf die Zunge. Im Hintergrund stimmt ein Musiker eines unserer Lieblingslieder auf seiner Gitarre an. Würdest du ihm eine Münze geben?
Der Psychologe Robert Baron vom Rensselaer Polytechnic Institute in Troy, New York, USA, hat dieses Phänomen mit seinem Team untersucht. Seinen Ergebnissen zufolge scheinen wir dreimal so viel Geld auszugeben, wenn wir von angenehmen Gerüchen umgeben sind.
So beeinflusst die Natur den Menschen. Es ist jedoch nicht immer gut, wenn der emotionale Teil unseres Gehirns den logischen Teil überstimmt. Es stellen sich nämlich Fragen: Wie erkennen wir dann eine Manipulation? Woher wissen wir, wer oder was uns manipuliert? Lasst uns hier etwas tiefer graben.
Kleine, alltägliche Manipulationen
Es ist völlig normal, wenn wir bei etwas nachgeben, das unser Ego puscht und uns eine angenehme Belohnung verspricht. Ohne zu sehr auf das Thema eingehen zu müssen, können wir sagen, dass erfolgreiche Manipulationen im Allgemeinen ein Ausdruck von Überzeugungskraft sind. Sowohl implizit als auch explizit angewendet.
Manipulationen haben einen sehr starken Effekt auf uns, da wir soziale und emotionale Wesen sind. Tatsächlich werden wir manchmal von den trivialsten “Argumenten” spielend leicht überzeugt. Zum Beispiel können wir der Forderung unserer Katze nicht widerstehen, ihr etwas zu fressen zu geben, ganz einfach, weil sie ohne Unterlass miaut.
Vielleicht geben wir den Forderungen unserer Kinder nach mehr Zeit für Videospiele nach, obwohl wir das eigentlich gar nicht möchten. Kinder sind Experten darin, mit unseren Emotionen zu spielen, und sie testen ständig aus, wie weit sie mit uns gehen können. Kinder sind der beste Beweis dafür, dass Menschen das Manipulieren bereits sehr früh beherrschen.
Bösartige Manipulation
Der Drang zu Manipulation ist ein natürlicher Instinkt eines jeden von uns. Im Grundsatz brauchen wir uns nicht schuldig fühlen, nur weil wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, das zu bekommen, was wir wollen. Wir alle manipulieren mehr oder weniger jeden Tag. Im Kern geht es jedoch darum, die Grenzen des gesellschaftlich Möglichen einzuhalten.
Jene Menschen, welche diese Grenzen der Manipulation überschreiten, sind wahre Profis der Täuschung und Simulation. Möglich machen es jedoch erst die kleinen Geheimnisse oder Zeichen, die wir ihnen – oft unbewusst – senden. Wenn wir großzügig, offenherzig oder aufrichtig handeln, nutzen die Meister der Manipulation unser Handeln wie ein großes Ass in ihrem Ärmel. Später können sie die gesammelten Informationen dann gegen uns einsetzen.
Ein hohes Maß an Manipulation gegenüber anderen kann sogar ein Zeichen von Psychopathie sein. Kurz gesagt, der Manipulator nutzt unsere Schwächen zu seinem Vorteil. Er nutzt sie gegen uns und überzeugt uns, so zu handeln, wie er es will.
Manipulatoren müssen fast zwanghaft andere Menschen kontrollieren und fühlen sich deswegen absolut nicht schuldig. Abgesehen davon gibt es auch auf der Seite der Opfer einige übereinstimmende Eigenschaften. Darunter fällt beispielsweise die Gewöhnung. Wenn wir einmal die Manipulation zulassen, werden wir auch in Zukunft eher einer Manipulation nachgeben. Diese Schwachstelle gehört zur Kategorie erworbenen Verhaltens.
Wenn wir unsere Schwächen offenbaren, sind wir anderen ausgeliefert
Der Manipulator versucht stets, uns genau das zu versprechen, was wir am sehnlichsten möchten. Je mehr wir also über unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche wissen, desto besser können wir uns gegen den Manipulator zur Wehr setzen.
Darüber hinaus sind Manipulatoren Experten, die unsere Unsicherheit ausnutzen. Auch hierfür ein Beispiel: Wenn wir uns unwohl fühlen oder Zweifel an unseren Fähigkeiten haben, werden diese Leute zwar versuchen, uns zu helfen, aber das geschieht immer nur zu einem sehr hohen Preis. Beim Konsum ist es beispielsweise so, dass die Produkte, die nach Manipulation gekauft werden, selten einen Nutzen haben, auch wenn uns eine große Hilfe versprochen wurde.
Dann gibt es da noch “das ewige Opfer”. Diese Art der Manipulation ist komplexer, da es hierbei nicht um einen tatsächlichen Gegenstand geht, der uns aufgeschwatzt wird. Das ewige Opfer beschwert sich ständig und lässt bei uns Dampf ab. Häufig erzählt es uns Dinge, bei denen wir es verlockend finden, sie anderen Menschen weiterzuerzählen. Doch wir würden uns schuldig fühlen, wenn wir seine Geheimnisse anderen preisgäben.
Dem ewigen Opfer scheint es immer schlechter zu gehen als allen anderen. Das ewige Opfer ist immer stärker betroffen als alle anderen Personen in ihren Dramen, und es hat immer mit den schmerzhaftesten Schicksalsschlägen zu kämpfen. Wenn wir diese Storys hören, haben wir scheinbar keinen Grund, uns auch nur über irgendetwas zu beschweren. So schlecht wie dem ewigen Opfer geht es uns ja nicht, oder? Genau an dieser Stelle sind wir manipuliert worden, denn der Manipulator hat sich selbst in den Mittelpunkt gestellt und dafür unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten.
Es gibt viele Arten von Manipulatoren, aber alle handeln nach der gleichen Idee. Zunächst appellieren sie an unsere Gefühle, um dann etwas von uns zu bekommen, was wir ihnen eigentlich nicht geben wpllen. Um nicht in diese Falle zu tappen, müssen wir besonders aufmerksam sein.
Wie schützen wir uns vor Manipulation?
Das beste Mittel, um uns vor Manipulation zu schützen, ist ein gesundes Selbstwertgefühl. Wenn wir selbstsicher sind, ist es viel schwieriger, von rein emotionalen Argumenten überzeugt zu werden. Selbstvertrauen erlaubt uns, zu unterscheiden, ob etwas wirklich Sinn ergibt oder ob es einfach nicht stimmt.
Von Werbung und Konsum einmal abgesehen, ist es genauso wichtig, zu überlegen, ob unsere Beziehungen tatsächlich vorteilhaft sind. Wenn uns jemand mehr schadet als nützt, warum sollten wir dann weiter mit ihm reden? Das Beste, was wir tun können, ist, die Menschen loszuwerden, die uns nur ausnutzen. Denn sie interessieren sich nicht für unsere Gefühle.
Du solltest dich nicht schlecht fühlen, wenn du jemanden aus deinem Leben ausschließen musst. Wenn du feststellst, dass jemand versucht, dich zu manipulieren, zögere nicht, dich umgehend von dieser Person loszusagen.