Kulturelle Aneignung - Was ist das eigentlich?

Wenn du das Konzept "kulturelle Aneignung" genau analysierst, wirst du feststellen, dass diese Idee auch die Machtdynamik beinhaltet. Mit anderen Worten, eine dominante Kultur eignet sich Elemente der Kulturen an, die sie systematisch unterdrückt hat. Erfahre heute mehr über dieses interessante Thema.
Kulturelle Aneignung - Was ist das eigentlich?
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Patricia Grande Yeves

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Kunst ist eine Mischung verschiedener Einflüsse, die viele nachahmende Elemente enthält. Das Problem, das kulturelle Aneignung verursacht, liegt in der Unterscheidung. Handelt es sich um ein derartiges Schaffen oder vielmehr um Kopien, Diebstahl und Plagiate?

An diesem Punkt verwässert sich das Urheberrecht in den kollektiven Identitäten und weicht den Traditionen, die ursprünglich aus Machtbeziehungen entstanden, in denen die Stärksten die Schwächeren ausgenutzt haben. Dieses Konzept wird von vielen als “unrechtmäßige Aneignung” bezeichnet.

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Proteste im Zusammenhang mit dieser Thematik. Beispielsweise führte die Beliebtheit von Tattoos mit polynesischen Stammesmotiven zu einigen Kontroversen. Ebenso erregten die von der Sängerin Rosalía genutzten “Zigeuner”-Symbole erst kürzlich große Kritik.

Kulturelle Aneignung - tanzende Frauen

Kulturelle Aneignung –  was genau ist das eigentlich?

Wie wir eingangs bereits erwähnt haben, ist kulturelle Aneignung die Adaption und Übernahme von Instrumenten, Bildern und Symbolen, die zu einer Kultur gehören, die sich von der eigenen unterscheidet.

In Bezug auf diese Definition stellt sich eine wichtige Frage: Handelt es sich immer um eine unrechtmäßige Aneignung oder ist es in den meisten Fällen tatsächlich lediglich eine Hommage an andere Kulturen?

Wenn du das Konzept “kulturelle Aneignung” weiter analysierst, wirst du feststellen, dass diese Idee auch viel mit der Dynamik von Macht zu tun hat. Das bedeutet, dass Menschen die dominante Kultur beschuldigen, sie würde die Elemente der Kulturen nutzen, welche sie zuvor systematisch unterdrückt hatten.

Kulturelle Aneignung ist kein wirklich neues Thema. Dennoch ist dieses Konzept Gegenstand zahlreicher Debatten und Diskussionen. Die Globalisierung und all die technischen Fortschritte erlauben es uns, mit nur einem Klick auf vielfältige Informationen zuzugreifen. Obwohl kulturelle Aneignung an sich keine neue Thematik ist, ist ihre globale Dimension dennoch etwas Neuartiges. Allerdings stellt sich nach wie vor die Frage, was kulturelle Aneignung genau von der Hommage und Anerkennung einer Kultur unterscheidet, die in deren Bewunderung begründet ist?

Die zwei Schlüsselaspekte bei der Beantwortung dieser Frage sind Zustimmung und gerechter Vorteilsausgleich. Das liegt daran, dass bei einigen Formen der Nachahmung ein deutliches wirtschaftliches Interesse besteht, insbesondere im musikalischen Bereich.

In diesem Sinne könnte man kulturelle Aneignung als Ausbeutung bestimmter Symbole durch die Kulturindustrie bezeichnen. Darüber hinaus erfolgt diese Ausbeutung sehr häufig ohne eine symbolische oder ökonomische Anerkennung der ursprünglichen Kultur.

Kulturelle Aneignung versus Assimilation

Es handelt sich um ein sehr kompliziertes Thema, dessen Ursprung im Zusammenfluss aller Geschichten liegt. Daher musst du verstehen, wie die internationale Machtdynamik genau funktioniert, um diese Problematik exakt analysieren zu können.

Zuerst solltest du auch andere Standpunkte zu dieser Thematik betrachten. Einige argumentieren beispielsweise, dass nicht-westliche Menschen, die Jeans tragen, oder indigene Völker, die Englisch sprechen, sich in gewisser Weise die dominanten Kulturen aneignen.

Allerdings gibt es ein entscheidendes Argument, welches gegen diese Aussage spricht: Denn diese Randgruppen verfügen nicht über die erforderliche Macht, um selber entscheiden zu können, ob sie ihre traditionellen Sitten beibehalten wollen oder nicht. Wenn Menschen aus diesen Randgruppen die Elemente der dominanten Kulturen übernehmen, handelt es sich um eine Assimilation, die ihrem Überleben dient.

Einige Beispiele

Die Musikwelt liefert einige klare Beispiele für kulturelle Aneignung. Die Popularisierung der afro-amerikanischen Musik durch Elvis Presley und das Twerking, das bis vor wenigen Jahren mit nicht-weißen Gruppen aus niedrigeren Gesellschaftsschichten in Verbindung gebracht wurde, sind nur zwei davon.

Darüber hinaus gibt es derartige Beispiele auch im Buddhismus, einer Philosophie, die normalerweise für den Frieden steht. Und zwar aufgrund der Stereotype in Zusammenhang mit der Meditation.

Daher ist kulturelle Aneignung auch ein Weg, um Dinge und Themen, die sich ursprünglich jenseits wirtschaftlicher Interessen abspielten, zu kommerzialisieren und in diese Märkte einzuführen.

kulturelle Aneignung - Henna den den Händen

Ist kulturelle Aneignung ein tatsächliches Problem?

Kulturelle Aneignung ist ein problematisches Konzept, das einige Menschen nach wie vor negieren. Sie tun dies aus verschiedenen Gründen:

  • Viele Menschen argumentieren, dass kulturelle Aneignung zwar existent sei, aber kein Problem darstellen würde.
  • Ihre Argumente fokussieren sich auf die Idee, dass Kulturen sich fortlaufend verändern und keine Grenzen haben. Weiterhin sagen diese Menschen, dass Kulturen fortwährend im Fluss sind. Sie entwickeln sich und bewegen sich stetig von einem Trend zum nächsten.
  • Für eine kulturelle Aneignung müsste es bestimmte kulturelle Elemente geben, die sich nur in der Hand von einigen wenigen befinden.
  • Unvereinbarkeit oder eine Rechtswidrigkeit entsteht dann, wenn ein Mensch aufgrund der Handlung eines anderen Menschen etwas nicht mehr tun oder genießen kann, was er bisher immer getan hat. Kulturelle Aneignung findet jedoch statt, wenn etwas, das bisher nur von einer kleinen Gruppe von Menschen genutzt oder getan wurde, auf einmal in Mode kommt.
  • Nicht-rassistischer Rassismus? Hierbei gilt es zu bedenken, dass kein kulturelles Element zu 100 % rein oder unangemessen ist.

Aktivisten werden häufig besitzergreifend in Bezug auf Kulturen und kulturelle Aspekte. Allerdings ist eine solche “Reinheit” nicht für das soziale Umfeld charakteristisch, in dem sich jeder Mensch entwickelt.


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