Kreative Ideen und Ausdrucksformen für Trauernde
Trauernde brauchen die Möglichkeit, ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Viele Menschen, die eine schwere Verlusterfahrung, wie den Tod einer geliebten Person erlebt haben, drücken ihre Trauer ganz intuitiv z. B. über Weinen, Reden oder diverse Aktivitäten aus. Manchen fällt all dies aber schwer und andere wiederum versuchen sich kontinuierlich abzulenken, um den Schmerz nicht spüren zu müssen.
Trauer verändert sich aber nur, wenn wir sie zulassen und ihr dafür genügend Zeit und Raum zugestehen. Sich von der Trauer phasenweise abzulenken, ist überhaupt nicht falsch, ganz im Gegenteil sogar, wir sollten es nur nicht dauerhaft über einen langen Zeitraum tun.
Trauernde und ihre Bewältigungsstrategien
Trauernde greifen erst einmal auf ihnen vertraute Verhaltensmuster zurück. Sehr vereinfacht kann man sagen, dass es 4 verschiedene „Trauertypen“ gibt. Die „Emotionalen“ nehmen ihre Gefühle wahr und drücken sie z. B. über Tränen und Sprache aus. Die „Sachlichen“ versuchen der Trauer eher auf kognitiver Ebene zu begegnen. Für sie ist es wichtig, viele Informationen zu bekommen, um alles besser verstehen zu können. Die „Aktiven“ sind bemüht, beschäftigt zu bleiben. Für sie ist es wichtig, etwas tun zu können. Die „Verdrängenden“ möchten den Schmerz nicht spüren und tun alles dafür, sich von der Trauer abzulenken.
Viele Trauernde können sich klar einem Typen zuordnen, manche finden sich in zwei oder auch manchmal drei Beschreibungen wieder. Es gibt auch Menschen, die regelmäßig Bewältigungsstrategien aus allen vier Typen nutzen, sie sind aber eher selten.
Unterschiedliche Angebote für Trauernde
Da es von Vorteil ist, in Krisenzeiten auf eine große Bandbreite unterschiedlicher Copingmöglichkeiten zurückgreifen zu können, motivieren Trauerbegleiter, Berater und Therapeuten Klienten gerne dazu, Neues auszuprobieren.
Heutzutage gibt es verschiedene Angebote für Trauernde, die genau das ermöglichen wollen und es werden in diesem Bereich ganz sicher noch viele weitere hinzukommen. Manche sehen es kritisch, dass es mittlerweile z. B. extra Yogaseminare, Sportkurse oder Aktivreisen für Trauernde gibt, denn sie sehen darin eine unnötige und schädliche Separierung, andere begrüßen die Entwicklung. Fest steht, dass viele Trauernde erst einmal eher bereit sind, für sie neue Angebote wahrzunehmen, wenn diese auf Trauernde ausgerichtet sind.
Schon ganz am Anfang der Trauerzeit profitieren Menschen, die eine geliebte Person verabschieden müssen, davon, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, selbst aktiv zu werden. Sie können unter anderem den Verstorbenen mit versorgen, einen Sarg oder eine Urne bemalen, die Trauerfeier aktiv mitgestalten, einen Abschiedsbrief schreiben, Blumenschmuck selber fertigen…
Liebe kreativ ausdrücken
Menschen nach einer schweren Verlusterfahrung stehen oft erst einmal unter einer Art Schock und empfinden ein großes Ohnmachtsgefühl. Etwas aktiv für den Verstorbenen tun zu können, hilft ihnen und schafft eine Verbindung zum geliebten Menschen.
Viele empfinden es als tröstlich, überhaupt noch etwas für diese Person tun und darüber auch die Liebe für sie ausdrücken zu können. Das gilt auch für spätere Zeiten. Manche führen aus diesem Grund jahrelang Projekte des Verstorbenen weiter oder fangen etwas in seinem Gedenken ganz neu an. Andere schreiben Biografien, gestalten Erinnerungsbücher oder Internetseiten und erschaffen so etwas Bleibendes. Viele sehen die Grabpflege nicht nur als Pflicht, sondern als Art Liebesdienst an und einige gestalten Grabsteine selber oder fertigen etwas zum Mitnehmen auf den Friedhof. Das können z.B. Gestecke, dekorierte Grabkerzen, bemalte Steine, Betonplatten oder -figuren und Pflanzenstecker sein.
Selbstgemachte Erinnerungsstücke
Auch im eigenen Zuhause gibt es viele Möglichkeiten, mit selbstgemachten Dingen die Liebe zum Verstorbenen auszudrücken. Leider haben aber viele Trauernde erst einmal Vorbehalte gegen alles, was in Richtung Basteln und kreatives Gestalten geht, denn sie haben vielleicht schlechte Erfahrungen in der Schulzeit gemacht oder sie gehen fälschlicherweise davon aus, völlig unbegabt zu sein.
Wer sich überwindet und einfach für den Anfang nicht zu herausfordernde Ideen ausprobiert, findet hingegen oft schnell Gefallen am kreativen Tun. Es hilft sehr, wenn man ohne Anspruch an Perfektion an die Sache herangeht. Es geht nicht darum, perfekte Dinge zu erschaffen, sondern Ziel ist es, etwas Einzigartiges mit Liebe für den Verstorbenen oder zu seinem Andenken selbst zu machen. Möglichkeiten gibt es unzählige.
Anregungen für Tauernde
Wer Anregungen sucht, wird z. B. auf der Internetseite lovecrafts.info fündig. Die Ideensammlung dort ist in zwei Hauptkategorien unterteilt. Bei den Vorschlägen unter „Für den Verstorbenen“ geht es um kleine Gestaltungsprojekte, die man als Geschenk für den Verstorben verstehen kann, also Sachen, die mit zum Friedhof genommen werden können.
Unter „Für sich selbst und andere“ sind kreative Vorschläge zu finden, bei denen es eher um das Gedenken an die geliebte Person geht, wie dem Erstellen ganz persönlicher Erinnerungsschätze. Dafür können auch Textilien oder Gegenstände aus dem Besitz des Verstorbenen genutzt werden.
In den letzten Jahren ist beispielsweise die Idee, sich etwas aus Kleidungsstücken von Verstorbenen zu nähen (oder nähen zu lassen), recht populär geworden. So kann etwa ein Kuschelkissen aus dem Hemd, einer Bluse oder dem Pullover des geliebten Menschen ein greifbares Stück Erinnerung mit hohem Wert für Trauernde werden.
Stofftiere, Handschmeichler, Wandbehänge, Taschen, Umhänge oder Decken sind nur ein paar weitere Ideen. Das Internet bietet zum Thema Upcycling von Textilien noch unzählige weitere Vorschläge und dazu in vielen Fällen auch gleich Anleitungen. Es gibt auch viele Möglichkeiten, etwas aus Stoffen zu machen, ohne dass dafür Nähkenntnisse oder eine Nähmaschine erforderlich sind.
Die kreative Beschäftigung mit Erinnerungsstücken oder das Erschaffen von Dingen, die für den Verstorbenen gedacht sind, ist für jeden Trauernden sinnvoll, unabhängig vom Geschlecht, Alter oder „Trauertyp“. Dem einen ermöglicht es, herunterzukommen und eine Pause einzulegen, anderen hilft es, aus einem nicht enden wollenden Gedankenkarussell auszusteigen und neue Perspektiven zu entdecken. Manchen gelingt über das kreative Gestalten der Zugang zu Gefühlen und sie finden für die Trauer einen Ausdruck.
Kreatives Schreiben in Zeiten der Trauer
Auch das Schreiben ist für Trauernde eine sehr effektive Möglichkeit, Gefühle und Gedanken auszudrücken. Es muss dabei nicht darum gehen, etwas als Andenken an den Verstorben zu erschaffen, sondern es darf auch ausschließlich der eigene Trauerprozess im Fokus stehen.
Manche führen beispielsweise von sich aus ein Trauertagebuch, andere schreiben Gedichte. Vielen Trauernden fehlt es allerdings an konkreten Schreibanregungen. Eine große Auswahl davon findet man im Buch „Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird: Schreibimpulse für einen bewussten Weg durch die Trauer. Hilfen für die Zukunft ohne den geliebten Menschen“.
Gestalterische Tätigkeiten für Trauernde
Gestalterischen Tätigkeiten (intuitives Malen, Modellieren etc.), bei denen es wie in der Kunsttherapie nicht vordergründig darum gehen muss, ein ansehnlichen Werkstück zu erschaffen, sondern innere Bilder und Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken, sind für Trauernde ebenfalls gut geeignet. Gleiches gilt fürs Singen und Musizieren. Wer etwas mit mehr Bewegung sucht, kann z. B. Ausdruckstanz, Pantomime oder SeelenSport® ausprobieren. Letzteres ist ein „Bewegungskonzept, das darauf abzielt Training und Gefühle zu verbinden, um den Körper in seiner Gesamtheit zu stärken“.
Immer mehr Trauerbegleiter und Hospizgruppen bieten Trauerspaziergänge und Wanderungen an, denn die Bewegung in der Natur tut Körper und Geist gut und kann neue Perspektiven eröffnen. Außerdem fällt manchen das Reden über Trauer während des Laufens leichter.
Trau