Körperneutralität: Akzeptiere dich so, wie du bist!
Körperneutralität ist eine Bewegung, die sich im Schatten der Körperpositivität entwickelt hat. Letztere plädiert dafür, dass jeder Körper schön und liebenswert ist. Im Gegensatz dazu geht es bei der Körperneutralität nicht darum, den Körper zu feiern, sondern ihn so zu akzeptieren, wie er ist, ohne den Zwang, ihn zu lieben.
Ein Argument gegen die Körperpositivität ist, dass wir nicht jeden Tag mit unserem Aussehen zufrieden sind (und das ist auch in Ordnung). Außerdem ist es nicht einfach, beim Blick in den Spiegel das Bauchfett, die Dehnungsstreifen oder die dicken Oberschenkel zu lieben. Manche Experten weisen darauf hin, dass diese Bewegung sogar negative psychische Auswirkungen haben kann, denn schließlich ist sie noch immer körperfixiert und konzentriert sich auf das äußere Erscheinungsbild.
Deshalb hat sich die Körperneutralität zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz des eigenen Körpers zu fördern und die Erwartungen und Ängste loszulassen, die das in den Medien beworbene Schönheitsbild vielfach verursacht.
Im Allgemeinen konzentrieren wir uns in unserer Gesellschaft zu stark auf Oberflächliches und Äußerlichkeiten, anstatt uns einfach in Akzeptanz zu üben.
Die Körperneutralität verlangt also nicht, dass du deinen Körper liebst, denn dies kann frustrierend sein, wenn er deine Erwartungen nicht erfüllt. Es geht jedoch darum, zu lernen, sein Äußerliches zu akzeptieren.
Was ist Körperneutralität?
Der Begriff “Körperneutralität” (Body Neutrality) wurde um 2015 als Reaktion auf die Bewegung der Körperpositivität (Body Positivity) geprägt: Blogger, Prominente und verschiedene Experten beabsichtigten damit, das Selbstwertgefühl vom Körperbild zu trennen.
In diesem Sinne zielt die Körperneutralität auf die Akzeptanz des Körpers ab, ohne die Verpflichtung, das eigene Erscheinungsbild zu lieben. Diese Bewegung konzentriert sich auf die funktionale Anerkennung des Körpers, anstatt das Äußerliche in den Mittelpunkt zu stellen. Wir müssen uns über die großartigen Dinge bewusst werden, zu denen unser Körper fähig ist: verschiedenste Bewegungsarten, Umarmungen, ein Kind zur Welt bringen… Tatsächlich ist die Vielseitigkeit unseres Körpers immer wieder erstaunlich.
Körperneutralität und psychische Gesundheit
Das Ziel der Körperneutralität ist es, die Beziehung zu sich selbst zu heilen. Ferner betonen verschiedene Experten die Vorteile dieser Bewegung für die psychische Gesundheit. Zu den wichtigsten davon gehören folgende:
Weniger Vorurteile
Wenn wir uns weniger auf Äußerlichkeiten und mehr auf die Akzeptanz der Vielfalt konzentrieren, können wir Vorurteile abbauen.
Größeres Einfühlungsvermögen
Wer sich selbst akzeptiert, kann auch andere besser akzeptieren und sich in ihre Lage versetzen. Wir entwickeln eine freundlichere innere Haltung und mehr Einfühlungsvermögen.
Weniger Stress
Wenn wir uns dafür entscheiden, unseren Körper so zu akzeptieren, wie er ist und wozu er fähig ist, wird das Stressniveau rund um das Aussehen deutlich sinken. Das wird uns helfen, uns regulierter und entspannter zu fühlen.
Bessere Stimmung
Wenn wir ständig denken, dass unser Körper (oder unsere Beziehung zu ihm) nicht den Erwartungen entspricht, sind wir wahrscheinlich frustriert und schlecht gelaunt. Die Akzeptanz, ohne den Druck, den Körper lieben zu müssen, kann jedoch die Stimmung verbessern.
So praktizierst du Körperneutralität
Wenn du Körperneutralität praktizieren willst, findest du nachfolgend einige Tipps, die dir helfen, diese Perspektive in dein Leben zu integrieren.
1. Sprich mit dir selbst
Der Prozess der Akzeptanz braucht Zeit. Beginne damit, Selbstgespräche über deinen eigenen Körper zu führen. Ein paar Tipps:
- Staune über die vielfältigen Fähigkeiten deines Körpers: “Meine Beine ermöglichen mir das Radfahren”, “Ich kann meinen Körper beim Tanzen koordinieren”, “Meine Hände vollbringen täglich erstaunliche Leistungen”…
- Wenn du spürst, dass dein Körper nicht immer gut funktioniert, versuche, emotionale Belastungen zu überwinden und übe dich in Akzeptanz. Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Knie zu beugen, musst du das akzeptieren, anstatt das Problem zu verstecken. Natürlich ist es auch wichtig, in diesem Fall entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit zu verbessern.
2. Vermeide es, über den Körper anderer Menschen zu sprechen
Kommentare über das Aussehen anderer Menschen sind weitverbreitet. Auch wenn wir niemanden beleidigen wollen, können wir andere dadurch verletzen. Körperneutralität bedeutet, nicht über Äußerlichkeiten zu diskutieren, denn schließlich gibt es weitaus wichtigere und erbaulichere Themen.
3. Passe deine Ernährung an dein Wohlbefinden an
Das Konzept der intuitiven Ernährung passt perfekt zur Körperneutralität. Diese Ernährungsform geht davon aus, dass der Körper weiß, was und wie viel er braucht. In diesem Sinne gibt es bei der Körperneutralität keine spezifischen Diäten. Du musst selbst entscheiden, was für dich am besten ist und womit du dich wohlfühlst.
4. Treibe Sport, der dir Spaß macht
Jeder Körper profitiert von körperlicher Aktivität. Die Sportindustrie hat sich jedoch auf die Gewichtsabnahme, die Veränderung der Körperform und die Fettverbrennung konzentriert.
Wenn wir unsere Körpergröße und -form akzeptieren, brauchen wir kein Training, das uns keinen Spaß macht, nur um Fett und Kalorien zu verbrennen. Du entscheidest dich am besten für Bewegungsformen, die du liebst und hörst auf, wenn du müde bist oder keine Lust mehr hast.
Körperneutralität ist ein Lebensstil, der dir hilft, deinen Körper zu akzeptieren und zu respektieren. Du brauchst Zeit, um dich umzustellen, doch du wirst sehen, dass es sich lohnt.
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- Pedraz, M. (2010). La construcción social del cuerpo sano. El estilo de vida saludable y de las práctics corporales de la forma como exclusión. Nómadas. Critical Journal of Social and Juridical Sciences, 28(4) ISSN: 1578-6730. Disponible en: https://www.redalyc.org/articulo.oa?id=18118913007