Körperdysmorphe Störung und verzerrte Körperwahrnehmung

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 04. April 2023

Die körperdysmorphe Störung (KDS) äußert sich durch die verzerrte Körperwahrnehmung: Betroffene konzentrieren sich auf eingebildete oder leichte Defekte im Erscheinungsbild, die für andere kaum wahrnehmbar sind. Diese “Makel” verursachen großes Leid, denn sie beherrschen die Gedanken, die aufdringlich und unkontrollierbar sind. Die Auswirkungen machen sich in allen Lebensbereichen deutlich, denn die Sorge um ihr Aussehen bestimmt die Handlungsweisen der Betroffenen. Lies weiter, um mehr über die körperdysmorphe Störung zu erfahren.

Die körperdysmorphe Störung: Was ist das?

Die American Psychiatric Association (2014) erklärt, dass Betroffene ihren Körper als fehlerhaft betrachten: Akne, eine große Nase, ein muskulöser Körper oder ein Muttermal im Gesicht können so intensiv wahrgenommen werden, dass alle Gedanken nur noch um diesen “Makel” kreisen. Betroffene Personen betrachten sich typischerweise ständig im Spiegel, versuchen den “Schönheitsfehler” unter Make-up oder weiter Kleidung zu verbergen und ziehen sich häufig immer mehr aus dem Gesellschaftsleben zurück. 

Aus klinischer Sicht können die Symptome ernst sein, denn diese Krankheit wirkt sich sehr negativ auf das persönliche, familiäre, soziale, schulische und berufliche Umfeld aus. Diese Störung beginnt in den meisten Fällen im Jugendalter und ist bei Frauen etwas häufiger zu beobachten.

Die verzerrte Körperwahrnehmung

Betroffene Personen zeigen Veränderungen in den exekutiven Funktionen. Insbesondere treten Verzerrungen bei der Verarbeitung und Interpretation von Details auf. Anstatt körperliche Informationen ganzheitlich zu erfassen, konzentrieren sie sich auf die Unvollkommenheit, die sie als bedrohlich empfinden.

Die verzerrte Körperwahrnehmung äußert sich unter anderem wie folgt:

• Personen mit einer körperdysmorphen Störung entwickeln eine hypersensible Aufmerksamkeit für alles, was unvollkommen ist, unabhängig davon, ob es sich um ihre eigenen Fehler oder die anderer handelt. Sie vergleichen sich ständig mit anderen, um mögliche Makel hervorzuheben.
• Auf neuropsychologischer Ebene haben sie Schwierigkeiten, Gesichter und Gesichtsreize zu verarbeiten.
• Betroffene verarbeiten Gefühle auf verzerrte Weise. Sie interpretieren beispielsweise Emotionen, die durch Gesichtsausdrücke vermittelt werden, negativ, auch wenn sie neutral sind.
• Sie haben eine dysfunktionale Ausprägung des Selbstbewusstseins. Das bedeutet, dass sie sich übermäßig über ihr Aussehen bewusst sind, was dazu führt, dass sie ihre Mängel übertrieben wahrnehmen. Infolgedessen konstruieren sie ein unrealistisches, verzerrtes, verändertes und entstelltes Selbstbild.
• Sie glauben, dass auch andere sie so wahrnehmen, wie sie selbst. Betroffene haben Angst davor, dass andere nur ihre Pickel, ihr Muttermal oder andere vermeintliche Makel sehen.
• Sie antizipieren die Zukunft. Dazu spielen sie in ihrem Kopf immer wieder verschiedene Bilder mit Situationen durch, die eintreffen könnten, um sie kontrollieren zu können.
• Außerdem leiden Betroffene an emotionalen Störungen. Sie schämen sich, haben das Gefühl, Versager zu sein, und glauben, nicht wie alle anderen zu sein. Dies verstärkt die kognitiven Verzerrungen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Es gibt eine Vielzahl von Interpretationsmustern, die die Entwicklung der Störung unterstützen und aufrechterhalten. Diesen Menschen fehlt die Fähigkeit, den kleinen Makel in die Gesamtheit ihres Körpers zu integrieren. Deshalb scheint er enorm und nimmt die gesamte psychische Sphäre der Person ein. Der vermeintliche Defekt ist allgegenwärtig. Es gibt jedoch wirksame Behandlungen, unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie.