Können Social Media Essstörungen auslösen oder begünstigen?
Im Zeitalter von Instagram, Twitter, TikTok & Co. werden wir mit Informationen, Bildern und Ratschlägen überflutet. Themen, die bis vor wenigen Jahren noch Experten vorbehalten waren, stehen jetzt jedem zur Verfügung, der sich informieren möchte. Die digitalen Plattformen arbeiten mit ausgeklügelten, selbstlernenden Algorithmen, um uns automatisch Informationen zu liefern, die unserem Interesse entsprechen. Social Media sind deshalb sehr attraktiv, doch es hat auch ihre Schattenseiten. Heute gehen wir der Frage nach, ob sie Essstörungen auslösen können.
Ernährungsthemen sind sehr beliebt, sie liegen bereits seit einigen Jahren stark im Trend. Dies ist nicht überraschend, denn schließlich leistet die Ernährung einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit und beeinflusst auch unser äußeres Erscheinungsbild. In diesem Zusammenhang legen wir nicht nur Wert auf gesunde Ernährungsformen, sondern auch auf die Qualität und Nachhaltigkeit der Lebensmittel.
Auf Social Media finden wir viele Experten im Ernährungsbereich, die wichtige Informationen bereitstellen, doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch Falschinformationen finden weite Verbreitung. Dazu kommt, dass Plattformen wie Instagram dem sozialen Vergleich und der Selbstdarstellung dienen und Schönheitsideale verbreiten, die nicht der Realität entsprechen.
Der Zusammenhang zwischen Social Media und Essstörungen
Social Media sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits finden wir schnell und einfach hilfreiche Experteninformationen, die so manche Zweifel lösen können und uns häufig auch eine persönliche Beratung ersparen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass sich auch viele als Experten verkaufen, die kein Hintergrundwissen nachweisen können. Obwohl diese Personen keine Ausbildung auf dem Fachgebiet haben, über das sie berichten, stellen sie sich als erfahrene Koryphäen dar und erreichen oft eine Vielzahl an Followern, die ihren Ratschlägen folgen.
Die Anzahl der Follower gibt jedoch keine Auskunft über die Qualität der geteilten Informationen. Nur der akademische und berufliche Hintergrund lässt uns erkennen, ob es sich tatsächlich um vertrauenswürdiges Expertenwissen handelt oder nicht.
Im Bereich der Ernährung können Falschinformationen zu einer ernsten Gefahr werden. Verschiedene Studien haben den direkten Zusammenhang zwischen Essstörungen und der Nutzung von sozialen Netzwerken aufgezeigt. Betroffen sind vorwiegend Jugendliche, jedoch auch Erwachsene. Diese Störungen beeinträchtigen die körperliche und geistige Gesundheit der Betroffenen erheblich.
Ernährungsberater oder Influencer?
Beim Durchstöbern sozialer Netzwerke siehst du ein Video eines angeblichen Ernährungsexperten, der Tipps gibt, um die Traumfigur zu erreichen: verbotene Lebensmittel, Diäten und Tricks, um Exzesse wieder “auszubügeln”. Er hat zahlreiche Follower, die seine Beiträge kommentieren und sich für die Inhalte bedanken. Auch du folgst ihm, denn du möchtest Tipps eines erfahrenen Experten, um endlich abzunehmen.
Die Plattform schlägt dir jetzt ständig ähnliche Profile vor, die dich auch interessieren könnten. Du erfährst verschiedene Tipps und Tricks und veränderst allmählich dein Verhalten: Manche Lebensmittel verbannst du komplett und außerdem stellst du dich ständig auf die Waage, um die Ergebnisse zu überprüfen. Zusätzlich beginnst du mit einem harten Training, das dich bis zur Erschöpfung bringt.
Wenn du etwas “Falsches” isst, hast du Gewissensbisse. Außerdem bist du nicht mehr in der Lage, dein emotionales Unbehagen zu kontrollieren. Allerdings bist du dir noch nicht bewusst, dass du an einer Essstörung leidest. Vielleicht war dein Verhalten bereits davor auffällig und hat sich nur verstärkt.
Ethik und Professionalität sind bei der Verbreitung sensibler Informationen von entscheidender Bedeutung. Wenn Likes und Follower wichtiger als die Qualität der Inhalte sind, kann der Schaden groß sein.
Auch wenn Informationen mit guter Absicht verbreitet werden, können sie schädliche Folgen haben, wenn sie unethisch und unprofessionell sind.
Social Media und das verzerrte Schlankheitsideal
Verschiedene Studien bestätigen den Zusammenhang zwischen Social Media und Essstörungen. Der falsche Umgang mit sozialen Netzwerken vermindert das Selbstwertgefühl und verzerrt das eigene Körperbild, was zu verschiedenen psychischen Problemen führen kann. Die Verinnerlichung eines unrealistischen Schlankheitsideals spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine wesentliche Rolle.
Social Media können das Risiko für krankhaftes Essverhalten erhöhen.
Abschließende Gedanken
Ein kritischer Blick hilft dir, seriöse Inhalte von Falschinformationen zu unterscheiden. Überprüfe, ob sich hinter dem Profil tatsächlich ein erfahrener Experte verbirgt, der eine entsprechende Ausbildung vorweisen kann. Du kannst außerdem einen wichtigen Beitrag leisten, indem du Falschinformationen nicht teilst.
Vergiss nicht, dass das Schönheitsbild, das in sozialen Netzwerken verbreitet wird, nicht der Wirklichkeit entspricht. Die meisten Influencer zeigen nur einen manipulierten und idealisierten Ausschnitt aus ihrem Leben, der nicht die Realität abbildet.
Falls du an einer Essstörung leidest oder glaubst, in Gefahr zu sein, solltest du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, die du unter anderem an folgenden Stellen findest:
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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