Kinderängste effizient therapieren

Viele Kinder stehen in der Schule, durch zahlreiche außerschulische Aktivitäten und die fehlende Zeit der Eltern vor großen Herausforderungen, die Stress und Ängste verursachen können.
Kinderängste effizient therapieren
Alicia Escaño Hidalgo

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Alicia Escaño Hidalgo.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Angst ist eine unserer grundlegenden Emotionen. Es handelt sich um einen Schutzmechanismus, der eine angemessene Reaktion auf eine bedrohliche Situation ermöglicht. Kinderängste sind deshalb ganz normal, allerdings leiden rund 18 % der Kinder an übertriebener Angst oder Angsstörungen.

Die häufigsten Störungen in der Kindheit sind Trennungsangst, vorwiegend bei Kindern unter 12 Jahren, sowie spezifische Phobien und generalisierte Ängste. Mädchen leiden häufiger an Angststörungen und neigen zu starker Komorbidität mit Depression.

Die Symptome der Kinderängste beeinträchtigen ihr Leben in der Schule, in der Familie oder im sozialen Umfeld. Häufig leiden sie an  Herzklopfen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Übelkeit und Schlafstörungen.

In der Folge entwickeln betroffene Kinder häufig Vermeidungs- und Fluchtverhalten. Für Eltern gestaltet sich diese Situation komplex, denn häufig führt ihr Handeln zu negativer Verstärkung. Sie geben dem Vermeidungsverhalten des Kindes oft nach und verschlimmern damit das Problem.

Kinderängste therapieren

Kinderängste effektiv therapieren

Verschiedene Strategien helfen, Kinderängste zu behandeln. Psychologische Therapien haben sich als sehr wirksam erwiesen und haben im Vergleich zu einer pharmakologischen Behandlung den Vorteil, keine Nebenwirkungen zu haben.

Sollte die Psychotherapie nicht erfolgreich sein, oder wenn es sich um eine schwere Störung handelt, kommen auch bei Kindern Arzneimittel zum Einsatz. In der Regel verschreibt der Facharzt Antidepressiva, da sie bestimmte kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Lernen weniger stark beeinflussen wie Anxiolytika. Auch Benzodiazepine kommen zur Anwendung. Sie helfen bei Ängsten und können während der verhaltenstherapeutischen Behandlung verwendet werden.

Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie empfehlen sich verschiedene Strategieansätze. Einige davon sind:

  • Entspannungsübungen für Kinder. Dies ist die Behandlung der Wahl bei generalisierter Angst und Trennungsangst. In der ersten Phase wird das Kind auf die Mindestfähigkeiten getestet, die für die Durchführung der Übung erforderlich sind. Es muss 5 Sekunden lang still stehen, 5 Sekunden lang Blickkontakt halten, Imitationsfähigkeiten besitzen und einfache Anweisungen befolgen können. Danach erklärt der Experte, wie Angst funktioniert und welche Entspannungstechniken es anwenden kann. Einige Möglichkeiten sind die Säuglingsmassage, Entspannungsspiele und imaginäre Techniken, bei denen Geschichten erzählt werden und das Kind in einem bestimmten Moment einen Körperbereich anspannt und dann entspannt.
  • Selbstinstruktionen. Das Kind lernt, die kognitiven Komponenten, die Angst auslösen, durch bewältigende Verbalisierungen zu ersetzen.
  • Kendall’s Coping Cat Program. Es handelt sich um eine zweiteilige kognitive Verhaltenstherapie. In der ersten Phase lernt das Kind, Angstsymptome und Gedanken zu erkennen und entwickelt einen Bewältigungsplan (“FEAR”-Plan). Die Eltern lernen, das Bewältigungsverhalten zu verstärken und Beschwerden und Vorwürfe zu vermeiden. In der zweiten muss die Angstsituation durchlebt werden.
  • Coping Koala Program (Barrett et al.). Diese Methode ist der zuvor beschriebenen sehr ähnlich. Die Eltern erhalten ein Buch mit dem Titel “Coping with anxiety in the family”, um mit der Situation besser umzugehen.
  • Trainingsprogramm “Freunde für Kinder” (Barret). Diese familienbasierte kognitive Verhaltenstherapie ist für Kinder von 6 bis 11 und von 12 bis 16 geeignet. Auf Englisch nennt sich diese Methode “FRIENDS”, wobei jeder Buchstabe des Wortes eine Technik repräsentiert. “F” steht zum Beispiel für “Feeling Worried?”.
  • FORTIUS-Programm. Diese Therapie richtet sich an Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren. Das Ziel ist, psychische Stärke zu entwickeln und emotionale Schwierigkeiten zu verhindern. Es basiert auf dem olympischen Motto “citius, altius, fortius” (schneller, höher, stärker). Diese Methode lehrt, mit schwierigen Situationen und negativen Emotionen wie Angst umzugehen. Sie kommt in Schulen und Kliniken erfolgreich zum Einsatz.
Kinderängste therapieren

Schlussfolgerungen

Es hat sich gezeigt, dass psychologische Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen sehr wirksam sind, um Ängste zu bekämpfen. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang jedoch die Prävention. Manchmal sind Kinder Stress ausgesetzt, der sie überwältigt. Oft haben die Eltern wenig Zeit, die Schule ist eine große Herausforderung oder es liegen andere Gründe vor, die Kinderängste auslösen.

Die Eltern müssen in vielen Fällen lernen, ihre Erwartungen an das Kind anzupassen, Grenzen zu setzen und dem Kind Sicherheit zu geben. Es ist wichtig, ihm Zeit zu schenken, ihm zuzuhören und mit ihm zu spielen. In Anwesenheit des Kindes ist es deshalb vorteilhaft, wenn die Eltern ihre Handys, Sorgen und Streitereien beiseitelegen.


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  • American Psychiatric Association (APA) (2014): Manual de Diagnóstico y Estadísitico de los Trastornos Mentales, DSM5. Editorial Médica Panamericana. Madrid.
  • Comeche, M y Vallejo, P, M (2016). Manual de Terapia de Conducta en la infancia. 3º edición. Editorial: Dykinson-Psicología

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