Kinder und Hausaufgaben
In den letzten Jahren wurden die Vor- und Nachteile von Hausaufgaben immer wieder diskutiert. Erhöhen Hausaufgaben die Effektivität der Bildung? In diesem Artikel erklären wir die Argumente sowohl für als auch gegen die Erteilung von Hausaufgaben an Kinder.
Die neuesten Statistiken der Weltgesundheitsorganisation besagen, dass 7 von 10 Schülern unter Stress leiden. Dabei bezieht der Stress sich im Wesentlichen auf jene Stunden am Tag, die Schüler mit ihren Hausaufgaben zubringen.
Aktuell werden weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet durchgeführt. Diese konzentrieren sich auf drei grundlegende Fragen: Welchen Zweck erfüllen Hausaufgaben? Führen mehr Hausaufgaben zu einer besseren Bildung? Führt eine Steigerung der elterlichen Beteiligung zu einer verbesserten Leistung von Kindern?
Welchen Zweck erfüllen Hausaufgaben?
Um die Nützlichkeit von Hausaufgaben zu diskutieren, ist zunächst klarzustellen, warum Lehrer zusätzliche Aufgaben für den heimischen Schreibtisch erteilen. Wir können diese Frage aus zwei Perspektiven angehen: Hausaufgaben festigen entweder das bereits Gelernte oder vervollständigen die Arbeit des Tages.
Die erste Perspektive bezieht sich auf die Tatsache, dass Kinder das Gelernte mehrfach einüben müssen. Dadurch können sie das erworbene Wissen festigen. Und Hausaufgaben sind tatsächlich eine gute Möglichkeit, um neue erlernte Fähigkeiten zu üben und Kenntnisse zu wiederholen. Diese individuelle Anstrengung ist vor allem dann unerlässlich, wenn sich das Kind in einer Schlüsselphase seiner sprachlichen Entwicklung befindet, beispielsweise während der Alphabetisierung. In diesem Fall ist die fortgesetzte Übung die einzige Chance, kontinuierliche Verbesserung zu gewährleisten.
Die zweite Perspektive betrachtet Hausaufgaben als eine Fortsetzung dessen, woran die Kinder an diesem Tag bereits gearbeitet haben. Mit anderen Worten, sie vervollständigen zu Hause, was sie im Unterricht nicht beenden konnten. Dieser Ansatz erntet zunehmend Kritik als ein Misserfolg des Bildungssystems. Man könnte es auch so formulieren: Da die Lehrer nicht über ausreichende Ressourcen verfügen, müssen die Schüler jene Aufgaben zu Hause erledigen, die sie eigentlich in der Schule hätten lösen sollen.
Am bequemsten wäre es übrigens, wenn die Kinder schon während der Schulzeit ihre Hausaufgaben machen könnten. Dann könnten sie ihre Nachmittage in Sport, Kultur und andere Freizeitaktivitäten investieren. Diese Aktivitäten sind ebenso wichtig für die Entwicklung der Kinder wie die Bildung in der Schule.
Es gilt aber auch, wenn Kinder nach der Schule Hausaufgaben machen müssen, müssen sie lernen, sich selbst zu organisieren und ihre Arbeit zu planen. Das ist ebenfalls sehr vorteilhaft. Nach und nach fördert die Wiederholung dieser Routine die Verinnerlichung von Werten wie Anstrengung, Ausdauer und persönlichem Engagement.
Ist es eine gute Sache, den Hausaufgaben viel Zeit zu widmen?
“Viel Zeit” ist natürlich relativ. Im Allgemeinen ist es jedoch nicht gut, die Kinder mit so vielen Hausaufgaben heimzuschicken, dass sie darunter ersticken. So nützlich sie uns auch erscheinen mögen, eine Überlastung führt zum genauen Gegenteil des gewünschten Ziels und ist kontraproduktiv.
Wir müssen bedenken, dass mit zunehmendem Alter der Kinder auch die benötigte Zeit wächst, in der sie lernen. Für die Kleinen reicht eine halbe Stunde pro Tag aus, um das Wissen, das sie während des Tages erworben haben, zu festigen. In der Oberstufe sicher nicht mehr.
Es ist kann daher zielführend sein, Zeitpläne für die Erledigung der Hausaufgaben zu erstellen. Auf diese Weise verschwenden Kinder keine Zeit mit Ablenkungen oder Ausreden, was ihre Aufmerksamkeit erhöht und sie ihre Hausaufgaben effektiver erledigen lässt.
Führt eine stärkere Einbindung der Eltern zu einer besseren Leistung?
Die Antwort auf diese Frage lautet: nicht unbedingt. Es ist zwar praktisch, wenn die Eltern in der Nähe bleiben, falls ihre Kinder Fragen haben oder nicht wissen, wie sie sich organisieren sollen. Doch es ist nicht vorteilhaft, wenn die Eltern bei ihren Kindern am Tisch sitzen, während diese an den Hausaufgaben arbeiten. Die Hausaufgaben liegen schließlich nicht in der Verantwortung der Eltern. Die Kinder müssen lernen, autonom zu arbeiten und ihre Verpflichtungen wahrzunehmen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Hausaufgaben für Kinder von Vorteil sind, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen. Dabei ist das primäre Ziel eben nicht, die Arbeit fehlerfrei zu erledigen. Es geht vor allem um die Disziplin, die sie durch die Hausaufgaben von klein auf erwerben. Es ist wichtig, dass sie sich daran gewöhnen, Anweisungen zu befolgen, und dass sie lernen, wie sie sich organisieren können, wenn sie noch klein sind.