Ist mangelnde sexuelle Begierde ein Problem?
Wenn wir über sexuelle Probleme sprechen, denken wir für gewöhnlich an Probleme, die sich auf den Orgasmus beziehen. Wir sprechen über Dinge wie die vorzeitige Ejakulation oder die Schwierigkeit mancher Frauen, einen Orgasmus zu bekommen. Doch sind dies die einzigen Probleme?
Ganz und gar nicht. Tatsache ist, dass es unter den Problemen, die unser Sexleben beeinflussen können, auch weniger bekannte gibt. Probleme, bei denen wir vielleicht nicht wissen, wie man sie löst, oder gar ignorieren, dass sie ein Problem darstellen.
In diesem Beitrag werden wir uns zunächst auf die Phasen des Geschlechtsverkehrs konzentrieren. Denn dort steigert sich gewöhnlich die sexuelle Begierde. Lies weiter, um mehr zu erfahren!
Was ist die sexuelle Reaktion?
Gleich zu Anfang ist es wichtig, uns darüber klar zu werden, wie die sexuelle Reaktion abläuft. Sie wird in fünf Phasen unterteilt:
- Begierde: Hier beginnt die sexuelle Reaktion. Charakterisiert ist diese Phase durch die Anwesenheit von sexuellen Gedanken oder Fantasien, und dem Verlangen, dass der Sexualakt stattfindet. Aber auch durch mögliche hormonelle Veränderungen.
- Erregung: Dies ist die zweite Phase. Hier haben Menschen ein subjektives Gefühl der Erregung. Doch nicht nur das, ihr Körper bereitet sich ebenfalls auf den Geschlechtsakt vor. In anderen Worten finden sowohl im weiblichen als auch im männlichen Körper physiologische Vorbereitungen für den Geschlechtsverkehr statt.
- Orgasmus: Zusätzlich zu einer Reihe von Kontraktionen im weiblichen und männlichen Körper erzeugen Orgasmen ein Gefühl und einen Zustand der Lust.
- Rücklauf: Nach dem Orgasmus entsteht ein Gefühl der Befreiung und Entspannung, während der Körper zu seinem vorherigen Zustand zurückkehrt.
- Sexuelle Befriedigung: Dies ist die subjektive, psychische Komponente der Befriedigung durch den Geschlechtsverkehr. Hier endet die sexuelle Reaktion.
In jeder dieser Phasen können verschiedene Probleme auftauchen. Wir können diese Schwierigkeiten auf verschiedene Weise klassifizieren. Zum Beispiel als primär oder sekundär, transient oder permanent, situativ, anhand ihres Schweregrades oder ätiologisch. Wenn eine Dysfunktion auf organischen Defiziten beruht, handelt es sich um eine primäre Störung. Sekundäre Störungen treten infolge anderer Erkrankungen auf. Eine Dysfunktion gilt als situativ, wenn sie nur unter ganz bestimmten Umständen besteht. Es können leichte, mittelschwere und schwere Einschränkungen bestehen. Bezüglich ihrer Ätiologie können beispielsweise organische von psychisch bedingten Dysfunktionen unterschieden werden.
Probleme mit der sexuellen Begierde
In der ersten Phase der sexuellen Reaktion kann es zu Schwierigkeiten aufgrund mangelnder sexuelle Begierde kommen. Während auch eine erhöhte sexuelle Begierde problematisch sein kann, ist dies doch seltener der Fall. Sehr häufig kommt es dagegen vor, dass einer der Partner schlicht keine Lust empfindet. Das heißt, der Sex wird für ihn zur Pflicht und er hört auf, ihn als etwas Befriedigendes zu bewerten. Ein Mangel an sexueller Begierde bedeutet eine ungewöhnliche und anhaltende Minderung des Verlangens, Geschlechtsverkehr zu vollziehen.
„Es gibt nur eine treibende Kraft: die Begierde.“
Aristoteles
Warum passiert das? Die Ursachen sind vielfältig. Lasst uns mit der Beziehung beginnen. Mangelnde sexuelle Begierde kann sich dann ergeben, wenn es Konflikte gibt. Wenn das Paar das Gefühl hat, festgefahren zu sein. Oder wenn einer von beiden tatsächlich eine sexuelle Dysfunktion hat und ihm diese die Lust nimmt, sich mit Sex zu beschäftigen: Begierde entsteht bei Erwartung einer erfreulichen Situation. Dementsprechend mangelt es an Begierde, wenn der Sex nicht als angenehm wahrgenommen wird.
Es gibt auch andere Ursachen. Auf physischer Ebene spielen Erkrankungen und Medikamente eine Rolle. Orale Verhütungsmittel und körperliche Ermüdung können die sexuelle Begierde dämpfen, ebenso wie folgende psychische Faktoren:
- Angst, Stress und Depression
- Eine ambivalente sexuelle Orientierung
- Traumatische sexuelle Erfahrungen, die die Hemmung in eine sexuellen Aversion umwandeln können, in ein Gefühl der extremen Abneigung gegenüber sexueller Aktivität.
Da das sexuelle Verlangen die erste Phase der sexuellen Reaktion ist, bedeutet mangelnde Lust eine erhebliche Einschränkung der Sexualität. Es ist zu empfehlen, bei einem solchen Problem die professionelle Hilfe eines Psychologen in Anspruch zu nehmen. Es gibt eine Menge, was du tun kannst, um deinem Sexleben zu neuem Schwung zu verhelfen!
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Sweet Ice Cream Photography, Charlie Hang und Jeremy Bishop