Ich bin depressiv und möchte nur, dass man mir Verständnis entgegenbringt

Ich bin depressiv und möchte nur, dass man mir Verständnis entgegenbringt

Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2017

Vielleicht warst du schon einmal traurig, depressiv und kraftlos, ohne triftigen Grund für diesen Gemütszustand. Vielleicht läuft es in deinem Leben eigentlich ganz gut: Du hast einen Arbeitsplatz, der es dir ermöglicht, deinen Lebensunterhalt zu bezahlen, du hast einen Partner, ein Dach über dem Kopf, aber irgendetwas in deinem Inneren verhindert dein Glück. Diese übermäßige Antriebslosigkeit und Traurigkeit, die es dir unmöglich machen, am Morgen aufzustehen, und du weißt einfach nicht wieso, sind als endogene oder melancholische Depression bekannt.

Diese Art der Depression, die in unserer Gefühlswelt entsteht, die dir kaum Luft zum Atmen lässt, die dir das Gefühl gibt, als hättest du die Last der gesamten Welt auf deinen Schultern, ist sehr schwierig zu erklären. Andere sehen keinen Anlass dafür, dass in deinem Umfeld etwas nicht stimmt, aber du kannst gegen dieses Gefühl der Erschöpfung und Teilnahmslosigkeit einfach nicht ankämpfen. Deine Mitmenschen können diese Ketten, die dich ans Bett fesseln, nicht sehen, den Schmerz, den du ohne Wunden, die diesen erklären würden, in deinem Körper verspürst, nicht spüren, und es fällt deinem Umfeld schwer, dich zu verstehen. Es ist schwierig, einen Grund für eine Depression zu erklären, aber es ist klar, dass sie mit Schuldgefühlen, Hoffnungslosigkeit und fehlender Lebensfreude einhergeht.

Für die Traurigkeit der Seele gibt es unter Umständen keine Erklärung, aber das bedeutet nicht, dass sie weniger schmerzt. Es ist eine unsichtbare Strafe, die nur schwierig in Worte zu fassen ist, aber das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt.

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Der Schmerz ist für deine Augen unsichtbar, aber nicht für meine

Der Schmerz, den ich fühle, ist für deine Augen unsichtbar, denn es gibt keine Wunden, die erklären, wie ich mich fühle. Manchmal fällt es mir sogar schwer, in Worte zu fassen, was ich erlebe. Die Depression taucht einfach auf, zieht mich herunter und macht es mir unmöglich, an all das Gute zu denken, das ich habe. Die Welt wird zu einem feindseligen Ort und mit jeder Bewegung erinnere ich mich daran, wie unnütz ich mich fühle.

Es gibt nichts, das mir Hoffnung gibt; alles Gute versiegt wie Tränen im Regen und dadurch kann ich nichts weiter als die Dunkelheit sehen, in der ich mich befinde. Ich habe keine Kraft und ich kann mich nur schwer ausruhen, weil meine Gedanken es mir verwehren, Schlaf zu finden, bis irgendwann der Morgen graut.

Aber genau diese Gedanken sind das ungesündeste der Welt. Ich denke, dass ich ein Versager bin, zu nichts zu gebrauchen, dass die Zukunft keinen Silberstreif am Horizont für mich bereithält, denn ich bin nichts wert und die Welt ist ein dunkler Ort, der mir immer wieder vor Augen führt, wie wenig ich wert bin. Sie hat mich schon so weit gebracht, hin und wieder darüber nachzudenken, meinem Leid ein Ende zu bereiten, doch dafür habe ich nicht die Kraft und im Grunde genommen weiß ich, dass das keine Lösung ist.

Ich bin umgeben von dieser Dunkelheit, in die mich die Depression hineinzieht. Ich werde zu meinem größten Feind. Ich hasse mich und ich schade mir.

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Es liegt an mir, mich besser zu fühlen

Aber am schlimmsten daran ist, dass ich weiß, dass es an mir liegt, mich besser zu fühlen. Die Depression vernebelt mir die Sicht und so kann ich nicht sehen, dass ich es bin, der um Hilfe bitten muss, weil es eine Krankheit ist, unter der ich leide. Sie ist es auch, die mich daran hindert, zu verstehen, dass es an mir liegt, etwas an meiner Situation zu verändern und geheilt zu werden, auch wenn mir das schwerer fällt, als ich zugeben will.

So sehr du mir auch helfen willst, schadet mir diese überbesorgte Haltung mehr, als das sie gut für mich ist. Ich brauche auch nicht diese bemitleidenden Worte oder Ratschläge, wie „wenn ich du wäre, würde ich…“  oder „ich verstehe, was du durchmachst, aber…“.

Man kann nicht jedem helfen, aber jeder kann jemandem helfen, und manchmal bist du dieser jemand.

Was ich brauche, ist, dass du mir Verständnis entgegenbringst und nicht übermäßige Besorgnis. Ich brauche es, dass du offen bleibst, versuchst, meine Gefühle zu verstehen, mich dazu bewegst, mir professionelle Hilfe zu suchen, und nicht Psychologe spielst.

Die Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit und auch wenn sie nur schwierig zu erklären ist, dürfen wir nicht zulassen, dass sie uns nach und nach in ihre Dunkelheit hineinzieht. Licht in die Dunkelheit bringen nicht die Ratschläge eines Freundes, sondern eine angemessene Behandlung der Krankheit. Eine Depression heilt man nicht lediglich durch Antidepressiva, denn sie ist das Ergebnis genetischer, biochemischer und psychologischer Faktoren, und deshalb sollten all diese Aspekte therapiert werden.

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