Höflichkeit kostet nichts und man bekommt viel dafür
Höflich sein kostet nichts und man kann trotzdem viel dafür bekommen. Es ist ein Verhalten, das man gern öfter sehen würde, denn Worte, die mit Sanftheit, Taktgefühl und Höflichkeit gesagt werden, sind konstruktiv. “Es tut mir leid”, “Bitteschön”, oder, “Gehen Sie ruhig vor” sind das Parfüm dieser Freundlichkeit, die viele von uns versuchen umzusetzen.
Die Höflichkeit ist nicht nur als ein einfacher Akt des Respekts gegenüber unseren Mitmenschen anzusehen, sie ist noch viel mehr als das. Wir sprechen hier von einem persönlichen Wert, von einer Handlungsweise, bei der wir positive Beziehungen durch Herzlichkeit aufbauen. Die Anerkennung dient uns hier als ein Instrument, eine bedeutende, ja mächtige Sprache aufzubauen.
Wenn wir für einen Moment innehalten, um diese Art des Verhaltens zu analysieren, dann bemerken wir, dass ein höflicher Akt oft als etwas völlig Unerwartetes erlebt wird. Warum ist diese Person nur so nett zu mir? Will sie mit mir flirten? Will sie etwas von mir? Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Höflichkeit uns tatsächlich überrascht und sogar unser Misstrauen weckt.
Das ist eine interessante Tatsache, die unsere Reflexion verdient hat.
Die Höflichkeit wird durch Beispiele gelehrt
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir von programmierten Maschinen bedient werden, wenn wir nach Hilfe oder Information bei bestimmten Institutionen oder Firmen per Telefon fragen. In unseren Zügen und Bussen werden wir durch Schilder daran erinnert, dass wir den Sitz Schwangeren oder älteren Menschen überlassen sollen, denn anscheinend vergisst man sonst, dies zu tun.
Im Gegensatz dazu braucht eine höfliche Person niemanden, der sie daran erinnert, wie man im Alltag freundlich ist. Sie macht es so, weil sie es so fühlt, weil sie es von klein auf so erfahren hat. Auch wenn es seltsam erscheint, reicht es nämlich nicht, unseren Kindern einfach zu sagen, dass sie freundlich sein sollen, immer schön “Danke” und “Guten Tag” sagen sollen oder ein “Tut mir leid” anbringen, wenn die Situation danach verlangt.
Kinder lernen anhand von Beispielen mehr als anhand von Worten, deshalb müssen wir sehr vorsichtig mit dem sein, was wir unter ihrem ständig aufmerksamen Blick machen oder sagen, der immer alles aufnimmt und höchst sensibel ist.
- Es bringt überhaupt nichts, einem Kind beizubringen, immer um Sachen zu bitten, wenn es sieht, wie Mutter oder Vater ihren Willen und ihre Wünsche durchsetzen, koste es, was es wolle.
- Es bringt überhaupt nichts, unseren Kindern zu sagen, dass sie die anderen respektvoll behandeln sollen, wenn sie ihre Mutter, Vater oder Großeltern hören, wie sie hinter deren Rücken schlecht über andere Leute reden.
- Es hilft kaum einer Kreatur etwas, wenn man ihr sagt, dass man die anderen so behandeln soll, wie man selbst gern behandelt werden möchte, wenn sie von ihrer Familie nichts weiter als Unverständnis, Einsamkeit oder Unzufriedenheit erfährt.
Niemand kann authentische Höflichkeit entwickeln oder anwenden, wenn er nicht selbst erlebt, gespürt und gesehen hat, wie authentische Handlungen der Freundlichkeit und Anerkennung für den anderen aussehen. In dem Moment, in dem jemand selbst erfährt, was man fühlt, wenn man beachtet wird, versteht er, warum es so wichtig ist, dasselbe Gefühl bei anderen hervorzurufen.
Denn die Höflichkeit kostet in der Tat nichts, aber man erreicht sehr viel durch sie.
Sei höflich und löse damit eine positive Epidemie aus
Der Mangel an Freundlichkeit und Höflichkeit kann bei alltäglichen Gelegenheiten zur regelrechten Epidemie werden. Um dies zu zeigen, reicht es aus, an eine interessante psychologische Studie aus dem Jahr 2011 zu erinnern, die im Umfeld eines Unternehmens durchgeführt wurde. In ihr wurden die Auswirkungen von fehlender Höflichkeit in einer für die meisten von uns alltäglichen Umgebung untersucht.
- Die Mehrheit der Befragten sagte aus, Handlungen von geringer Höflichkeit oder sogar Unhöflichkeiten etwa einmal pro Woche in ihrem Arbeitsalltag zu erfahren.
- 47% dieser Personen gab an, dass wegen der häufig fehlenden Höflichkeit und Rücksicht ihre Arbeitsleistung nicht optimal ausfalle: Sie fühlten sich weder berücksichtigt noch unterstützt.
- 12% verließen mindestens einmal im Leben ihren Job aufgrund solchen Verhaltens.
- 25% erklärten, dass fehlende Höflichkeit eine toxische Stimmung erzeugt habe, bis zu dem Punkt, dass die eigenen Kunden und Arbeitskollegen von dieser negativen Einstellung und der fehlenden Rücksichtnahme “angesteckt” wurden.
Fehlende Freundlichkeit und Höflichkeit erschaffen Umgebungen voll schlechter Stimmung, was sich auf das menschliche Wohlbefinden und die Produktivität auswirkt. Das ist ein wirklich unangenehmes Virus.
Was muss man tun, damit die Freundlichkeit ansteckend wird
Der Neurowirtschaftswissenschaftler Paul J. Zak erklärt uns, dass wir, um unsere Arbeitsumstände und persönlichen Verhältnisse zu verbessern, mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Anerkennung handeln müssen. Unser Gehirn reagiert auf positive Weise auf unerwartet freundliche Handlungen. Es schüttet Oxytocin aus, das “Gute-Laune-Hormon”, das wir auch in Verbindung mit Zuneigung und Mutterschaft bringen.
- Um eine freundlichere Umgebung zu schaffen, reicht es nicht aus, nur höflich zu sein. Wenn wir tagtäglich in einem Umfeld leben, in dem es den Handlungen oft an Höflichkeit fehlt, dann müssen wir klarmachen, wie wir uns dabei fühlen, und dass diese negativen Verhaltensweisen keine angenehmen Folgen auslösen.
- Unhöflichkeit, fehlendes Taktgefühl und Respektlosigkeit sollte man nicht einfach so über sich ergehen lassen. Man muss Grenzen setzen, Einspruch erheben und Mahnungen aussprechen.
- Experten der Arbeitspsychologie sprechen davon, einen psychologischen Pakt zu schließen. So etwas könnte man folgendermaßen zusammenfassen: “Wenn du mir Rücksicht und Respekt entgegenbringst, dann wirst du das Beste aus mir und ich das Beste aus dir herausholen. Beide gewinnen. Wenn du mich nun aber geringschätzig behandelst, dann zerbricht dieser Kreis der Harmonie und wir verlieren beide.”
Die Freundlichkeit und Höflichkeit sind keine einfache Lektion, die wir unseren Kindern geben: Sie sind viel mehr als das. Sie sind ein Modell des Lebens, in dem man ein Beispiel geben muss, wie man eine würdevollere Welt für alle schaffen kann.
Ich gehöre zur Generation des “Bitteschön” des “Dankeschön” und des Respekts
Bitte und Danke sind zwei magische Wörter, die uns ganz einfach viele Türen
öffnen können, an die wir in unserem Leben noch klopfen werden… >>>Mehr