Heilpraktiker als Beruf: eine Alternative zur klassischen Medizin

In unserem heutigen Artikel betrachten wir das Berufsbild des Heilpraktikers und gehen unter anderem der Frage nach, welche Ausbildung die Grundlage für diesen gefragten Gesundheitsberuf bildet.
Heilpraktiker als Beruf: eine Alternative zur klassischen Medizin

Letzte Aktualisierung: 25. Januar 2022

Heilpraktiker ergänzen das medizinische Angebot mit Heilverfahren der Alternativmedizin und ganzheitlichen Methoden. Sie kombinieren traditionelle Techniken mit modernen Erkenntnissen, um Körper und Geist zu heilen. Diese Alternative zur klassischen Medizin hat sich zum Ziel gesetzt, die Selbstheilungskräfte der Patienten mit mild wirkenden Arzneimitteln und Techniken zu fördern. 

In unserem heutigen Artikel betrachten wir das Berufsbild des Heilpraktikers und gehen unter anderem der Frage nach, welche Ausbildung die Grundlage für diesen gefragten Gesundheitsberuf bildet.

In Deutschland sind derzeit mehr als 40.000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker tätig. Alternative Therapien liegen im Trend, deshalb ist es sowohl für jene Personen wichtig, über dieses Berufsbild Bescheid zu wissen, die vor ihrer Berufswahl stehen, als auch für jene, die die Heilmethoden eines ausgebildeten und staatlich geprüften Heilpraktikers in Anspruch nehmen möchten.

Die Naturheilkunde ist so alt wie die Menschheit. Die Wurzeln des Heilpraktikerberufes sind in der griechischen und römischen Antike zu finden. Von zentraler Bedeutung war die Viersäftelehre (Humoralpathologie), die von Galen und Dioskurides entwickelt und von Hippokrates erweitert wurde. 

Die Ausbildung: Wie werde ich Heilpraktiker?

In Deutschland erfreut sich der Beruf Heilpraktiker zunehmender Beliebtheit, obwohl es dafür nur private Ausbildungen gibt. Das Heilpraktikergesetz sieht eine anspruchsvolle Prüfung beim örtlichen Gesundheitsamt als Voraussetzung für die Ausübung dieses geschützten Berufes vor. Erst nach bestandener Heilpraktikerprüfung dürfen Patienten mit bestimmten Krankheiten diagnostiziert und behandelt werden. Umfang und Art der Krankheiten, die ein Heilpraktiker behandeln darf, sind gesetzlich geregelt.

1928 wurde der Großverband der Heilpraktiker Deutschlands gegründet und 1936 die Tätigkeit als Heilpraktiker als freier Beruf anerkannt. 

Die Dauer der Ausbildung ist unterschiedlich, da sie nicht staatlich geregelt ist. Sie hängt unter anderem von der gewählten Institution und auch von den Vorkenntnissen ab. In den meisten Fällen vermittelt eine dreijährige Ausbildung das fundierte Fachwissen, das die Grundlage für die Zulassung bildet.

Bei der Ablegung der Heilpraktikerprüfung muss die Anwärterin oder der Anwärter fähig sein, anhand von Befunden und der Krankengeschichte eine berufsbezogene Diagnose zu stellen, die eine entsprechende Behandlung ermöglicht. Die Anwärter müssen sich über die Grenzen ihrer diagnostischen und therapeutischen Methoden bewusst sein und auch mögliche Kontraindikationen kennen.

Die neue Auslegung des Heilpraktikergesetzes verlangt bei der Prüfung einen Therapievorschlag, der keine Gefährdung der Patientengesundheit erwarten lässt. Damit der Heilpraktiker einen solchen Therapievorschlag machen kann, sollte er sich in einem oder mehreren therapeutischen Verfahren auskennen.

“Bevor du jemanden heilst, frage ihn, ob er bereit ist aufzugeben, was ihn krank macht.”

Hippokrates von Kos

Behandlung beim Heilpraktiker

Spezifische Kenntnisse und verschiedene Fachrichtungen eines Heilpraktikers

Die Heilpraktikerausbildung vermittelt tiefgehendes Wissen über Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers und weitreichende Kenntnisse in der Krankheitslehre oder Pathologie. Des Weiteren steht die allgemeine Infektionslehre, in der allgemeingültige Aussagen über den Ablauf von Infektionen gelehrt werden, sowie die spezielle Infektionslehre, die auf spezifische Krankheiten eingeht, auf dem Lehrprogramm.

Ferner umfasst die Ausbildung Untersuchungstechniken und die klinische Befunderhebung, die es ermöglichen, unter Einbeziehung von Laboranalysen eine Diagnose zu stellen.

Ein fundiertes Grundlagenwissen ist die wichtigste Voraussetzung, denn Heilpraktiker haben wie Ärzte große Verantwortung ihren Patienten gegenüber. 

Die Heilpraktikerin oder der Heilpraktiker muss am Ende der Ausbildung in der Lage sein, Notfälle sowie ansteckende oder degenerative Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Im Unterschied zu Physiotherapeuten oder Masseuren sind Heilpraktiker befähigt, eine Diagnose zu stellen und eine spezifische Behandlung anuzbieten.

Vertiefungen sind in verschiedenen Fachrichtungen möglich. Zu den häufigsten Spezialisierungen zählen folgende:

  • Akupunktur
  • Ernährungsberatung & Lebensmittelverträglichkeit
  • Heilpflanzenkunde
  • Klassische Homöopathie
  • Psychotherapie
  • Sportmedizin
  • Aromatherapie
  • Chiropraktik
  • Ayurveda
  • Osteopathie

Heilpraktiker behandeln ihre Patienten ganzheitlich, indem sie Körper, Geist, Seele und Umwelt als eine Einheit betrachten und dies bei der Diagnose und Therapie berücksichtigen.

Heilpraktiker behandelt Frau mit Akupunktur

Allgemeine Kenntnisse, die in der Praxis wichtig sind

Zusätzlich zu den erwähnten spezifischen Kenntnissen müssen Heilpraktiker auch auf anderen Gebieten Bescheid wissen, die in der täglichen Arbeit maßgeblich sind. So ist beispielsweise das Wissen über Hygienemaßnahmen, Desinfektion und Sterilisation für die Betreiber einer Praxis maßgeblich.

Ferner müssen Heilpraktiker über die Grundlagen, Grenzen und Gefahren der häufigsten Naturheilverfahren Bescheid wissen. Sie benötigen ebenfalls Kenntnisse im Bereich der Berufs- und Gesetzeskunde und Grundlagen für organisatorische und administrative Aufgaben.

Was dürfen Heilpraktiker nicht?

Diese Ausbildung beschränkt sich auf die Behandlung spezifischer Krankheitsbilder. Heilpraktiker dürfen keine meldepflichtigen Krankheiten, Geschlechtskrankheiten (mit einigen Ausnahmen) oder zahnmedizinische Probleme behandeln und auch keine Geburtshilfe leisten. Auch die Strahlentherapie ist nicht genehmigt. Heilpraktiker dürfen ihre Grenzen in der Behandlung ihrer Patienten nicht überschreiten.

Heilpraktiker bei der Arbeit

Wie läuft der Arbeitsalltag von Heilpraktikern ab?

Wie bereits erwähnt, analysieren Heilpraktiker den körperlichen und seelischen Zustand ihrer Patienten, indem sie eine tiefgehende Anamnese durchführen. Bei der Erstuntersuchung findet eine Befragung statt, um Vorerkrankungen und Symptome abzuklären. Auch die Lebensumstände werden bei der Diagnosestellung berücksichtigt. Die körperliche Untersuchung und möglicherweise eine Blutuntersuchung sind ebenfalls wesentlich.

Die Hauptaufgabe einer Heilpraktikerin oder eines Heilpraktikers besteht also aus der Diagnose und Therapie, bei der ausschließlich alternative Heilverfahren zum Einsatz kommen. Eine Erstanamnese dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten, das bedeutet, dass Heilpraktiker ihren Patienten mehr Zeit widmen als dies meist bei Kassenärzten der Fall ist. Sie empfangen deshalb im Laufe eines Tages relativ wenige Patienten.

Heilpraktiker, die in ihrer eigenen Praxis tätig sind, haben jedoch im Alltag auch noch andere Aufgaben zu erledigen und müssen sich deshalb auch in administrativen und organisatorischen Bereichen auskennen. Dazu gehören die Erstellung von Honorarrechnungen, Buchhaltung, Verwaltung des Kundenstamms, Dokumentation der Diagnose und Behandlungsabläufe usw.

Ferner sind auch Fortbildungen wichtig, um durch die regelmäßige Wissenserweiterung den Patienten Qualität bieten zu können.

Nicht der Arzt heilt, sondern die Natur: der Arzt kann nur ihr getreuer Diener und Helfer sein, er wird von ihr, niemals aber die Natur von ihm lernen.

Hippokrates von Kos

Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten als Heilpraktiker

Die Berufsaussichten sind gut, da die alternative Heilkunst zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Ein großer Vorteil für die Patienten ist, dass der zeitliche Druck weitaus geringer ist, deshalb ist die heilpraktische Behandlung in der Regel intensiver und kann besser auf individuelle Beschwerden eingehen. 

Die Verdienstmöglichkeiten hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  • Spezialisierung
  • Standort
  • Erfahrung, Reputation
  • Leistungsangebot
  • Selbstständigkeit oder Angestelltenverhältnis in einer Praxis oder Klinik

Meist arbeiten Heilpraktiker in einer eigenen Praxis, nur die wenigsten arbeiten angestellt. Die durchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten bewegen sich zwischen 2.500 und 3.500 Euro Bruttomonatsgehalt, wobei die Grenze nach oben offen ist und insbesondere von der Erfahrung und der Reputation der Heilpraktikerin oder des Heilpraktikers abhängt.

Obwohl die heilpraktische Behandlung nicht von den gesetzlichen, sondern nur von privaten Krankenkassen teilweise oder ganz übernommen wird, sind immer mehr Menschen an ganzheitlichen Heilmethoden interessiert. Die Perspektiven sind deshalb gut, was Interessenten bei der Wahl der Ausbildung helfen kann. 

Patienten, die eine Heilpraktikerin oder einen Heilpraktiker suchen, sollten sich vergewissern, dass es sich um geprüfte Experten mit Erfahrung handelt, die Fortbildungen vorweisen können und einem Berufsverband angehören. 


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.