Generation Bumerang: Wenn Kinder wieder bei ihren Eltern einziehen
In der westlichen Welt wächst die Generation Bumerang rapide. Diese Generation setzt sich aus mehr oder weniger jungen Erwachsenen zusammen, die nach längerer Selbstständigkeit wieder bei ihren Eltern einziehen. In diesem Zusammenhang mag “längere Selbstständigkeit” vielerlei Bedeutungen haben: Die jungen Leute haben vielleicht während des Studiums in einer WG gewohnt oder sie müssen gar noch später zu den Eltern zurückziehen, weil sie ihren Job verloren haben.
Einige Experten zählen zu dieser Generation Bumerang auch jene jungen Erwachsenen, die zumindest finanziell von ihren Eltern abhängig sind. Diese mögen zwar in einer eigenen Wohnung leben, aber sie erhalten regelmäßig finanzielle Unterstützung von ihren Eltern.
In Westeuropa und Nordamerika ist dieses Phänomen in den letzten Jahren immer häufiger anzutreffen. Auf der anderen Seite ist der Trend noch nicht so stark wie in vielen anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in Osteuropa und Asien. Wie man es auch nimmt, vor einiger Zeit war dieses Phänomen im Westen weit weniger verbreitet. Was also hat den Aufstieg der Generation Bumerang verursacht?
Die Generation Bumerang: gut oder schlecht?
Es gibt Experten, die dieses Phänomen genauer analysiert haben und die Rückkehr der jungen Erwachsenen in das Elternhaus durchaus als etwas Positives sehen. Sie argumentieren, dass diese jungen Menschen keine Angst haben, um Hilfe zu bitten. Das könnte ein Anzeichen dafür sein, dass sie eine höhere emotionale Intelligenz entwickelt haben. Sie meinen auch, dass diese Entwicklung ein Beweis dafür sei, dass diese Generation sich besser mit ihren Eltern verstehe als die vorherige.
Aber die Mehrheit der Wissenschaftler, die sich mit der Generation Bumerang beschäftigt haben, steht diesem Phänomen kritisch gegenüber. Es gibt eine Vielzahl von wenig bewundernsewerten Gründen, die zum Anstieg der Generation Bumerang geführt haben. Zwei der wichtigsten Gründe sind eine hohe Arbeitslosenquote unter jungen Menschen und gestiegene Lebenshaltungskosten, sowie die Unfähigkeit der Millennials bzw. Generation Y, sich an die Realität des Lebens anzupassen.
Hohe Arbeitslosenquote und gestiegene Lebenshaltungskosten
Es ist kein Geheimnis, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht besonders gut ist. Nach der wirtschaftlichen Rezession von 2008, die im Englischen auch “Great Recession” genannt wird, da sie die größte Weltwirtschaftskrise seit 1929 darstellt, wurden viele Arbeitsplätze abgebaut und es ist viel schwieriger geworden, Arbeit zu finden.
Dies betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen, aber im besonderen Maße junge Erwachsene. Offiziellen Daten zufolge liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen in der Europäischen Union bei 15 %. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Griechenland und Spanien, werden Werte von bis zu 40 % erreicht. Diese Zahlen berücksichtigen zudem nicht die anderen Faktoren, die es jungen Menschen schwer machen, ein selbständiges Leben zu führen. Problematisch in diesem Zusammenhang sind nämlich auch extrem niedrige Löhne.
Wenn man noch die Inflation und die gestiegenen Lebenshaltungskosten, vor allem in Bezug auf die Mietpreise, berücksichtigt, ist es nicht verwunderlich, dass viele junge Menschen sich dafür entscheiden, wieder bei ihren Eltern zu wohnen. Der Hauptgrund, warum die Generation Bumerang existiert, ist daher in erster Linie eine wirtschaftliche Notlage.
Die Unfähigkeit der Millennials, sich an die Realität des Lebens anzupassen
Aber Geld ist nicht der einzige Grund, warum junge Menschen wieder bei ihren Eltern einziehen. Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Faktoren, aber einer der besonders heraussticht, ist der der sogenannten Helikopter-Eltern. Unter anderem wegen dieses Elterntyps fehlt es den Millennials oft am nötigen Selbstbewusstsein, um ein eigenständiges Leben zu führen.
Selbstbewusstsein ist eine Eigenschaft, die in der Geschichte der Menschheit stets von entscheidender Bedeutung war. Auch in der heutigen Zeit spielt diese Eigenschaft eine zentrale Rolle, da sie Flexibilität in einer sich verändernden Gesellschaft ermöglicht. Aber die Kluft zwischen den Erwartungen der Millennials und der Realität hat dazu geführt, dass sich viele Menschen dieser Generation verloren fühlen und sie kein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen können. Sie sind gefangen zwischen zwei völlig verschiedenen Sichtweisen auf die Welt:
- Den Weg der Eltern gehen, weil für diese die Idee “einen Abschluss zu bekommen und einen guten Job haben” Gültigkeit hatte
- Die Sichtweise der jüngeren Geschwister annehmen, weil diese erkannt haben, dass die heutige Welt nicht mehr so funktioniert, wie sie es zur Zeit der Eltern noch getan hat
Wenn die Millennials dem Rat ihrer Eltern folgen und einen Abschluss machen, finden sie möglicherweise dennoch keinen Job. Aber weil ihnen vermittelt wurde, dass die Welt immer noch so funktionieren würde wie vor 50 Jahren, entscheiden sie sich, weiterzustudieren und sich fortzubilden. Sie machen einen Master, erlernen weitere Sprachen, führen unbezahlte Praktika durch, etc.
Die Konsequenzen von all dem? Im Alter von fast 30 Jahren haben viele junge Erwachsene in Europa weniger als 1.000 € pro Monat zur Verfügung. Und dass, obwohl sie 40 Stunden pro Woche (und manchmal viel mehr) arbeiten. Schlimmer noch, die meisten von ihnen sind nicht in der Lage, sich an diese neue soziale Realität anzupassen. Sie versuchen weiterhin, den Lebensstil ihrer Eltern zu kopieren, aber sie folgen einem Lebensentwurf, der nicht mehr gültig ist.
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- Berngruber, A. (2015). ‘Generation boomerang’ in Germany? Returning to the parental home in young adulthood. Journal of Youth Studies. https://doi.org/10.1080/13676261.2015.1039969
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