Gegensätze ziehen sich nicht für lange Zeit an
Es gibt einen falschen Glaubenssatz, der besagt, dass sich die Gegensätze anziehen, oder, was das Gleiche ist, dass gänzlich verschiedene Paare funktionieren, sich gegenseitig ergänzen und sich am meisten gefallen. Was mir eben fehlt, wird von dir ergänzt und anders herum.
Mit Sicherheit kann uns das, was wir als neu oder anders wahrnehmen, im ersten Moment sehr stark anziehen, weil wir Menschen sehr neugierig zu sein pflegen, doch von hier bis zu einer Liebesbeziehung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen liegt eine Welt. Obwohl man natürlich nie sagen kann, dass es nicht doch möglich sein könnte.
Wenn wir darüber nachdenken, welche Art von Freunden wir uns ausgesucht haben, haben wir in der Regel Personen näher kennengelernt, die mehr oder weniger die gleichen Interessen und Ziele mit uns teilen, die sehr ähnliche Leidenschaften und Geschmäcker haben, wodurch die Verbindung auch über die Zeit erhalten geblieben ist.
Nur kurzfristige Attraktivität
Es ist wahr, dass wir gewisse Dinge lernen können und es uns etwas Neues bringen kann, wenn wir an unserer Seite eine Person mit gewissen Unterschieden haben. Es wird aber dennoch der Punkt kommen, an dem es mehr Streit und Diskussionen als alles andere geben wird und an dem die Beziehung unvermeidlich an der großen Anzahl an Unterschieden, die zum Vorschein kommen, zu Grunde geht.
- Emphatieprobleme. Es ist viel schwieriger, Mitgefühl für sehr ungleiche Menschen zu zeigen, als dies mit ähnlichen Menschen zu machen. Sich in den Kopf von jemanden zu versetzen, mit dem wir überhaupt nicht übereinstimmen, ist kompliziert und oft frustrierend. Offensichtlich bringt dies dem Paar viele Schwierigkeiten, da Verständnis für den anderen fundamental ist, um Beziehungen jeder Art zu führen.
- Probleme beim Zusammenleben. Wenn der eine organisiert und ordentlich und der andere chaotisch und unordentlich ist, dann wird es früher oder später zu Problemen kommen. Zu Beginn ist es vielleicht noch lustig und ein Grund zum Scherzen, aber am Ende bringt es das Zusammenleben ins Wanken. Das Gleiche passiert mit Paaren, die unterschiedliche Interessen haben.
Dies soll nicht heißen, dass es nicht auch äußerst wichtig ist, dass jedes Mitglied seinen eigenen Raum hat und Dinge außerhalb der Beziehung unternimmt. Dies ist gesund und gut für das Paar, doch wie bei allem sollte es eine Grenze geben.
- Langeweile: Wenn wir uns in nichts ähnlich sind, dann fangen wir logischerweise an, uns gegenseitig zu langweilen, da es uns schwerfallen wird, unsere Geschmäcker, Hobbies, Musik, Bücher, Filme zu teilen und wir werden keine schöne Zeit zusammen verbringen. Es wird der Moment kommen, an dem wir schon kaum noch gemeinsame Gesprächsthemen haben, wir werden nicht mehr wissen, worüber wir mit dem anderen sprechen sollen.
- Individualität: Dies ist stark mit dem verbunden, was wir gerade über die Langeweile gesagt haben. Eigentlich ist es die Konsequenz daraus. Am Ende wird die Beziehung so langweilig und uninteressant, dass wir lieber unseren Weg auf individuelle Weise gehen und uns anderen Menschen annähern, die uns eben doch ähnlich sind, mit denen wir Spaß haben können, weil wir Dinge teilen, die uns zufrieden und glücklich machen.
- Kindererziehung: Wie können zwei Menschen ihre Kinder auf gesunde Weise erziehen, wenn sie höchst unterschiedliche Wert- und Erziehungsvorstellungen haben? Die Erziehung ist zum Scheitern verurteilt. Es kann zu viel Streit kommen, da jedes Mitglied versuchen wird, den anderen davon zu überzeugen, wie es am besten gemacht wird, während die Kinder gleichzeitig ihren Kurs verlieren.
Demnach können unterschiedliche Menschen sich in einem ersten Moment wegen der Faszination des Neuen anziehen, was ein starkes Aphrodisiakum ist, aber auf lange Sicht zeigen Studien, dass sehr gegensätzliche Paare am Ende auseinanderbrechen, da mehr Probleme als Vorteile auftreten.
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Anita Mejía