Freiheit nährt die Flamme der Liebe eines Paares
Wir Menschen sind Teil einer Gesellschaft, die wir uns nicht ausgesucht haben. In unserer Gesellschaft wird in Liedern jede Menge über die große Liebe erzählt. Wie sehr die beiden Liebenden sich brauchen und wie vollkommen doch alles wäre, wenn sie zusammen wären. In Kinderfilmen werden wir Zeuge, wie der Prinz die Prinzessin vor Drachen rettet – und so wird sie seine Königin. Und dann wird es schon fast zur Pflichtübung für die zwei, auch eins zu werden. Aber wo bleiben da die Freiheit, die Unabhängigkeit und das “eigene Ding”?
Ein Haus, ein Auto, ein Computer und sogar ein Haustier gehören dir, eine Person aber nicht. Ein Mensch gehört sich selbst, dem Universum und seinen eigenen Erfahrungen. Niemand hat das Recht, dir deine Identität wegzunehmen und deine Flügel zu stutzen.
So überleben wir “romantische” Beziehungen
Wir können beobachten, wie sich in den letzten zweihundert Jahren das romantische Konzept der Liebe etabliert hat. Dazu gehört, das Objekt seiner Liebe ausgiebig zu studieren und dann miteinander zu einem Wesen zu verschmelzen. Liebe bedeutet eben, die Tage des Menschen an deiner Seite zu etwas Einmaligem zu machen.
Du triffst “den” besonderen Menschen und alles ist einfach fabelhaft. In den ersten paar Monaten ist alles neu. Jede Geste, jedes Wort, jeder Ort. Du willst Dich um nichts in der Welt von diesem Menschen trennen. Es entwickelt sich eine „Pärchendynamik“, wo es zuvor nur eine Person gegeben hat. Das ist wunderbar. Aber die Zeit vergeht und die anfängliche Dynamik kann sich in Bedürfnisse verwandeln. Das kann soweit gehen, dass alles, was der eine ohne den anderen Partner unternimmt, als Ichbezogenheit gewertet wird.
Da liegt der Hase im Pfeffer. Wir sollten vernünftig genug sein, unsere Freiheit nicht zu verlieren. Selbst wenn zur Natur der Liebe auch die Unvernunft gehört. Etwas allein zu unternehmen, unsere Freunde und Momente der Einsamkeit sind so notwendig wie die Luft, die der Komet der Liebe braucht, damit er so hoch wie möglich fliegen kann.
Kommunikation ist das beste Werkzeug zur Förderung von Unabhängigkeit
Eine gesunde und sachliche Kommunikation ist der Schlüssel zur Förderung von Freiheit und Unabhängigkeit. Es sollte kein Problem sein, deinem Partner deine Pläne mitzuteilen. Es ist nicht gerade gesund, darüber nachzudenken, wie du über deine Wünsche oder Absichten wohl verhandeln musst. Gerade so, als ob du ein Geschäft aushandeln würdest. Deine Beziehung ist kein Business-Deal. Sie sollte ein Ort des Vertrauens und des Verständnisses sein, wo die gesamten guten Eigenschaften beider Partner eingebracht werden sollten.
Wenn es Redezeit zu zweit gibt, ist es gut, dich an folgendes zu erinnern – und das gilt übrigens für euch beide: Du sprichst nicht nur mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Du sprichst mit der Person UND ihrer Lebenserfahrung. Und hier kommen zwei Dinge ins Spiel, die es zu verstehen gilt. Wichtig ist erstens, dass der andere sich jetzt an dich anpassen muss. Es kann ja sein, dass dein Gegenüber in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht hat, aus der er oder sie eine gute Portion Misstrauen und Angst mitgebracht hat. Und zweitens ist die Vergangenheit passé. Vor dir steht eine neue Person, die dir eine neue Zukunft schenken wird. Eine, die für Euch beide herrlich sein wird.
Spaß miteinander haben und Qualitätszeit großzügig teilen
Die größte Freiheit finden wir, wenn wir unsere Zeit gut nutzen und ihr Qualität verleihen. Zum Beispiel, wenn wir dankbar für die Zeit sind, die ein anderer Mensch uns schenkt. So können wir dem Menschen an unserer Seite Wertschätzung zeigen. Auch für jede kleine Geste, mit der er uns entgegenkommt. Weder aus einer “Genau soviel hast Du verdient” –Haltung heraus, noch aus einem Gefühl des gesellschaftlichen Zwangs, was man in der Rolle eines Partners leisten muss.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es in einer Partnerschaft entscheidend ist, Raum zu geben. Raum, den beide miteinander teilen, als auch Raum, den man für sich selbst beansprucht. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass du den partnerschaftlichen Raum bereicherst durch den Raum, den du dir selbst gibst. Den anderen vermissen, den anderen gern bei sich haben wollen oder Zeit zum Nachdenken zu haben, können sehr wertvolle Aspekte für die Beziehung sein. Diese Dinge lassen sich schwer umsetzen, wenn man jeden Moment gemeinsam verbringt.
“Meines. Alles meines. Dieses Meine, in das ich mich verliebt habe und das so das Deine ist.
Dieses Deine, das so Unseres ist, dass ich jetzt meine, dass es nur meines ist.
Aber es ist nicht ein Meines, das dich hier an mich bindet.
Es ist ein ‘Meines’, das mit Besitzansprüchen nichts zu tun hat.
Weil ich mit dir gelernt habe, dass niemand geht, wenn die Tür immer offen steht.
Weil ich mit dir nicht länger ein Ort bin, sondern eine Richtung.
Weil es mein höchstes Streben ist, dein Zuhause zu werden,
dieser Platz, an den du immer wieder zurückkehren möchtest.
Selbst wenn du an den Sohlen deiner Füße den Sand eines anderen Meeres mitbringst.”
Risto Mejide