Exekutive Dysfunktion: Was ist das und wie wirkt sich diese Störung im Alltag aus?

Eine exekutive Dysfunktion, die bei Kindern und Erwachsenen vorkommen kann, beeinträchtigt den Alltag stark und führt zum Verlust der Autonomie.
Exekutive Dysfunktion: Was ist das und wie wirkt sich diese Störung im Alltag aus?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 15. Februar 2023

Die exekutive Dysfunktion bewirkt, dass alltägliche Handlungen, die für die meisten selbstverständlich sind, zu einer Herausforderung werden: ein Rezept kochen, ein Buch lesen, einen Arzttermin wahrnehmen oder ein Projekt abschließen… Die Exekutivfunktionen ermöglichen situationsangepasstes und zielorientiertes Handeln, das durch Planung, Entscheidungen, mentale Flexibilität oder Fehlerkorrektur möglich ist.

Eine exekutive Dysfunktion, die bei Kindern und Erwachsenen vorkommen kann, beeinträchtigt den Alltag stark und führt zum Verlust der Autonomie. Die Folgen können schwerwiegend sein. Wir gehen heute der Frage nach, wie es dazu kommen kann.

Traurige Frau hat exekutive Dysfunktion
Menschen mit einer exekutiven Dysfunktion haben Schwierigkeiten, mit Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Planung.

Exekutive Dysfunktion: Was ist das?

Die Exekutivfunktionen übernehmen die kognitive Kontrolle und koordinieren verschiedene Fähigkeiten, die unser Verhalten steuern. Dazu zählen unter anderem das Arbeitsgedächtnis, die Planungsfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Reaktionshemmung. Sie umfassen unter anderem

  • die Fähigkeit, Aufgaben mit Entschlossenheit zu Ende zu führen,
  • Planung und Organisation,
  • die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit zu steuern und das Arbeitsgedächtnis zu nutzen, während wir eine Aufgabe durchführen,
  • das Überwachen von Prozessen und das Erkennen von Störfaktoren, die den Erfolg beeinträchtigen,
  • Flexibilität und Anpassung an ein sich änderndes Umfeld
  • und die Fähigkeit, Wünsche, Gedanken und Bedürfnisse in anderen zu erkennen.

Eine exekutive Dysfunktion bedeutet, dass diese Fähigkeiten der Organisation, Koordination und Kontrolle gestört sind.

Wie äußert sie die exekutive Dysfunktion?

Menschen mit einer exekutiven Dysfunktion tun sich bei alltäglichen Aufgaben sehr schwer. Einige Beispiele:

  • Betroffene haben Schwierigkeiten, Aufgaben und Projekte zu initiieren.
  • Sie fühlen sich nicht motiviert, Apathie und affektive Gleichgültigkeit sind häufig.
  • Menschen mit exekutiver Dysfunktion vergessen, was sie getan haben und lassen Aufgaben unerledigt zurück.
  • Sie prokrastinieren und es fällt ihnen schwer, Prioritäten zu setzen und ihre Zeit zu planen.
  • Außerdem fällt es ihnen schwer, den Fokus ihrer Aufmerksamkeit zu ändern. Sie verharren bei früheren Aufgaben oder Mustern.
  • Sie haben auch Schwierigkeiten, Befehlen und Anweisungen zu folgen.
  • Es fehlt Betroffenen an Impulskontrolle, sie haben Probleme damit, ihre Handlungen oder Konsequenzen vorherzusehen.
  • Das Verhalten, die Gedanken oder Gefühle anderer zu verstehen, ist eine Herausforderung.
  • Betroffenen fällt es auch schwer, Entscheidungen zu treffen und zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu wählen.
  • Sie lassen sich schnell ablenken und stören.

Mögliche Ursachen

Die exekutive Dysfunktion tritt im Zusammenhang mit verschiedenen Störungen oder Krankheiten auf. Es handelt sich um eine neurobiologische Kondition des präfrontalen Kortex. Diese Gehirnregion entwickelt sich in der Kindheit und Jugend und ist für die exekutiven Funktionen verantwortlich.

Eine exekutive Dysfunktion kann im Rahmen einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder bei Autismus-Spektrum-Störungen und anderen neurologischen Entwicklungsstörungen auftreten. Bei ADHS sind beispielsweise eine Aufmerksamkeitsstörung und fehlende Impulskontrolle charakteristisch. Im Autismusspektrum sind Empathiedefizite, stereotype Verhaltensweisen und eingeschränktes Interesse zu beobachten.

Auch im Zusammenhang mit Angststörungen, Depressionen und anderen psychiatrischen Krankheiten kann eine exekutive Dysfunktion auftreten. Bei Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen wird dadurch die Sicherheit der Betroffenen stark beeinträchtigt.

Wir dürfen nicht vergessen, dass auch eine Hirnschädigung durch ein Trauma oder andere Umstände die Exekutivfunktionen beeinträchtigen kann.

exekutive Dysfunktion
Eine exekutive Dysfunktion kann infolge eines Schlaganfalls auftreten.

Exekutive Dysfunktion: Was tun?

Verschiedene Interventionen und Strategien können helfen, die Auswirkungen der exekutiven Dysfunktion zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die individuelle Behandlung hängt von den konkreten Ursachen und von den Auswirkungen ab. Das Ziel ist, die veränderten Funktionen wiederherzustellen und äußere Anpassungen vorzunehmen.

Es ist wichtig, die betroffenen Bereiche zu identifizieren, ebenso wie die Stärken der Person und ihrer Umgebung. Von diesem Punkt ausgehend können verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden: gesunde Lebensgewohnheiten, Beschäftigungstherapie, Patientenorientierung usw.

Für Betroffene kann es sehr hilfreich sein, ihr Problem zu verstehen und zu lernen, sich mithilfe von Terminkalendern, Planern, Erinnerungshilfen und Organisations- und Selbstmotivationsstrategien zu managen. Professionelle Unterstützung ist grundlegend, um einen individuellen Interventionsplan zu erstellen und den Patienten bei der Umsetzung zu helfen.


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