Eine resiliente Persönlichkeit: „Hallo Welt! Ich bin noch da!“
Es gibt Menschen, die eine ausgeprägte Fähigkeit haben, Rückschläge oder schmerzhafte emotionale Erlebnisse zu überwinden. Man könnte sagen, dass sie eine resiliente Persönlichkeit besitzen, oder aber die Persönlichkeit eines Kämpfers. Angesichts der Widrigkeiten des Lebens nicht den Lebensmut zu verlieren, bedeutet nicht, von Haus aus ein Stehaufmännchen zu sein. Dafür sind eine sehr positive Lebenseinstellung, Beharrlichkeit und Standhaftigkeit erforderlich.
Der Verlust eines geliebten Menschen, physischer oder psychischer Missbrauch, Naturkatastrophen oder Misserfolge sind Umstände, die uns auf die Probe stellen. Diese Fähigkeit, unter dramatischen Bedingungen stark zu sein und gegen den Strom zu schwimmen, können wir entwickeln. In der Psychologie ist solch ein Persönlichkeitstyp unter dem Begriff „resiliente Persönlichkeit“ bekannt.
Es gibt zwei Arten von resilienten Persönlichkeiten und sie unterscheiden sich in ihren Fähigkeiten: Da ist die Fähigkeit, die eigene Identität unter Druck und unter zerstörerischen Bedingungen zu bewahren, und die Fähigkeit, eine positive Lebenseinstellung unter äußerst schwierigen Umständen aufrechtzuerhalten. In beiden Fällen ist die Resilienz ein dynamischer Prozess der Anpassung an widrige Umgebungen und traumatische Erfahrungen.
Leid und das Gehirn
Psychisches Leiden verändert das Gehirn. Ständig in Alarmbereitschaft zu sein, setzt erhöhte Mengen an Kortisol frei, was unter entspannteren Bedingungen nicht notwendig wäre. Unser Alarmsystem benötigt Kortisol, um unseren Körper auf einen Notfall vorzubereiten. Aber wenn der Kortisolspiegel zu hoch ist, und das konstant der Fall ist, behindert das unser Wachstum. Es beeinträchtigt darüber hinaus die Abwehrkräfte unseres Immunsystems und unsere Fähigkeit, aufmerksam zu sein.
Das Hormon Testosteron spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle in chronischen Stresssituationen. Diese für unseren Organismus schädlichen Situationen führen zu einer erheblichen Senkung des Testosteronspiegels, was wiederum zur Folge hat, dass unser Durchsetzungsvermögen eingeschränkt wird. Wir können nicht mehr so aufmerksam sein und es treten Probleme bei der Suche nach Lösungen auf. Unsere Kreativität wird beeinträchtigt und wir kommen nur auf stereotype Gedanken, erfahren eine schematische Wiederholung des bereits Erlebten.
Entspricht eine resiliente Persönlichkeit einer bestimmten Klassifikation?
Posttraumatische Stresssituationen werden von einer wenig resilienten Persönlichkeit und einer resilienten Persönlichkeit unterschiedlich konfrontiert: Wer eine nur wenig resiliente Persönlichkeit besitzt, reaktiviert die Erinnerung an traumatische Ereignisse intensiver und häufiger. Das passiert zwanghaft und in Form von intrusiven Gedanken. Diese Erinnerungen aktivieren Bereiche des Gehirns, wie den Locus coeruleus, die Amygdala, den Hippocampus und den Neokortex.
Eine resiliente Persönlichkeit hingegen scheint das Ergebnis mehrerer Prozesse zu sein, die diesen Aktivierungen in schwierigen Situationen entgegenwirken. Dabei spielt das Dehydroepoandrosteron (DHEA) eine wichtige Rolle. Es hemmt die Freisetzung von Glukokortikoiden und Glutamat. Damit wird unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt.
In diesem Zusammenhang fand man heraus, dass Probanden mit einer größeren intellektuellen Kapazität und kognitiven Aktivität statistisch gesehen eine höhere Widerstandsfähigkeit aufweisen. Sie scheinen dazu in der Lage zu sein, Traumata leichter bewältigen und verarbeiten zu können. Empathie, Selbstkenntnis, Sinn für Humor, eine positive Herangehensweise an Situationen und das Bewusstsein für die Gegenwart sind weitere Charakterzüge, die bei resilienten Menschen beobachtet werden können. Sie sind flexible Menschen, die einen bedeutsamen Sinn in ihrem Leben suchen. Sie verfügen über gute soziale Interaktionsfähigkeiten und wissen, wie sie mit Frustration und Unsicherheiten im Leben umgehen können.
Resilienz kann man trainieren
Unsere Emotionen und wie wir einem Ereignis begegnen, hängen mehr von unserer inneren Einstellung als von äußeren Faktoren ab. Der Schlüssel ist die Art und Weise, wie wir Situationen wahrnehmen. Unsere Resilienz können wir trainieren, indem wir verstehen, dass uns negative Emotionen einschränken und uns positive Emotionen einer Veränderung näherbringen.
Es geht darum, die Fähigkeit zu entwickeln, auf eine positive Weise auf schwierige Situationen zu reagieren. Oftmals ist es nicht in unserer Macht, bestimmte Umstände zu ändern, aber wir können Stärken entwickeln, die unsere Reaktionen darauf erleichtern und die uns helfen, die Unannehmlichkeiten des Lebens zu minimieren.
Wir können viele Schritte in diese Richtung unternehmen. Wir können unsere Geschichte umschreiben, anderen helfen, Stress abbauen und mental dazu bereit sein, neue Glaubenssätze und Ziele zu fassen. Wenn wir unseren inneren Dialog ändern, können wir die Welt und uns selbst auf eine andere Weise sehen.
Wir sollten Konflikte zukünftig als Wachstumschancen betrachten. Wir sollten uns selbst daran erinnern, wie wir in der Vergangenheit Hürden überwunden haben, denn auch das führt zu einer größeren Widerstandsfähigkeit.
Stark zu sein erfordert viel Ausdauer und Vertrauen in alles, was wir mit unseren Fähigkeiten und Mühen erschaffen können. Gleichzeitig sollten wir aus der Vergangenheit lernen und uns selbst erlauben, intensive Emotionen zu erleben, während wir auf eine intelligente Weise mit ihnen umgehen.