Du kannst eher eine Depression überwinden, wenn du deine Gewohnheiten änderst

Du kannst eher eine Depression überwinden, wenn du deine Gewohnheiten änderst
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 15. Mai 2023

Wenn wir uns mit der immer öfter auftretenden Krankheit Depression konfrontiert sehen, ist es wichtig, einen Therapeuten aufzusuchen, der uns aus dem Dunkel heraushelfen kann, in dem wir uns befinden. Aber warum ist das notwendig? Die Depression überwinden – können wir das nicht auch selbst?

Im Gegensatz zu dem, was man als Außenstehender denken könnte, braucht es mehr als Willensstärke und zusammengebissener Zähne, um die Depression zu überwinden. Man braucht Hilfe. Therapeuten erfüllen hier gleich mehrere Funktionen

  • Zunächst können sie bestätigen, ob jemand überhaupt an einer Depression leidet.
  • Sie können einen Behandlungsplan erstellen und ihm helfen, diesem auch zu folgen, außerdem Anpassungen je nach Therapieverlauf vornehmen und Folgebehandlungen anbieten, sogar, wenn die Depression bereits überwunden wurde.
  • Sie können zwar keine Medikamente verschreiben, aber den Patienten an jemanden überweisen, der dazu befähigt ist, wenn sie das für notwendig erachten. Und Medikamente können sehr effizient wirken, besonders in den ersten Phasen der Therapie.

Jedoch wissen wir alle, dass die Depression kein Zustand ist, in dem wir besonders proaktiv und begeistert davon sind, uns neue Gewohnheiten anzueignen. Oder Empfehlungen zu folgen, bis sich ein Effekt einstellt. Deshalb ist Willensstärke doch wichtig, aber auch bedachtes Vorgehen und ein Aktionsplan.

Die Depression wird überwunden, wenn wir dort Stärke finden, wo wir keine mehr vermuten, und kleine Schritte in die richtige Richtung machen – auch wenn der Widerstand groß ist.

Isolation mag notwendig sein, aber sie ist nicht die Lösung

Menschen mit Depressionen sind oft versucht, sich Gewohnheiten hinzugeben, die ihre Depression noch verstärken. Eine davon ist es, sich von anderen zu isolieren: Sie wollen niemanden sehen, sind die ganze Zeit traurig. Und das Fitnessstudio, die Malkurse, die Konzerte am Samstag – alles, was sie einmal gemocht haben und was sie inspiriert hat, lässt sie nun vollkommen kalt.

Vielleicht sind eine Pause und Distanz in einigen Fällen und für kurze Perioden gut. Besonders, wenn die Depression das Resultat chronischen Stresses ist. Jedoch ist es langfristig essenziell, diese Art der melancholischen Gewohnheiten loszuwerden, um die Depression zu bekämpfen.

Depressionen zu überwinden ist möglich, wenn wir das Gegenteil von dem tun, wonach wir ein Verlangen spüren. Du willst nicht ausgehen? Triff deine Freunde. Du willst keinen Sport machen? Steh richtig früh auf und greife deine Sporttasche und gehe ins Fitnessstudio oder drehe eine Runde an der frischen Luft – ohne darüber nachzudenken.

Wenn wir den ersten Schritt machen, werden wir im sehen, dass es gar nicht so schwer war und sogar Spaß gemacht hat. Vielleicht nicht so sehr wie zuvor, sicher, aber das macht es umso wertvoller, das wir es trotzdem geschafft haben. Denn wie wir bereits gesehen haben, macht es keinen Sinn, so weiterzumachen wie bisher. Wir haben gesehen, dass sich nichts ändert und alles genau wie zuvor bleibt, wenn wir weiter in die gleiche Richtung gehen. Das Wichtigste ist es, aus dem Kreislauf auszubrechen, in den uns unsere Gewohnheiten ziehen.

Zu lernen, zu meditieren, Probleme aus einer anderen Perspektive zu sehen, unsere Gefühle zu managen und uns Belohnungen zukommen zu lassen, sind Hilfsmittel, die uns ein Therapeut an die Hand geben kann, um aus der Depression auszubrechen.

Einer der Schlüssel, um die Depression zu überwinden ist es, verschiedene Gewohnheiten in unser Leben zu (re-)integrieren. Wir können diejenigen wieder aufnehmen, die wir einst genossen, aber aufgeben haben, oder neue Hobbies finden. Vielleicht haben manche Patienten zuvor Musik gemacht, aber können sie nicht mehr genießen. Falls dir deine alten Gewohnheiten nicht mehr zusagen, solltest du sie vielleicht nicht wieder aufnehmen. Sicherlich gibt es jede Menge anderer Dinge, die du weiterhin genießen kannst. Warum? Einfach weil sie Momente erschaffen werden, in denen wir uns besser fühlen.

Ins Fitnessstudio gehen, sonst Sport treiben, mit Fremden oder Bekannten reden, mit Freunden ausgehen, denen wir schon mehrmals absagten, gesünder essen – all das sind wichtige Schritte, um der Depression „Adieu“ zu sagen. Mach dich doch mal mit dem sogenannten achtsamen Essen vertraut!

Mädchen streicht den Himmel an

Mit einem Gefühlstagebuch die Depression überwinden

Großartig. Wir wissen bereits, dass die Depression geschlagen werden kann, wenn wir Aktivitäten nachgehen, die uns ein gutes Gefühl vermitteln. Aktivitäten erneut angehen oder neue in unser Leben integrieren. Was können wir sonst noch tun?

Zuvor haben wir gesagt, dass die Depression oft die Introspektive verstärke. Sie sagt uns: „Hey, du bist in einer Krise.“  Und sie versetzt uns in einen Zustand, in dem wir uns gern in unseren Gedankenkosmos zurückziehen. Nun, dann können wir sie nutzen, um uns selbst besser kennenzulernen und unsere Emotionen zu ordnen. Ja, in uns herrscht ein Chaos, also lass uns analysieren, woran das liegt und die Ordnung wieder herstellen.

In diesem Sinne kann das Schreiben sehr hilfreich sein, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und unsere Gefühlswechsel im Auge zu behalten. Ebenso können wir so unsere Aufzeichnungen nach einiger Zeit erneut durchgehen und erkennen, wann wir gestolpert sind und warum.

Viele Profis betrachten das Schreiben als therapeutisch, und das aus gutem Grunde. Manchmal können oder wollen wir niemandem erzählen, was mit uns passiert. Dennoch haben wir aber das Bedürfnis, es auf eine Art zu kommunizieren. Ein Gefühlstagebuch zu führen ist deshalb eine gute Idee, und nicht nur dann, wenn wir akut an einer Depression oder einem anderen Problem leiden. Es als Lebensart zu sehen, kann sehr heilend wirken.

Tagebuch schreiben

Es ist natürlich, dass es zuerst schwer ist, auf die Seiten zu schauen, auf denen wir unseren ganzen Schmerz ausgedrückt haben. Trotzdem wird es dir mit der Zeit helfen, zu fühlen, wieder aufzuleben und zu heilen. Dann wird die Zeit kommen, in der du die Seiten durchblätterst und es scheint, als würdest du ein Buch lesen – und Erinnerungen einer Situation aufrufen, die du bereits erlebt hast und die zur Vergangenheit gehört.

„Der Sieg ist für die Person möglich, die sich weigert, den Kampf aufzugeben.“

Napoleon Hill

Trotz aller Maßnahmen wird der Weg aus der Depression lang und steinig sein. Viele Male werden wir stehenbleiben oder sogar zurückgehen müssen. Aber wenn wir es immer und immer wieder probieren, gegen den Strom schwimmen, dem Rat des Therapeuten folgen, dann wird die Depression zu Ende gehen und wir werden heilen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.