Die Rose und die Kröte, eine lehrreiche Geschichte

Die Schönheit hängt vorwiegend davon ab, wie wir uns selbst und andere behandeln.
Die Rose und die Kröte, eine lehrreiche Geschichte
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 08. Mai 2023

Es war einmal eine wunderschöne, liebliche rote Rose. Sie war die schönste Rose im Garten, war sich jedoch darüber bewusst, dass die vorbeigehenden Menschen sie nur aus der Ferne betrachteten. Eines Tages bemerkte sie, dass neben ihr immer eine dunkle, riesige Kröte verharrte. Da sie glaubte, dass sich deshalb niemand näherte, befahl sie der Kröte, sofort zu verschwinden. Gehorsam ging die Kröte und suchte ihr Glück an einem anderen Ort.

Kurze Zeit später kam die Kröte an der Rose vorbei und war überrascht, dass sie völlig verwelkt war und keine Blätter mehr hatte. Besorgt sagte sie zu ihr: “Du siehst miserabel aus. Was ist passiert?” Die Rose antwortete: “Seit du weg bist, sind die Ameisen für mich zur Plage geworden, ich werde nie wieder dieselbe sein.” Daraufhin antwortete die Kröte: “Natürlich, denn ich fraß die Ameisen, deshalb warst du immer die Schönste im Garten.”

Die Moral dieser Geschichte:

Oft verachten wir andere, denn wir denken über ihnen zu stehen, besser, intelligenter oder schöner zu sein. Wir betrachten andere als “nutzlos” oder weniger wertvoll. Doch jeder von uns hat besondere Fähigkeiten und eine bestimmte Mission im Leben. Jedes Individuum kann andere lehren und von ihnen lernen, wir haben kein Recht, andere Menschen herabzuwürdigen oder zu verachten.

Die traditionelle Einteilung der Gesellschaft in Klassen förderte durch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozioökonomischen Status das Gefühl der Überlegenheit beziehungsweise Unterlegenheit anderen Menschen gegenüber. Noch immer lassen wir uns davon beeinflussen und glauben oft, über anderen zu stehen. Doch in Wahrheit sind wir alle gleich, niemand hat das Recht, auf andere herabzusehen.

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist grundlegend, um ein ausgeglichenes Leben und gesunde Beziehungen zu führen. Seine eigenen Werte anzuerkennen bedeutet jedoch nicht, mehr als andere wert zu sein. Das Gefühl der Überlegenheit ist eine ebenso große Belastung wie das Gefühl der Minderwertigkeit, das unsichere Menschen prägt.

Ein aufgeblasenes Selbstwertgefühl führt zu Unstimmigkeiten mit sich selbst und entsteht in der Regel durch eigene Unzulänglichkeiten. Betroffene heben deshalb jene Eigenschaften hervor, in denen sie glauben, andere zu überragen. Sie glauben, perfekt zu sein und halten unflexibel an ihren eigenen Überzeugungen fest. Oft sind sie emotional instabil, versuchen jedoch ein selbstbewusstes Bild zu präsentieren.

Indem sie sich von Menschen mit einem niedrigeren Status, weniger Intelligenz oder geringeren Fähigkeiten umgeben, versuchen sie, sich selbst hervorzutun und sich zu stärken. Sie sind jedoch an ihrer arroganten und überheblichen Haltung zu erkennen, die wir auch bei der Rose beobachten konnten.

Der Überlegenheitskomplex ist in Wahrheit die Folge eines ungelösten Minderwertigkeitskomplexes, was in verschiedenen Situationen offensichtlich wird. Ein Mensch mit einem gesunden Selbstbild hat es nicht notwendig, andere als unterlegen zu betrachten, er zeigt Respekt und Verständnis.

Dies zu erkennen ist grundlegend, denn wir alle erfüllen in unserem Leben verschiedene Aufgaben. Jede Person ist einzigartig und wir alle können von anderen lernen und anderen Dinge zeigen. 

Es ist also besser, eine Kröte zu sein, unsere Umgebung zu betrachten und unsere Arbeit zu leisten. Es geht schließlich darum, mit uns selbst im Reinen zu sein und unser Leben, jedoch auch das der anderen zu erleichtern und zu genießen. Die Schönheit hängt vorwiegend davon ab, wie wir uns selbst und andere behandeln.

Image courtesy of marchesini62


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.