Die Kurzpsychotherapie nach James Mann

In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist Zeit ständig Mangelware. Die Psychotherapie hat versucht, sich auf diese Tatsache einzustellen, indem sie kürzere und problemorientierte Formate wie die Kurzpsychotherapie entwickelt hat.
Die Kurzpsychotherapie nach James Mann
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 11. Mai 2023

Manche Menschen suchen in einer Therapie schnelle Hilfe. Außerdem zahlt die Krankenkasse oft nur eine bestimmte Anzahl an Sitzungen, deshalb kann die “Time-Limited Psychotherapy” von James Mann, eine psychoanalytische Kurzpsychotherapie, eine gute Wahl sein. Ein weiterer Grund, warum der Psychotherapeut diese Therapieform entwickelte, ist, dass am Ende des letzten Jahrhunderts das Therapiebedürfnis deutlich zunahm.

Wir wissen außerdem, dass die Abschlussphase einer Therapie bei längerer Therapiedauer problematischer ist. In diesem Zusammenhang ist eine Kurzpsychotherapie ebenfalls vorteilhaft.

“Eine zeitlich begrenzte Psychotherapie scheint besonders nützlich zu sein, jetzt, wenn die Zeit für alle so dringlich ist, und zwar ständig.”

Elisa Young

Frau bei einer Kurzpsychotherapie in 12 Stunden

Die Kurzpsychotherapie

Die Kurzpsychotherapie kombiniert zwei Strömungen: die interpersonelle Perspektive und die Objektbeziehungstheorie. Diese komplexe Theorie entwickelte sich aus der Psychoanalyse. Es geht also darum, wie sich eine Person zu sich selbst und zu anderen verhält.

“Objektbeziehungen sind unbewusste Repräsentationen von Menschen und des Selbstgefühls, die als Folge wichtiger Interaktionen und Erfahrungen in der Kindheit entstehen.”

Robert Tyson

Merkmale der Kurzpsychotherapie

Die Kurzpsychotherapie nach James Mann ist eine psychoanalytische Therapie. Es handelt sich also um eine Technik, die sich unter anderem auf das Unbewusste und die Interpretation konzentriert. Während sich die klassische Psychoanalyse auf mehrere therapeutische Ziele konzentriert (z. B. Angstsymptome, unbewusste Konflikte mit den Eltern, Persönlichkeit), arbeitet die Kurzpsychotherapie an einem einzigen Ziel, das als Fokus bezeichnet wird. Deshalb ist der Zeitaufwand geringer.

Die Sitzungen finden persönlich einmal in der Woche statt und dauern zwischen 45 und 50 Minuten. In der Regel sind zwischen fünf und 50 Sitzungen nötig. Diese Therapieform ist kurz, aber intensiv, da sie sich auf den gegenwärtigen Moment konzentriert und von dort aus Führung und Orientierung bietet.

Die Rolle des Therapeuten oder der Therapeutin ist aktiv und besteht darin, den therapeutischen Prozess mit verschiedenen Techniken, wie dem therapeutischen Bündnis, zu steuern und dem Klienten oder der Klientin Anweisungen zu geben. In der Kurzpsychotherapie ist es wichtig, der zu behandelnden Person Hoffnung und Optimismus zu geben. 

“Kürze, das unmittelbare Ende und die Trennung sind die zentralen Elemente der Kurzpsychotherapie.”

Teresa Miró

Der psychotherapeutische Prozess in der Kurzpsychotherapie

Jede psychologische Intervention, unabhängig davon, ob sie psychodynamisch oder kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtet ist, beginnt mit einer Beurteilung. An diesem Punkt wird der Fokus (das Ziel) der Psychotherapie gewählt.

Der Fokus muss zwei Anforderungen erfüllen: Er muss ein aktuelles problematisches Element sein und er muss für den Klienten zentral sein. Im Laufe der Sitzungen hilft der Therapeut dem Klienten, den Fokus auf seine eigene Geschichte zu beziehen.

Um den Fokus zu wählen und ihn richtig zu definieren, ist es notwendig, dies in affektiver Hinsicht zu tun.

Die Analyse dauert etwa zwei Sitzungen. An diesem Punkt wird das therapeutische Bündnis (die Verbindung zwischen Klienten und Therapeut) gefestigt und der Therapeut teilt dem Klienten die Anzahl der Sitzungen und deren Dauer genau mit. Auf diese Weise nimmt der Therapeut die Beendigung der Therapie vorweg und die zu behandelnde Person lernt, mit den Ängsten der Trennung umzugehen. Es geht dabei um die Angst am Ende der Therapie, wenn der neue Lebenszyklus ohne therapeutische Begleitung beginnt.

“Wenn die Therapie endet, ist es möglich, dass Gefühle der Ambivalenz gegenüber dem Therapeuten aufauchen und die Symptome wieder auftreten.”

Teresa Miró

Mann in einer Kurzpsychotherapie


Warum ist ein adäquates Therapieende so wichtig?

Es mag seltsam erscheinen, dass das Therapieende von so großer Bedeutung ist. James Mann betonte, dass Personen, die mit dem Trennungsstress umgehen können, in der Lage sein werden, diese Fähigkeit in ähnlichen Situationen einzusetzen. In diesem Zusammenhang betrachtet er vier Konfliktsituationen:

  • Selbstständigkeit und Abhängigkeit von anderen
  • Aktivität und Passivität 
  • Angemessenes Selbstwertgefühl oder Verlust des Selbstwertgefühls
  • Ungelöste oder verzögerte Trauer

Zum Abschluss der Therapie wird intensiv an der affektiven Reaktion des Klienten gearbeitet. Deshalb empfiehlt sich die Kurzpsychotherapie nicht für Menschen in einem Zustand psychiatrischer Dekompensation (z. B. Menschen, die eine erste psychotische Episode erleben oder an einer sehr akuten Depression leiden). Auch für anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsprofile eignet sich diese Therapieform nicht.

James Mann setzte die Kurzpsychotherapie erfolgreich bei Jugendlichen mit Identitäts- oder Unabhängigkeitskrisen ein. Weitere Forschungen über Protokolle und Interventionsformen sind erforderlich, um in möglichst kurzer Zeit effektive Ergebnisse zu erreichen.

▶ Lese-Tipp

  1. Time-Limited Psychotherapy, James Mann, Harvard University Press 1980

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  • Ramírez, N. (2010). Las relaciones objetales y el desarrollo del psiquismo: una concepción psicoanalítica. Revista de investigación en psicología, 13(2), 221-230.
  • Bósquez Young, E. Y. (2007). Análisis descriptivo de la intervención, a través del método de la psicoterapia de tiempo limitado en el duelo y las separaciones, de James Mann, en tres casos de duelo complicado (Doctoral dissertation, Universidad de Panamá).
  • Freixas y Miró. (1995). Aproximaciones a la psicoterapia. Editorial Dykinson S. L.
  • LaPlanche, J. & Pontalis, J. B. (1997). Diccionario de Psicoanalisis. Ediciones Paidos Iberica.

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