Die Gruppenpsychotherapie nach Irvin D. Yalom: das Kollektiv kann heilen

Die Gruppe bietet Menschen mit psychischen Problemen oft wertvolle Unterstützung und Hilfe. Eine Gruppenpsychotherapie kann deshalb eine interessante Alternative zu anderen Behandlungsarten darstellen.

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 01. Oktober 2022

Die Gruppenpsychotherapie nach Irvin D. Yalom zielt darauf ab, Konflikte und persönliche Schwierigkeiten auf interpersonaler Ebene zu behandeln. Die Erfahrung zeigt, dass kollektive Prozesse in bestimmten Fällen tatsächlich sehr effektiv sein können. Es gibt verschiedene Ansätze und Methoden, die auf die Gruppeninteraktion aufbauen, unter anderem die Gruppenpsychoanalyse, die Gestalttherapie oder das Psychodrama.

Yalom betrachtet das Mitteilen von Informationen, die gegenseitige Unterstützung, das Geben von Hoffnung und das Entdecken der Universalität des Leidens als wesentliche Elemente im Heilungsprozess. Er hat die verschiedenen Einflussfaktoren klar definiert und seine Therapie hat sich als wirksam erwiesen.

Die Gruppenpsychotherapie nach Irvin D. Yalom

In seinem Buch “Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie” beschreibt der amerikanische Psychiater und Professor an der renommierten Universität Stanford die von ihm entwickelte Therapie. Er wurde dabei von Dr. Molyn Leszcz, der ebenfalls umfangreiche psychotherapeutische Erfahrungen einbrachte, unterstützt.

Yalom geht davon aus, dass eine Gruppe unter bestimmten Bedingungen zu einem schützenden Faktor für die psychische Gesundheit werden kann. Sie kann heilende Prozesse unterstützen und signifikante Verhaltensveränderungen erzielen, die für Menschen mit psychischen Problemen sehr vorteilhaft sind. Die Voraussetzung sind elf Faktoren, die wir uns anschließend anschauen.

Die 11 Faktoren der Gruppenpsychotherapie

Folgende Faktoren sind grundlegend, um in der Gruppenpsychotherapie nach Yalom Erfolge zu erzielen. Alle sind gleich wichtig und müssen berücksichtigt werden.

1. Hoffnung wecken: Es ist einfacher, die Hoffnung in einer Gruppe zu nähren und zu erhalten als allein.
2. Universalität: Die Gruppe hilft Betroffenen zu erkennen, dass andere ähnliches Leid erleben, was Erleichterung bringt. Menschen mit psychischen Problemen denken oft, dass sie allein sind und niemand sie verstehen kann.
3. Informationsaustausch: In einer Gruppe können Informationen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
4. Altruismus: Die Erfahrung, für andere nützlich zu sein und Anregungen von anderen zu erhalten, ist für Betroffene sehr bereichernd.
5. Entwicklung sozialer Fähigkeiten: Die Gruppe begünstigt die Entwicklung grundlegender sozialer Fähigkeiten, was ein wesentliches Element zur Überwindung maladaptiver Verhaltensweisen ist.
6. Nachahmendes Lernen: Menschen lernen und profitieren von den Erfahrungen anderer.
7. Katharsis: Das Sprechen über die Innenwelt verschafft Erleichterung und hilft dabei, Gefühle besser zu verstehen und zu bewältigen.
8. Korrigierende Rekapitulation des Geschehens in der primären Familiengruppe: Betroffene können familiäre Situationen in korrigierter Form erneut erleben und diesen eine neue Bedeutung geben.
9. Existenzielle Faktoren. Die Gruppe begleitet Betroffene in schwierigen Momenten, unter anderem bei einem Verlust, dem Gefühl der Sinnlosigkeit usw.
10. Gruppenkohäsion. Die Förderung von gegenseitiger Akzeptanz und Unterstützung begünstigt das Entstehen sinnvoller Bindungen, was wiederum das Selbstwertgefühl stärkt.
11. Interpersonales Lernen. Wachstum im Rahmen von zwischenmenschlichen Beziehungen begünstigt die Überwindung psychischer Probleme.

Eine interessante Alternative

Die Gruppenpsychotherapie nach Yalom ist eine interessante Alternative zu klassischen Psychotherapien. Sich mit seinen Problemen einer Gruppe zu stellen, mag zunächst einschüchternd wirken, aber es ist klar, dass es in vielen Fällen effektiv ist. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass nicht jeder für diesen Prozess geeignet ist.