Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm

Erich Fromm sagte voraus, dass die Gesellschaft im Jahr 2000 zunehmend individualisiert, entmenschlicht und der Technologie unterworfen sein wird. Das würde uns nicht nur weniger frei, sondern auch unglücklicher machen.
Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. Dezember 2021

Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm zeichnet ein Spiegelbild, das uns besonders vertraut ist. Bereits vor Jahrzehnten war der berühmte Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe der Meinung, dass sich die Welt allmählich auf ein Szenario mit weniger sozialer Interaktion und mehr Isolation zubewegen wird. In der “Megamaschine”, wie er die industrialisierte Gesellschaft definierte, wird der Mensch zum Sklaven der Technologie.

Diese Definition scheint eine fast exakte Vision der aktuellen Realität zu sein. Erich Fromm veröffentlichte sein Buch Die Revolution der Hoffnung: Für eine Humanisierung der Technik” im Jahr 1968. Darin stellte er Überlegungen über die Entwicklung der Menschheit bis zum Jahr 2000 an. Wenn uns die Atomkriege nicht schon vorher vernichten würden, spekulierte er, wäre die zukünftige Welt gleichgeschaltet, kalt und wenig empathisch.

Die Ankunft des neuen Jahrtausends, so präzisierte er, wäre nicht der Höhepunkt des Glücks und noch weniger der Freiheit. Aus diesem Grund und um einer hoffnungslosen Welt wieder Hoffnung zu geben, ist es notwendig, sich einer Reihe von Dimensionen bewusst zu werden. Daher sind die Vorschläge, die Fromm uns seinerzeit hinterlassen hat, auch heute noch relevant.

“Maschinen und Computer müssen Mittel zum Zweck werden, die von der Vernunft und dem Willen des Menschen bestimmt werden.”

Erich Fromm

Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm

Die entmenschlichte Gesellschaft: Schlüssel zum Verständnis

Es gibt Menschen, die darauf hinweisen, dass Erich Fromm eine jener Persönlichkeiten ist, die nicht die verdiente Aufmerksamkeit oder Bedeutung erhielt. Kollegen der Frankfurter Schule, wie zum Beispiel Theodor Adorno oder Max Horkheimer, sind Namen mit vielleicht mehr Tradition innerhalb der Philosophie oder Soziologie. Es ist jedoch unvermeidlich, den großen intellektuellen Einfluss anzuerkennen, den Erich Fromm auf die amerikanische intellektuelle Welt und vor allem auf die Psychologie hatte.

Fromm war ein großer Verfechter der Freiheit und warnte vor den Mechanismen, denen wir uns unterwerfen könnten. Diese Haltung könnte zu neuen autoritären Regierungen führen, wie es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen war. Er hat uns vorwiegend gelehrt, den Nationalsozialismus von einem sozioökonomischen und psychologischen Standpunkt aus zu verstehen.

Unter all seinen Werken gab es jedoch eines, das prophetischen Charakter hatte. In “Die Revolution der Hoffnung” wollte er uns darauf aufmerksam machen, wie der Mensch des Jahres 2000 aussehen wird: ein bloßer Konsument, ein passives Wesen, das einer mechanisierten Realität unterworfen ist, die uns voneinander trennen wird.

Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm ist in vielerlei Hinsicht ein Porträt unserer heutigen Welt.

“Eine gesunde Wirtschaft ist gegenwärtig nur um den Preis kranker Menschen möglich. Unsere Aufgabe ist es, eine gesunde Wirtschaft für gesunde Menschen zu schaffen.”

Erich Fromm

Der Mensch wird nur noch ein Teil der Maschinen sein

Erich Fromm beobachtete mit einiger Sorge den Fortschritt der industrialisierten Gesellschaften, wie zum Beispiel der Vereinigten Staaten. Es stimmt, dass der Fortschritt Komfort bringt, daran besteht kein Zweifel, aber dieser scheinbare Wohlstand hat einen Preis, eine dunkle Seite.

Die Wirtschaftselite und sauch die Geschäftsleute selbst sind nur Anhängsel der Maschinen, die die Welt bewegen. Wir sind Sklaven der Technologie. Für Fromm ist die Megamaschine ein vollständig organisiertes und homogenisiertes soziales System, in dem Maschinen und Menschen ein und dasselbe sind. Der einzige Unterschied ist, dass die Menschen ihre Freiheit, ihre Gesundheit und ihr Glück verlieren, um diese Geräte zum Laufen zu bringen.

Wir halten es für selbstverständlich, dass Computer und andere Technologien uns zu Diensten sind, obwohl es in Wirklichkeit genau umgekehrt ist. Auf der anderen Seite gibt es einen weiteren interessanten Punkt, den From in seinem Buch erwähnt. Männer und Frauen werden den Glauben und das Vertrauen in menschliche Werte verlieren und stattdessen werden nur noch technische und materielle Werte gelten.

Die entmenschlichte Gesellschaft sollte laut Erich Fromm eine unglückliche Gesellschaft sein.

Die entmenschlichte Gesellschaft: Angesichts der düsteren Aussichten haben wir zwei Möglichkeiten

Erich Fromm wollte uns warnen und wies darauf hin, dass die Menschheit zwei Möglichkeiten hat. Wir können uns von einer mechanisierten Gesellschaft mitreißen lassen, in der jede Einzelperson nur noch ein Rädchen ist. Der zweite Weg ist die Hoffnung. Wenn wir als Gesellschaft vorankommen wollen, sollten wir darauf achten, dass die Technologie dem menschlichen Wohlergehen dient und nicht umgekehrt.

Im Frommschen Modell des Menschen gibt es etwas, das immer wieder auffällt. Der deutsche Philosoph jüdischer Herkunft wusste, dass es uns sehr schwerfällt, in unser eigenes Wachstum und Vorankommen zu investieren. Wir verfallen oft in Apathie und Trägheit. Wir engagieren uns nicht für Veränderungen, sondern sind in vielen Fällen nur Sklaven unserer eigenen Passivität und Selbstgefälligkeit.

Die Menschen werden immer apathischer, da sie immer mehr von Maschinen abhängig sind, statt von ihrer eigenen Fähigkeit, zu denken und Revolutionen zu initiieren.

Die entmenschlichte Gesellschaft nach Erich Fromm

Haben wir noch Zeit?

“Wenn die Menschen nicht erkennen, in welche Richtung sie gehen, werden sie aufwachen, wenn es zu spät ist und ihr Schicksal unwiderruflich besiegelt ist”, sagte der Psychoanalytiker inDie Revolution der Hoffnung”. Die Wahrheit ist, dass die Theorie der entmenschlichten Gesellschaft nach Erich Fromm eine prophetische Konnotation hatte, die der Idee, die uns George Orwell hinterlassen hat, sehr ähnlich ist.

Die nächste Frage wäre nun: Sind wir in der Lage, diesen Mangel an Menschlichkeit zu vermeiden, auch wenn wir uns bereits dem technologischen Universum untergeordnet haben? Ist es schon zu spät oder haben wir noch Zeit? Fromm selbst weist darauf hin, dass das Konsumverhalten nicht der Weg zum Glück ist und dass echter Fortschritt und Freiheit Aktivität erfordert. Ist es für diese Revolution schon zu spät? Es lohnt sich, darüber nachzudenken.


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  • Korstanje, Maximiliano E. (2009). Reseña de “El Miedo a la Libertad” de Erich Fromm. Nómadas. Revista Crítica de Ciencias Sociales y Jurídicas, 24 (4),. [Fecha de Consulta 21 de Noviembre de 2021]. ISSN: 1578-6730. Disponible en: https://www.redalyc.org/articulo.oa?id=18112178025

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