Die buddhistische Kunst der Stille: Schweigen verändert das Leben
Der Zen-Mönch Ryunan Zenji fasst mit seinen Worten die Essenz vieler östlicher Philosophien zusammen: Schweigen verändert das Leben. Stille ist in fast allen mystischen Bewegungen der Welt Tradition, auch im Westen. Doch warum ist sie so wichtig?
Ein indisches Gleichnis unterstreicht die Bedeutung des Schweigens: Ein Mensch, der auf einen See blickt, während der Mond am Himmel scheint, erhält nur ein klares Bild, wenn das Wasser still ist. Etwas Ähnliches passiert mit dem menschlichen Geist. Die Stille lässt uns erkennen, was in ihm vorgeht.
Im Zen-Buddhismus ist das Schweigen nicht nur eine Praxis, sondern eine Lebenseinstellung. Das Ziel ist, den Geist zur Ruhe zu bringen und sich mit sich selbst zu verbinden, um ohne das ständige Gefühl von Verlust oder Gewinn, Erfolg oder Misserfolg zu leben. Schließlich geht es darum, das Leben im Hier und Jetzt zu erfahren. Der einzige Anspruch dieser Praxis ist, sich selbst zu spüren.
“Der Weg ist immer das Nichtstun, doch nichts bleibt unerledigt.”
Tao Te Ching
Stille und Meditation
Ryunan Zenji bemerkt, dass Bewusstsein und Erleuchtung entstehen, wenn ein Mensch in der Lage ist, still und ruhig zu werden. Die meisten Menschen haben davor jedoch Angst. Nichtstun wird mit der Nicht-Existenz assoziiert. Stille bedeutet, eine Position einzunehmen und sich nicht bewegen. Am Anfang sind viele nervös und wissen nicht, wie sie das anfangen sollen, sie spüren Unbehagen oder Spannungen in den Muskeln. Die körperliche Stille ist jedoch eine Voraussetzung für die geistige Stille.
Aus der Stille entsteht das meditative Denken. Es ersetzt allmählich das berechnende, überflüssige oder gegenständliche Denken. Das Nichtstun bedeutet warten. Doch worauf? Auf nichts. Du wartest einfach, während du schweigst und Bewegung vermeidest.
Stille ist lebensverändernd
So paradox es auch klingen mag, es ist sehr schwierig, diese Haltung des Nichtstuns einzunehmen. Was passiert, wenn es dir gelingt? Schrittweise entwickelst du die Fähigkeit, auf die eigene, tiefe Stimme zu hören. Buddhisten sagen, wenn du dem Weg der inneren Stimme folgst, erscheint Dankbarkeit. Wenn du ein Maximum an Aufmerksamkeit für ihre Botschaften aufbringst, erreichst du den Zustand der Gelassenheit.
Ryunan Zenji weist darauf hin, dass die meisten modernen Krankheiten auf die Unfähigkeit zurückzuführen sind, still und ruhig zu sein. Die Welt lebt zu schnell. Wir sind mit unseren Wünschen und Zielen überfordert, erleben Spannungen und Ängste, während wir versuchen, sie zu erreichen; und schließlich scheitern wir trotz all unserer Bemühungen. Wenn wir ein Ziel erreichen, streben wir sofort nach mehr. Es ist eine leere Suche, die uns vorwärtstreibt, ein ewiges Rennen, denn wir sind unersättlich.
Die Einfachheit des Lebens
Die Zen-Philosophie strebt ein einfaches Leben an. Tiefgründige Gedanken sollen zu richtigen und einfachen Handlungen führen, zum Beispiel nicht zu viel oder zu wenig essen, nicht zu viel oder zu wenig schlafen, Triviales loslassen und anderen begegnen, ohne dich selbst zu verlieren. Stille und Schweigen ermöglichen es dir, ein einfaches und gelassenes Leben zu erreichen. Dieser Zustand fördert die Selbsterkenntnis, vor allem aber die Begegnung mit deiner wahren Essenz.
Gleichzeitig hilft dir dieser Prozess, alles loszuwerden, was du nicht brauchst. Dazu gehören Ideen, Überzeugungen, Objekte und Ziele. Schweigen ist lebensverändernd, denn es ermöglicht dir, dich von der Hektik des Alltags zu distanzieren und dich mit dem authentischsten Teil deiner selbst zu verbinden. Du kannst mit dem Leben fließen, ohne Druck, ohne Widerstand, ohne den natürlichen Verlauf deines Seins zu verändern.
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