Die Bedeutung der Farbe Gelb in der Psychologie

Die Farbe Gelb ist ambivalent: Wir assoziieren sie mit Freude, Wärme und Licht, doch es handelt sich auch um eine Signalfarbe, die auf Gefahren oder Neid und Missgunst hinweist.
Die Bedeutung der Farbe Gelb in der Psychologie
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 05. Oktober 2023

Die Farbe Gelb präsentiert sich leuchtend, warm und strahlend. Sie steht gerne im Mittelpunkt und zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die hellste Grundfarbe ist in der Natur sehr präsent: auffallende Sommerblumen wie Löwenzahn oder Hahnenfuß, das fahlgelbe Herbstlaub oder das warme Sonnenlicht am Horizont.

Auch Bernstein, Brucit und Schwefel erstrahlen in verschiedenen Gelbtönen. Von Ockergelb bis Sandgeld, Dottergelb, Strohgelb oder Senfgelb finden wir eine beträchtliche Vielfalt an Abstufungen, die sich im Wellenlängenbereich zwischen 570 und 600 Nanometern bewegen. Gelb ist also relativ kurzwellig und liefert deutlich mehr Energie als Rot. Auf dem Farbspektrum befindet sich diese Farbe zwischen Grün und Orange.

Wir assoziieren Gelb mit Freude, Wärme und Licht, es handelt sich jedoch um eine widersprüchliche Farbe, die in verschiedenen Kulturkreisen sehr unterschiedliche Bedeutungen erhält. Erfahre anschließend Interessantes und Kurioses über diese Farbe.

Gelb, die Farbe der Sonne?

Jedes Kind weiß, dass die Sonne gelb ist. Oder stimmt das doch nicht? In Wahrheit scheint die Sonne weiß. Du kannst das im Winter beobachten, denn ein weißes Schneefeld reflektiert das gesamte Sonnenlicht. Nur wenn sich die Sonne dem Horizont nähert und das Licht einen längeren Weg zurücklegt, nehmen wir die Sonne gelblich oder auch rötlich wahr.

Wir assoziieren Gelb jedoch mit Licht und Sonnenschein, mit Vitalität, einer positiven Lebenseinstellung und Fröhlichkeit. Ihre Strahlkraft und Wärme weckt unsere Kreativität, ihre Helligkeit schärft unseren Verstand. Doch nicht alles ist positiv: Gelb bedeutet auch Trockenheit, Wüste und Verfall. Denken wir zum Beispiel an die gelben Herbstblätter, die uns an unsere Vergänglichkeit erinnern.

  • Negative Assoziationen: Egoismus, Neid, Groll, Feigheit, Verfall
  • Positive Assoziationen: Vitalität, Energie, Fröhlichkeit, Enthusiasmus, Extrovertiertheit, Kreativität, Reichtum

Gelb in verschiedenen Kulturen

Wie bereits erwähnt, sprechen wir über eine ambivalente Farbe, die in verschiedenen Kulturen und Zeiten sehr unterschiedliche Bedeutungen annimmt.

  • Die Farbe des Neids und der Missgunst: Im Mittelalter war diese Farbe negativ belastet. Noch heute verwenden wir die Redewendung “Gelb vor Neid”. Der genaue Ursprung dieser Redewendung ist umstritten, doch im Allgemeinen bringen wir die gelbe Hautfarbe mit Krankheit in Verbindung. Wir assoziieren Gelb außerdem mit Eifersucht.
  • Die Warnfarbe: Im Mittelalter galt eine einfarbig gelbe Fahne als Warnung vor Ansteckungsgefahr. Sie wurde an den Stadtmauern gehisst, um über einen Pestausbruch zu informieren. Heute kennen wir die Gelbe Karte beim Fußball als Verwarnung bei einem Verstoß gegen die Spielregeln.
  • Die Farbe des Glücks: Im Reich der Mitte galt Gelb als Farbe der Glückseligkeit und Weisheit. Ab dem dritten Jahrtausend verwendeten chinesische Kaiser gelbe Kleider, die dem Volk verboten wurden, denn sie symbolisierten Macht und Herrschaft. Safrangelb steht jedoch auch für Demut, Weisheit und Toleranz, deshalb kleiden sich darin buddhistische Mönche. In manchen orientalischen Ländern ist Gelb eine beliebte Hochzeitsfarbe.
  • Die Farbe des Unglücks: Gelb ist für Schauspieler Tabu, denn diese Farbe soll auf der Bühne Unglück bringen. In Spanien sollte man öffentliche Auftritte mit gelber Kleidung im Allgemeinen vermeiden, denn die Farbe des Schwefels und des Teufels kann zur Katastrophe führen.
  • Vertreibung der bösen Geister: In Indien sollten früher zerrissene gelbe Kleider vor der Hochzeit böse Geister vertreiben.

Ein Forscherteam wollte wissen, ob die gelbe Farbe in verschiedenen Ländern eher positiv oder negativ belastet ist. Die in der Fachzeitschrift Journal of Environmental Psychology  veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Farbe rund um den Äquator weniger positiv gewertet wird wie in Ländern, die weiter vom Äquator entfernt sind. Nur sechs Prozent der Befragten in Ägypten assoziierten diese Farbe mit Freude, während es in Deutschland zwischen 60 und 70 Prozent und in Finnland sogar fast 90 Prozent waren.

Nach Blau, Rot, Gründ und Schwarz steht Gelb bei den Lieblingsfarben der Deutschen an fünfter Stelle. 

Wie wirkt Gelb auf unsere Psyche?

Dieser warme Farbe der Erleuchtung regt den Geist an und versorgt uns mit Energie. Sie wirkt wie Licht und Sonne stimmungsaufhellend, wie bereits Goethe in seiner Farbenlehre beschrieb: “Sie führt in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich, und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft.”

Doch auch hier ist Gelb ambivalent, denn diese Farbe wirkt nicht nur aufheiternd, sondern auch alarmierend und beunruhigend. Kandinsky beschreibt ihre aufdringliche Wirkung auf das Gemüt. In diesem Zusammenhang spielt die jeweilige Farbnuance eine entscheidende Rolle: Ein zartes Hellgelb wirkt sehr sanft, während ein intensives Sonnengelb als Signalfarbe (zum Beispiel im Verkehr) zum Einsatz kommt.

Zitronengelb steht für Licht und Kreativität, Goldgelb hingegen für Extravaganz, Energie, Macht und Präsenz.  

Im Marketing signalisiert diese Farbe Energie und Positivität, sie zieht Aufmerksamkeit auf sich und fördert impulsives Konsumverhalten. Ein Beispiel dafür ist das Logo von McDonald’s: ein auffallendes, senfgelbes M auf rotem Hintergrund.

Farben entstehen im Gehirn

Farben sind Sinneseindrücke, die durch das Licht entstehen, das auf die Netzhaut unserer Augen fällt. Sie inspirieren uns und beeinflussen unsere Psyche. Ihre Wirkung hängt jedoch nicht nur von ihrer Intensität, Wellenlänge und Strahlkraft ab, sondern auch von Kultur und Tradition.


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