"Der Zweck heiligt die Mittel" - Ein Zitat von Machiavelli?

Die Idee, dass der Zweck die Mittel heiligt, ist in der Geschichte und Gegenwart immer wieder zu finden. Wer ist der Autor dieses Zitats?
"Der Zweck heiligt die Mittel" - Ein Zitat von Machiavelli?

Letzte Aktualisierung: 25. Januar 2024

Die Aussage “Finis coronat opus” (deutsch: “Der Zweck heiligt die Mittel”) wird in den meisten Fällen dem italienischen Politiker und Schriftsteller Niccolò Machiavelli zugeschrieben, der in seinem Werk Il Principe (Der Fürst) diese Idee aufgreift. Doch in Wahrheit ist die Urheberschaft umstritten.

Wir analysieren anschließend die Bedeutung des Zitats, hinter dem sich tiefgreifende Fragen über das Wesen der Macht, über Moral und die Verfolgung von Zielen verbergen, und gehen dem wahren Autor auf die Spur.

“Der Zweck heiligt die Mittel”: Wer ist der Autor?

Wie anfangs kurz erwähnt, beschreibt der Florentiner Machiavelli in seinem Werk Il Principe die Idee, dass Macht in Regierungspositionen nach den erzielten Ergebnissen beurteilt werden sollte. Die Mittel zum Zweck haben kaum Bedeutung, wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist. Allerdings ist das wortwörtliche Zitat “der Zweck heiligt die Mittel” in seinem Buch nicht zu finden.

Als möglicher Autor wird oft der Jesuit Hermann Busenbaum erwähnt. In seinem Werk Medulla Theologiae moralis (1652) finden wir den Satz “Cum finis est licitus, etiam media sunt licita” (deutsch: “Wenn der Zweck rechtmäßig ist, sind es auch die Mittel”). Doch nicht nur er, auch andere Denker wie der griechische Redner Demosthenes, der römische Dichter Ovid oder der spanische Schriftsteller und Jesuit Baltasar Gracián brachten dieselbe Idee in ihren Werken zum Ausdruck. Auch bei dem von Ignatius von Loyola gegründeten Jesuitenorden war diese Idee zu finden.

Napoleon war ein begeisterter Leser von Machiavelli und soll in einer Il Principe-Ausgabe eine ähnliche, persönliche Anmerkung festgehalten haben, die er später populär machte. Auch Thomas Hobbes argumentierte in seinem Werk Leviathan, dass der Staat Angst als Mittel zum Zweck einsetzen muss, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten.

Wir finden diese Idee immer wieder, doch die wahre Urheberschaft des Zitats “Der Zweck heiligt die Mittel” ist bis heute umstritten.

Die Bedeutung

Dieses Zitat legt nahe, dass Herrscher flexibel sein müssen, um ihre Macht und die Stabilität der Bevölkerung zu erhalten. Das Ziel selbst legitimiert die Maßnahmen. Es handelt sich allerdings um ein sehr komplexes moralisches Dilemma. Ist das Endergebnis tatsächlich wichtiger als die Mittel, die zur Erreichung eingesetzt werden? Wenn wir diese Frage positiv beantworten, wären auch unmoralische Handlungen erlaubt.

Wir dürfen dieses Zitat jedoch nicht fehlinterpretieren: Nicht jedes Mittel ist zulässig, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Der Zusammenhang zwischen Mittel und Zweck ist entscheidend. Wenn sich zum Beispiel eine Regierung zum Ziel setzt, Maßnahmen für eine bessere Bildung zu ergreifen, kann das Mittel nicht darin bestehen, benachteiligte Gruppen auszuschließen. Es gibt keine Kohärenz zwischen Mittel und Ziel.

“Der Zweck heiligt die Mittel” heute

Die Regierung kann kontroverse politische Maßnahmen gutheißen, wenn sie der Gesellschaft oder dem Land langfristig nützlich sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Rechte des Einzelnen oder die öffentliche Meinung verletzt werden darf. Ein Land könnte argumentieren, dass die Überwachung der Bürger oder andere umstrittene Sicherheitsmaßnahmen gerechtfertigt sind, um Bedrohungen für die nationale Sicherheit abzuwehren.

Denken wir an Unternehmen, die fragwürdige Geschäftspraktiken umsetzen könnten, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Die Arbeitgeber könnten ausgebeutet werden, nur um das unternehmerische Ziel zu erreichen.

Ein Arzt könnte argumentieren, dass das Verheimlichen von Informationen vor einem Patienten gerechtfertigt ist, wenn dies dazu dient, ihn vor unnötigem Stress zu schützen und damit letztendlich seiner Genesung dient.

Eine immer wiederkehrende Idee

Die Idee, dass der Zweck die Mittel heiligt, ist in der Geschichte und Gegenwart immer wieder zu finden. Wir wissen, dass Machiavelli nicht der Autor dieses Zitats ist, doch es stellt die Synthese seines Denkens dar. Den wahren Urheber kennen wir nicht.


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