Der Zusammenhang zwischen Suizidgedanken und Verkehrsunfällen

Nicht nur Alkohol und Drogen, auch Depressionen mit Suizidgedanken können im Straßenverkehr zur Gefahr werden.
Der Zusammenhang zwischen Suizidgedanken und Verkehrsunfällen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2022

Wir wissen, dass Alkohol und Drogen bei Verkehrsunfällen häufig im Spiel sind. Doch auch psychische Probleme wie Suizidgedanken stellen im Straßenverkehr eine Gefahr dar. Infolge der Pandemie haben psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände deutlich zugenommen. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle ist gestiegen, was auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist, die noch genauer untersucht werden müssen.

Menschen, die einen Verkehrsunfall überlebt haben, berichten häufig über latente Depressionen, die mit unbewussten Suizidgedanken einhergehen. Manche Menschen haben den Wunsch, das Leben zurückzulassen, das Gaspedal durchzudrücken und den Verstand auszuschalten.

Viele Menschen, die beim Autofahren Suizidgedanken hegen, haben noch nie versucht, sich auf andere Weise das Leben zu nehmen.

Der Zusammenhang zwischen Suizidgedanken und Verkehrsunfällen
Es ist wichtig, die Ursachen für Verkehrsunfälle zu verstehen, um letztere zu verhindern.

Rücksichtslosigkeit infolge einer Depression

Warum entwickeln sich manche Menschen zu rücksichtslosen Fahrern? Was bewegt sie dazu, mit extremer Geschwindigkeit in die falsche Richtung zu fahren? Rücksichtslose Fahrer müssen zuerst einen Alkohol- und Drogentest durchführen, wenn sie erwischt werden. Es wird jedoch nicht immer eine psychologische Beurteilung durchgeführt.

Eine Studie der Universität Pisa aus dem Jahr 2015 zeigt jedoch auf, dass risikofreudiges Verhalten, Impulsivität und psychomotorische Unruhe in vielen Fällen das Ergebnis eines psychischen Problems sind. Häufig ist Alkohol im Spiel, doch wir dürfen nicht vergessen, dass Trunkenheit am Steuer die Suizidgedanken fördert. Alkohol ist eine akzeptierte Droge, die viele nutzen, um psychische Schmerzen zu betäuben. Die durch den Konsum alkoholischer Getränke resultierende Enthemmung und Risikobereitschaft wird allerdings auf der Straße zu einer realen Gefahr.

Fahrzeuge können bei psychischer Unausgeglichenheit zu einem perfekten Werkzeug für Selbstverletzung oder Selbstzerstörung werden.

Welche Symptome weisen darauf hin?

Wenn wir an jemanden mit Depressionen denken, stellen wir uns eine Person vor, die zu Hause lustlos auf dem Sofa liegt und in ihrer Traurigkeit gefangen gehalten wird. Diese Vorstellung entspricht keinesfalls der Realität. Depressionen äußern sich vielfältig und können unter anderem auch mit rücksichtslosem Fahrverhalten korrelieren:

  • Es gibt Depressionen, bei denen riskantes, unberechenbares Verhalten, Alkoholkonsum, Spielsucht usw. auftreten.
  • Bei Suizidgedanken handeln viele Menschen impulsiv und denken nicht an mögliche Folgen.
  • Stimmungsschwankungen, Nervosität und Unruhe sind charakteristische Anzeichen.

Manche Menschen ziehen es vor, ihren Suizid hinter einem Verkehrsunfall zu verbergen.

Suizidgedanken und Verkehrsunfälle

Depressionen werden oft nicht diagnostiziert, verursachen jedoch tiefgehendes Leid und oft auch Suizidgedanken. Da viele Menschen nicht darüber sprechen, ist es ein schwieriges Unterfangen, Maßnahmen zu treffen. Zwei Aspekte machen diese Realität besonders komplex:

Der Wunsch, das Leben zu beenden, ist nicht immer bewusst

Die Person, die einen Verkehrsunfall erleidet oder verursacht, leidet häufig an unbewussten Suizidgedanken. Diese Menschen sind nicht an selbstverletzendem Verhalten zu erkennen, doch wenn sie das Lenkrad in der Hand haben, entwickeln sie den Wunsch, zu fliehen. Sie lassen sich von der hohen Geschwindigkeit mitreißen und das Schicksal entscheiden. Die Folgen sind oft verheerend.

Es gibt natürlich auch Menschen, die bewusst in ein Fahrzeug steigen, um den Suizid hinter einem Verkehrsunfall zu verbergen und der Familie somit die wahren Hintergründe zu verheimlichen.

Mangelnde Wertschätzung für das eigene Leben und das anderer

Tragisch ist auch, dass Menschen, die ihren eigenen Tod durch einen Verkehrsunfall herbeisehnen, keine Wertschätzung für das Leben zeigen. Nicht nur ihr eigenes Leben ist ihnen gleichgültig, auch das Leben anderer kümmert sie wenig. Suizidgedanken, die zu einem Verkehrsunfall führen, enden vielfach tragisch für andere Verkehrsteilnehmer. Der Verursacher selbst überlebt oft paradoxerweise.

Suizidgedanken und Verkehrsunfälle
Es gibt keine aufschlussreichen Daten, die über die durch Suizidgedanken verursachten Verkehrsunfälle informieren.

Wie können wir mit dieser Realität umgehen?

Verkehrsunfälle durch Suizidgedanken zu verhindern, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen. Der erste Schritt wäre, Daten zu diesem Thema zu sammeln, um zu wissen, wie hoch die tatsächliche Gefahr ist, dass es dazu kommt. Auch dies ist ein kompliziertes Ziel, da es oft nicht möglich ist, die Verursacher von Verkehrsunfällen entsprechend zu untersuchen oder zu befragen.

Fahrzeuge sind für psychisch kranke Menschen ein nützliches Mittel  zur Selbstzerstörung oder Selbstverletzung. Nur das nahe Umfeld und die betroffene Person selbst haben die Möglichkeit, diese Situationen zu vermeiden: Wenn Depressionen und Suizidgedanken frühzeitig erkannt werden und eine entsprechende Behandlung möglich ist, können auch die Konsequenzen verhindert werden. Wir müssen uns um jene Menschen kümmern, die entmutigt und hoffnungslos sind!


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