Coolhunting: Warum uns Trendforscher in sozialen Netzwerken beobachten
Trendforscher beobachten gesellschaftliche, kulturelle oder ästhetische Veränderungen und Strömungen, die sich unter anderem auf unser Konsumverhalten auswirken. Diese Trendjagd, die auch als “Coolhunting” bezeichnet wird, ist eine wichtige Unternehmensstrategie, die sowohl in der Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen als auch in der Vermarktung zum Einsatz kommt.
Soziale Netzwerke stellen eine perfekte Bühne dar, auf der Trendforscher neue Tendenzen beobachten können. Wir teilen auf diesen Plattformen unseren Lebensstil, unsere Erwartungen und unsere Wünsche mit der Welt. Die Analyse unserer Gewohnheiten und unseres Konsumverhaltens ist für Unternehmen sehr wertvoll, um neue Projekte zu entwickeln und im Marketing erfolgreich zu sein.
Coolhunting-Firmen beobachten vor allem Lifestyle-Trends der Jugendkultur und erstellen Berichte, die dann an Unternehmen verkauft werden.
“Die Kultur der flüssigen Moderne hat nicht länger eine Bevölkerung zu illustrieren und zu veredeln, sondern Kunden, die verführen.”
Zygmunt Bauman
Die Welt der Coolen
Es ist nicht einfach zu definieren, was “cool” ist und was nicht. Das Wort wird in vielen Kontexten und auf viele Arten verwendet. Ilan Dar-Nimrod vom University of Rochester Medical Center und Ian Hansen von der York University haben eine einfache empirische Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt.
Sie baten 353 Studierende der University of British Columbia, den Begriff “cool” zu definieren. Auf dieser Grundlage legten sie eine Reihe von Eigenschaften fest und baten die Teilnehmenden dann, die Eigenschaften zu benennen, die diese sich von ihren Freunden wünschen würden.
Die Psychologen waren von den Ergebnissen überrascht, denn die Befragten waren sich einig: Die wichtigste Voraussetzung, um cool zu sein, ist körperliche Attraktivität, das heißt g utaussehend oder sexy zu sein. Der Rest waren Eigenschaften, die manche als “kleinbürgerlich” bezeichnen: Sicherheit, Erfolg, Sinn für Humor, Freundlichkeit oder Altruismus. Eine solche Mischung wäre das Rohmaterial für Coolhunting.
Rebellen à la carte und andere Phänomene
Die Befürworter der coolen Kultur und natürlich auch von Coolhunting wissen, dass es noch eine weitere wichtige Eigenschaft auf den Bannern dieses Modells gibt: das Trotzigsein. Der wahre coole Charakter ist rebellisch und störend. Wie jeder sehen kann, sehen coole Models immer wütend aus und wirken wie “Mir ist alles egal”. Aber dann wieder: “Ich bin zu allem fähig”.
Das Thema ist nicht so unschuldig, wie es vielleicht scheint. 1997 schrieb der Historiker Thomas Frank ein Buch, das bald zum Klassiker wurde: “The Conquest of Cool“. In diesem Werk machte der Autor beunruhigende Enthüllungen. Die wichtigste davon war, dass es der Unterhaltungsindustrie gelungen war, die authentische Rebellion der 1960er-Jahre zu übernehmen und in etwas Harmloses und Substanzloses zu verwandeln: die coole Kultur.
Die Werbung verwandelte soziale Rebellen und brachte diese auf die Titelseiten von Zeitschriften. Junge Leute, die früher gegen den Krieg demonstrierten, wurden zu Kids, die sich die Nase piercen oder ihre Jeans zerreißen, um zu zeigen, wie störend sie sind. Ja, sie müssen schön sein, aber vor allem individualistisch. Auf dieser neuen Bühne steht die Mode im Mittelpunkt, nicht die soziale Unzufriedenheit.
Coolhunting und Unpersönlichkeit
Es ist völlig legitim, dass Interessengruppen Märkte erforschen und den Verbrauchergeschmack identifizieren. Fragwürdig ist die Philosophie, die sich dahinter versteckt und Zufriedenheit und Glück verspricht, wenn man sich dem aktuellen Trend anschließt. Es handelt sich um vorübergehende Nebensächlichkeiten, doch manche nehmen diese allzu ernst, denn “wenn du nicht mitmachst, bist du nicht dabei”.
Diese Art von Mechanismen und Praktiken nähren die atavistische Angst, die Herde zu verlassen. In der Antike beruhte die Angst darauf, die Gruppe zu enttäuschen, weil man nicht mutig, effektiv oder geschickt war. In der heutigen Kultur dominiert die Angst, bestimmte Dinge nicht kaufen oder erwerben zu können oder nicht so zu sein, wie es der Trend vorgibt. Es gibt keine größere Gefahr als die Angst vor dem Sein.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Dar-Nimrod, I., Hansen, I. G., Proulx, T., Lehman, D. R., Chapman, B. P., & Duberstein, P. R. (2012). Coolness: An empirical investigation. Journal of Individual Differences, 33(3), 175.
- Gloor, P. A., & Cooper, S. (2007). Coolhunting. Chasing Down the Next Big Thing. Amacom.
- Rodríguez Díaz, S. (2012). Consumismo y sociedad: una visión crítica del Homo consumens.