Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo: Ein deutscher Kultfilm
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist ein Film von Uli Edel. Er gilt weithin als einer der erfolgreichsten europäischen Filme aller Zeiten und brach in Europa zahlreiche Kassenrekorde. Die Handlung basiert auf der wahren Geschichte von Christiane Vera Felscherinow, die im Alter von 13 Jahren heroinabhängig und zu einer Prostituierten wurde.
David Bowies Cameoauftritt war nur einer der vielen Aspekte, die Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo zu einem Kultfilm machten. Der Film wurde größtenteils im Berliner Stadteil Charlottenburg rund um den Bahnhof Zoo gedreht.
Neben dem Bahnhof Zoo gibt es dort eine gleichnamige U-Bahnstation, Unterführungen und zahlreiche Seitenstraßen. In den 1970er Jahren war der Bahnhof Zoo das berüchtigte Epizentrum des Drogenhandels und der Prostitution in West-Berlin.
Während der Dreharbeiten wurden auch echte Drogenabhängige als Statisten eingesetzt, um den Film noch authentischer zu machen. Heute jedoch ist der Bahnhof Berlin Zoologischer Garten (kurz: Bahnhof Zoo) saniert und umgebaut.
Dennoch hat das deutsche Kino dafür gesorgt, dass dieser Bahnhof für immer als der Ort im Gedächtnis bleiben wird, an dem süchtige Kinder ihre Unschuld verloren haben.
Das wahre Leben der Christiane F.
Die echte Christiane F. ist Christiane Vera Felscherinow. Sie wurde am 20. Mai 1962 in Hamburg geboren. Im Jahr 1968 zog die Familie nach West-Berlin, in ein Hochaus in der Gropiusstadt. Sie wuchs in einem schwierigen Umfeld auf, der Vater war Alkoholiker und missbrauchte sie häufig, die Mutter war vor Angst gelähmt. Die Alkoholsucht des Vaters war auch der Grund für die spätere Trennung der Eltern. Danach wurde Christiane von ihrer Mutter alleine großgezogen.
Im Alter von 12 Jahren kam sie zum ersten Mal mit sogenannten harten Drogen in Kontakt. Mit 14 wurde sie heroinabhängig und prostituierte sich am Kinderstrich am Bahnhof Zoo, um ihre Drogensucht zu finanzieren. Im Jahr 1978 sagte sie als Zeugin in einem Pädophilie-Prozess aus. Ein Mann war angeklagt, weil er verschiedenen Minderjährigen Heroin im Austausch für sexuelle Dienste gegeben hatte.
Ihre Autobiografie
Die beiden Stern-Reporter Kai Hermann und Horst Rieck wurden auf ihre Aussage aufmerksam und verfolgten den Prozess sehr genau. Sie wollten über das massive Drogenproblem berichten, das zu jener Zeit unter den Berliner Jugendlichen herrschte.
Daher baten sie Christiane um ein Interview und die damals 16-jährige willigte ein, ihre Geschichte zu erzählen. Die Reporter zeichneten die Interviews auf und daraus entstand dann eine Biografie. Die ersten Kapitel wurden damals vor der Veröffentlichung des Buches im Stern veröffentlicht, was die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen ließ.
Der biografische Roman von Hermann und Rieck erschien unter dem Titel Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Das Buch wurde in 18 Sprachen übersetzt und es wurden weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft. In Deutschland wurde es sogar zu einer Pflichtlektüre in Schulen.
Die Veröffentlichung des Filmes und weltweiter Ruhm
Im Jahr 1981 verfilmte der Regisseur Uli Edel das Buch unter dem Filmtitel Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Die Rolle der Christiane F. spielte die Schauspielerin Natja Brunckhorst. Dieser Film war ein unglaublicher Erfolg und wurde sehr schnell zu einer globalen Sensation, die Schockwellen in die ganze Welt aussendete.
Auch die reale Christiane F. profitierte stark von dieser medialen Aufmerksamkeit. Sie war regelmäßig in Boulevardzeitungen zu sehen und war Thema vieler ernsthafter aber auch sensationsheischender Artikel. Obwohl es Christiane gelang, für eine gewisse Zeit clean zu bleiben, wurde sie zwischenzeitlich rückfällig. Heute lebt sie wieder in Berlin, allerdings weit weg von den Geistern des Bahnhof Zoo. Sie nimmt täglich Methadon, ein Heroinsubstitut, ein.
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo: Der Film
Zu Beginn des Filmes sieht man Christiane als normalen Teenager. Sie hört zu Hause zu laute Musik und bleibt abends zu lange weg. Sie lebt mit ihrer Mutter in einer Wohnung und regt sich darüber auf, dass der neue Freund ihrer Mutter permanent anwesend ist.
Um dieser Situation zu entfliehen, geht sie mit Freunden auf Partys, auf denen sie mit Drogen und Marihuana experimentieren. Aber erst an dem Abend, an dem sie David Bowies Konzert besucht, nimmt sie zum ersten Mal Heroin. Obwohl sie behauptet, sie würde es “nur aus Neugier” ausprobieren, genießt sie die Wirkung des Heroins leider viel zu sehr. Die Droge ermöglicht ihr, aus der Realität zu entfliehen und ist gleichzeitig das Tor zu ihrer neuen Beziehung zu Detlev, der bereits abhängig ist.
Die schauspielerische Leistung der jungen Darsteller ist wahrlich meisterhaft. Dies trifft insbesondere auf Natja Brunckhorst in ihrer ersten Rolle als Schauspielerin zu. Sie liefert eine unglaubliche Darstellung und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die von jugendlicher Unschuld zu brutalem körperlichem und moralischem Verfall führt.
Die Szene, in der die beiden jungen Hauptdarsteller sich in einem Zimmer in Christianes Zuhause einschließen, um die Entzugssymptome zu bewältigen, ist tatsächlich sehr schockierend.
Christiane F. und ihre schreckliche Reise
Christiane F. fand ihren eigenen Weg durch die düstere Welt des Berliner U-Bahn-Systems. Sie hatte niemals einen Zuhälter.
Der Film stellt die West-Berliner Drogenszene gnadenlos und ungeschminkt dar. Es gibt einige wirklich sehr schockierende Szenen, wie beispielsweise jene, in der ein Drogenabhängiger über eine Toilettentür springt, die Nadel aus Christiane Arm herausreißt, um sich diese dann selber in den Arm zu stechen. Darüber hinaus sieht der Zuschauer Tote, die an einer Überdosis gestorben sind und traurige, fahle Gesichter von Abhängigen, die die U-Bahn-Station säumen.
Aber man darf weder diese Kinder noch irgendeinen anderen Abhängigen am Bahnhof Zoo verurteilen. Das Leben ist ihnen einfach über den Kopf gewachsen. Sie haben Drogen als Mittel konsumiert, um ihren schwierigen Lebensumständen zu entfliehen, anstatt über die dahinter liegenden Ursachen nachzudenken. Im Gegensatz zu den meisten Menschen hatten viele von ihnen vermutlich keine Familie oder kamen aus sehr zerrütteten Verhältnissen und hatten nichts, wofür es sich ihrer Meinung nach zu kämpfen gelohnt hätte.
Daher haben sie versucht, sich vor der Welt zu betäuben, ein Zustand, den sie nur durch den Konsum von Heroin erreichen konnten. Aber trotz ihrer Drogensucht haben auch diese Menschen Gefühle und leiden. Sie werden immer die Kinder vom Bahnhof Zoo sein; verlorene Seelen, gefangen in einer Welt, der nur sehr wenige entkommen konnten. Dank Geschichten und biografischer Zeugnisse wie der von Christiane F. werden sie noch für viele Jahre in unserem kollektiven Gedächtnis verbleiben.