Belohnungsaufschub und Impulskontrolle: Marshmallow-Test mit Kindern
Versetze dich zurück in deine Kindheit: Vor dir steht ein Teller mit deinen Lieblingskeksen – wie lange hättest du es geschafft, dich zurückzuhalten, ohne ein Keks zu verspeisen? Kinder müssen die Fähigkeit zur Impulskontrolle allmählich entwickeln, als Erwachsene sollten wir diese Kompetenz jedoch bereits beherrschen.
Aber seien wir ehrlich: Viele Erwachsene zeigen sich ebenfalls ungeduldig und sind auf sofortige Befriedigung programmiert. Du hast Hunger und gehst zum Kühlschrank, wenn du nichts findest, bestellst du eine Pizza und lässt sie dir nach Hause bringen. Oder du siehst ein schickes T-Shirt und bestellst es sofort online, anstatt dir zu überlegen, ob du es tatsächlich benötigst.
Die verlockenden Angebote sind in der Regel nicht die beste Entscheidung für unsere Gesundheit oder unsere Finanzen, doch unser Gehirn belohnt uns kurzfristig mit einem Hochgefühl. Wir sehen uns heute diesen Mechanismus anhand des Marshmallow-Tests etwas genauer an.
Der Marshmallow-Test und die Impulskontrolle
Walter Mischel, ein US-amerikanischer Persönlichkeitspsychologe österreichischer Herkunft, der an der Universität Stanford forschte, untersuchte die Impulskontrolle und den Belohnungsaufschub (Gratifikationsaufschub) anhand des bekannten Marshmallow-Tests.
An diesem Experiment nahmen Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren teil. Sie wurden in einen Raum geführt, in dem sie einige Zeit verweilen sollten. Die Kinder konnten eine Glocke betätigen, wenn sie den Raum verlassen wollten und es wurde ihnen dann ein Marshmallow versprochen. Wenn sie jedoch so lange warteten, bis der Versuchsleiter von selbst zurückkehrte, wurden ihnen zwei Marshmallows versprochen.
Die durchschnittliche Wartezeit betrug zwischen sechs und zehn Minuten, der Versuchsleiter zeigte sich normalerweise jedoch erst nach 15 Minuten. Es gibt verschiedene Varianten dieses Tests, der sehr interessante Ergebnisse erzielte.
Ergebnisse
Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen Impulskontrolle in der Kindheit als Prädiktor für bestimmte Eigenschaften im späteren Leben zu untersuchen. Nach einigen Jahren wurden die Studienteilnehmer erneut bewertet. Es stellte sich heraus, dass die Kinder, die im Marshmallow-Test Geduld zeigten, bessere schulische Leistungen, ein höheres Selbstwertgefühl und ein größeres Selbstvertrauen hatten als Teilnehmer mit einer geringen Impulskontrolle.
Nach einigen Jahren wurden die inzwischen erwachsenen Kinder erneut befragt. Diejenigen, denen es gelungen war, der Versuchung zu widerstehen, waren seltener übergewichtig, gesünder, sozial kompetenter und hatten höher qualifizierte Berufe erlangt.
Review
Professor Tyler Watts bezweifelte die Ergebnisse des Marshmallow-Tests und glaubte, dass die Stichprobe nicht repräsentativ war. An dem ursprünglichen Experiment nahmen weniger als 90 Kinder teil, die gleichwertige Merkmale aufwiesen und sich in einem ähnlichen Umfeld entwickelt hatten.
Er wiederholte die Untersuchung, wobei er bei der Auswahl der Stichprobe besonders vorsichtig war. An seinem Experiment nahmen mehr als 900 Kinder aus verschiedenen Kulturen, ethnischen Gruppen und sozioökonomischen Hintergründen teil.
Die Studie ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Variablen und der Fähigkeit der Impulskontrolle. Kinder aus wohlhabenderen Familien zeigten eine größere Selbstbeherrschung und erwiesen sich auch beim zweiten Test als erfolgreicher.
Das Bedürfnis nach sofortiger Belohnung
Die heutige Gesellschaft scheint auf sofortige Belohnung ausgelegt zu sein, es ist nicht einfach, Frustrationstoleranz zu üben und das Warten zu lernen. In bestimmten Kontexten wird die Entscheidung, zu warten, sogar negativ bewertet. Warum warten, wenn wir unbegrenzten Zugang zu dem haben, was wir wollen? Warum sich in Geduld üben, wenn alles greifbar nahe liegt?
Die Ergebnisse des Marshmallow-Tests sind zwar umstritten, fest steht jedoch, dass Unmittelbarkeit und Schnelllebigkeit in unserer modernen Gesellschaft das Training der Frustrationstoleranz erschweren.
“Ohne aufgeschobene Belohnung werden Ziele nicht erreicht und Träume nicht verwirklicht.”
Sonntag Adelaja
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- Bembenutty H., Karabenick S. A. (2004). Asociación inherente entre el retraso académico de la gratificación, la perspectiva del tiempo futuro y el aprendizaje autorregulado. Educational Psychology Review, págs. 16, 35–57.
- Watts T. (2018). Revisitando la prueba del malvavisco: una réplica conceptual que investiga los vínculos entre el retraso temprano de la gratificación y los resultados posteriores. Journals Sage.