Auch Helden geben manchmal auf
Wir sind umgeben von Helden, wir finden sie überall um uns herum. Unsere Helden sind jene Menschen, die unermüdlich gegen Krebs oder eine andere degenerative oder tödliche Krankheit gekämpft haben. Jene Menschen, die mit ihrem Sinn für Humor und mit ihrem Mut, trotz eigener Not und Unglück, niemals aufhörten, der Welt ihr Lächeln zu schenken.
Diese Helden haben mich gelehrt, dass es sich lohnt, zu kämpfen. Sie haben mir gezeigt, dass die Welt ihre Farbe ändern kann, je nachdem, wie wir sie betrachten; dass wahre Freunde in schlechten Zeiten da sind und dass die wertvollen Dinge oft etwas mehr kosten. Sie haben mir beigebracht, dass es auch Schlachten gibt, die wir nicht weiterhin kämpfen sollten. Durch sie lernte ich, dass Ehrlichkeit mit sich selbst und seinen Gefühlen nicht bedeutet, ein Feigling zu sein. Vor allem haben sie mich jedoch gelehrt, dass Aufgeben nicht gut angenommen wird, obwohl es in manchen Situationen das Natürlichste ist, das man tun kann.
“Der Tod existiert nicht. Menschen sterben nur dann, wenn sie in Vergessenheit geraten; wenn du dich an mich erinnerst, werde ich immer bei dir sein.”
Isabel Allende
Das Leid des Loslassens
Zu dem Zeitpunkt, als mein Held erfuhr, dass er krank war, konnte er es nicht glauben, er stand unter Schock. Verleugnung war die erste Stufe der Trauer. Die Nachricht war erschütternd und es war hart, mit ihr umzugehen. In diesem Stadium schützte er sich vor dem Leid, zumindest für eine gewisse Zeit.
Als er anfing, medizinische Tests zu durchlaufen, verstand er allmählich seinen Zustand. Er fühlte sich wie ein Versuchskaninchen, unfähig, irgendetwas um ihn herum zu kontrollieren. Alles, was er fühlte, war Schmerz. Dieser Schmerz und der Kontrollverlust brachten ihn auf die zweite Stufe: Wut. In dieser Phase wurde er unnahbar, schwierig und stur. Es gab eine Zeit, in der es den Anschein hatte, als würde er andere für seinen Schmerz verantwortlich machen. Aber ich weiß, dass er auf diese Weise mit seinem Schicksal umging.
Die dritte Stufe, bekannt als Verhandeln, ging schnell vorüber, denn seine Verfassung verschlechterte sich ebenfalls schnell. Hatte er einen guten Tag, wusste er nie, wie lange dieser Zustand anhalten würde oder ob dieser Tag tatsächlich sein letzter guter Tag sein würde. Er versuchte alles, um seine Krankheit zu überwinden. Nichts jedoch veränderte sich zum Guten.
Die Depression stand plötzlich im Raum. “Falls ich sterbe”, wandelte sich um in ein, “wenn ich sterbe”. Zum Glück ließ er sich nicht von den Fängen der Depression gefangen nehmen. Zum ersten Mal hörte er jetz auf, über sich selbst nachzudenken, und fing an, über all die anderen Menschen nachzudenken, die er zurücklassen würde.
Und somit kam Akzeptanz, die letzte Stufe, das Unvermeidliche. Er akzeptierte den Tod als einen weiteren Abschnitt des Lebens, denn alles hat ein Ende. Das Problem war, dass jene Menschen, die ihn liebten, seinen Tod nicht akzeptieren konnten.
Aus Selbstsucht dich nicht gehen lassen wollen
Du hast uns gesagt, dass du nicht weiter kämpfen wirst; dass du dich von allen verabschieden möchtest, weil du nicht willst, dass wir dir zusehen, wie du zerfällst, denn zu kämpfen bewirkt nichts mehr. Dein Schicksal ist bereits besiegelt. Du hast dich entschieden, auf den Tod zu warten und du bittest um unseren Respekt. Du sagst uns, wie sehr es schmerzt, sich von denen zu trennen, die du zurücklässt, aber dass es noch mehr schmerzt, zu leben und der körperliche Schmerz des Lebens den Tod etwas weniger beängstigend macht.
Sie sagen, Reife bedeutet, zu lernen, sich zu verabschieden. Demnach bin ich ein launisches, verängstigtes, kleines Mädchen, das sich mit aller Kraft an dich klammert. Ich möchte mich nicht von dir verabschieden. Während deiner letzten Tage möchte ich bei dir sein; ich will, dass du mit all deiner Kraft kämpfst, um ein paar Stunden mehr in diesem Leben mit mir zu sein.
Aber ich weiß auch, dass der Schmerz, den du fühlst, unerträglich ist und es egoistisch von mir ist, dich daran zu hindern, weiterzuziehen, wütend auf dich zu sein, weil du dich entschieden hast, aufzugeben, als ob das etwas Schlechtes wäre. Ich verhalte mich deswegen so, weil dich zu verlieren das Schmerzvollste ist, was ich je durchstehen musste. Aber du hast mir gezeigt, dass es möglich ist, mit Schmerz zu leben.
Mach dir keine Sorgen, denn heute habe ich beschlossen, ebenfalls das Stadium der Akzeptanz zu betreten. Ich habe akzeptiert, dass du gehst und dass ich dich verlieren werde. Und mach dir keine Sorgen, ich könnte zu dir sagen, wenn du gehst, ist mein Leben vorbei, denn du bist mein Leben; aber das ist nicht wahr. Ich bin nur selbstsüchtig und möchte nicht in einer Welt ohne dich leben. Aber ich werde mich nicht selbst in der Traurigkeit verlieren, ich werde mich immer an dich erinnern und ich werde ein glückliches Leben führen, als Tribut an dich und weil du es nicht tun länger tun konntest.
Ihr werdet immer meine Helden sein
Alle, die sich entscheiden, aufzugeben, möchte ich erinnern, dass Helden nicht immer einen roten Umhang tragen oder andere Superkräfte besitzen. Manchmal tragen sie einen Rucksack voller Geschichten, Träume, Freunde und Familien, die sie zurücklassen müssen, aber die sie nie vergessen werden.
Der einzige Weg, ein Leben mit Bedeutung zu leben ist der, den eigenen Schmerz zu akzeptieren. Akzeptiere, dass nicht jede Geschichte ein Happy End hat. Manchmal endet sie stattdessen mitten in der Erzählung. Und obwohl diese Geschichte nicht zu Ende erzählt wurde und kein glückliches Ende hat, ist es eine Geschichte, die Spuren hinterlässt.
Es ist ein wunderbares Klischee in Hollywood, kranke Menschen zu besuchen, die bis zu ihrem Ende kämpfen, deren Tapferkeit nichts ins Wanken bringen kann. Aber das ist nicht das, was normalerweise geschieht. Helden geben auch auf, aber das macht sie nicht weniger bewunderswert.