Angst, vor Publikum zu sprechen? - 3 Strategien, diese Angst zu überwinden

Angst, vor Publikum zu sprechen? - 3 Strategien, diese Angst zu überwinden
Julia Marquez Arrico

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Julia Marquez Arrico.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Bist du es leid, dass deine Angst, vor Publikum zu sprechen, dich einschränkt? Wenn du dich bereits wiederholt mit dieser Angst konfrontiert gesehen hast, dann wurden dir bestimmt auch schon zahlreiche Ratschläge gegeben, wieder deine Angst, vor Publikum zu sprechen, überwinden könntest. Vielleicht hast du versucht, einige davon in die Tat umzusetzen – mit mehr oder weniger großem Erfolg. Aber wenn du nun diesen Artikel liest, dann hast du noch keine Strategie gefunden, mit der du deine Angst endgültig überwinden konntest. In diesem Beitrag stellen wir dir drei Strategien vor, mit denen das erreichen kannst.

Ganz gleich, welche dieser drei Strategien anwenden möchtest, es ist wichtig, dass du dir dessen, was du sagen willst, sicher bist. Dazu ist es nur in sehr seltenen Fällen notwendig, deinen Vortrag wie eine Partitur auswendig zu lernen. Wenn du ihn wie ein Gedicht aufsagst, wirst du unsicher, sobald du den Anfang einer einzelnen Zeile vergessen hast. Steckst du dagegen im Thema, weißt, was du dem Publikum vermitteln willst, kann dir das nicht passieren.  Auf keinen Fall bedeutet das jedoch, dass du nur wenig Zeit in die Vorbereitung deiner Rede investieren müsstest, ganz im Gegenteil. Vorbereitung ist der Schlüssel zu Selbstsicherheit und Erfolg.

1. Die Vorstellung vom schlimmsten anzunehmenden Szenario

Die Vorstellung vom schlimmsten anzunehmenden Szenario ist eine sehr nützliche Strategie, wenn du deine Angst, vor Publikum zu sprechen, überwinden möchtest. Sie ist dem Bereich der Strategischen Kurzzeittherapie zuzuordnen und besteht in einer Übung der “kontrollierten Sorge”. Und dieser Strategie zu folgen, laden wir dich dazu ein, in der Woche vor deinem Auftritt vor Publikum jeden Tag folgende Übung durchzuführen:

Jeden Tag zur selben Zeit ziehst du dich in dein Zimmer oder in einen anderen Raum zurück, in dem sein kannst, ohne dass sich jemand stört. Achte darauf, dass die Beleuchtung nicht zu grell ist. Stell einen Alarm, der 30 Minuten später ertönen soll. In der halben Stunde, die bis dahin hast, setzt du dich bequem hin und konzentrierst dich auf deine Angst, vor Publikum zu sprechen. Versuchen nicht, diese Angst zu unterdrücken. Denke daran, was alles passieren könnte, wenn vor Publikum sprichst, und lass die Angst fließen. Sobald der Alarm ertönt, unterbrichst du diesen Gedankengang. Halte ein Stoppschild hoch, steh auf, sorge für ausreichende Beleuchtung, atme tief durch und verlasse dann das Zimmer. Du kannst nun ins Bad gehen und dir eine handvoll kaltes Wasser ins Gesicht werfen, hinaus an die frische Luft gehen, oder schlicht mit deinen Aufgaben oder deiner Routine fortfahren.

“Mut ist, zu wissen, wovor man sich fürchtet.”

Platon

Frau konzentriert sich auf ihre Gefühle

2. Deine Schwäche anerkennen, deine Angst deklarieren

Diese Strategie kommt in dem Moment zur Anwendung, wenn du deinen Vortrag vor Publikum beginnst. Die Strategie, zu seiner Angst zu stehen, hat sich bewährt: Hierbei geht es darum, deinen Zuhörern in wenigen Worten mitzuteilen, dass du zwar motiviert bist, ihnen zu vermitteln, was zu vermitteln hast, dass du aber etwas nervös bist. Danke ihnen für Ihre Anwesenheit und sag ihnen, dass es dir dennoch Angst macht, nun vor ihnen zustehen und deinen Vortrag halten zu müssen. Bitte dein Publikum auch, es zu entschuldigen, solltest du während deiner Rede einmal den Faden verlieren.

Diese Herangehensweise befreit dich von dem Druck, so auftreten zu müssen, dass niemand deine Angst mitbekommt. Und wenn du deine Energien nicht auf eine derartige Schauspielerei verwenden musst, stehen sie dir zur Verfügung, um deine Zuhörer von deinen Hypothesen zu überzeugen. Wer seine Schwäche anerkennt, wandelt sie in eine Stärke um. Gleichzeitig weckt er beim Publikum Empathie – wer kennt die Angst, vor Publikum zu sprechen, nicht? Die meisten Menschen empfinden Lampenfieber, wenn sie sich in einer solchen Situation befinden, und deshalb werden deine Zuhörer verstehen, warum du nervös bist. Das lockert die Atmosphäre auf und hilft dir ganz bestimmt, deine Angst, vor Publikum zu sprechen, zu überwinden.

” Die erklärte Schwäche hört auf, eine Schwäche zu sein, und wird zur Stärke.”

G. Nardone

3. Kontrolliere deine Atmung und sprich langsam

Die Kontrolle der eigenen Atmung ist eines der nützlichsten Werkzeuge, wenn es darum geht, die Angst, vor Publikum zu sprechen, zu überwinden. Atme bewusst tief ein und praktiziere die Zwerchfell- oder Bauchatmung. Achte darauf, dass die Luft nicht im oberen Brustbereich hängen bleibt, weil du schon wieder beim Ausatmen bist, bevor sie an den Spitzen der Lungenflügel angekommen ist. Wenn du dich auf deine Atmung konzentrierst, versetzt du dich in die Lage, deine Angst vorm öffentlichen Sprechen auszublenden.

Wenn du deinen Vortrag beginnst, dann spricht bewusst langsam. Auf diese Weise erlaubst du es in deinem Gehirn und deinen Emotionen, Feedback zu dem zu geben, was um dich herum geschieht. Und was ganz sicher weniger angsteinflößend ist als das schlimmste anzunehmende Szenario, was du dir in den vergangenen Tagen vielleicht ausgemalt hast. Außerdem verschiebst du deinen Fokus von deiner Angst auf deine Stimme, was einen ähnlichen Effekt hat, wie die oben beschriebene Atemtechnik: Die Angst verschwindet.

Mikrofon in der Hand

Diese drei Strategien sind sehr hilfreich, um jene Angst zu überwinden, die in vielen Menschen aufkommt, wenn sie vom Publikum sprechen müssen. Wer allerdings an einer regelrechten Phobie, an einer lähmenden Angst leidet, braucht unter Umständen professionelle Hilfe, um in öffentlichen Situationen frei sprechen zu können.

Setze die hier beschriebenen Strategien in die Tat um, geh auf die Menschen und deine Zuhörer zu. Du wirst bald sehen, wie gut sie funktionieren. Nur Mut!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.