Alltägliche Herausforderungen für Menschen mit Schizophrenie

Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, leiden nicht nur unter ihren Symptomen. Sie müssen zudem auch mit dem mangelnden Verständnis ihrer Umwelt und sozialer Stigmatisierung zurechtkommen.
Alltägliche Herausforderungen für Menschen mit Schizophrenie
Cristina Calle Guisado

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Calle Guisado.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Die Liste der täglichen Herausforderungen, die Menschen mit Schizophrenie bewältigen müssen, ist lang. Sie umfasst biologische, psychologische und soziale Probleme.

Jeder, der an einer Erkrankung leidet, muss sich bestimmten Herausforderungen stellen. Wenn du aber an einer psychischen Erkrankung leidest, dann gibt es zusätzliche Faktoren, wie beispielsweise soziale Stigmatisierung und Unverständnis.

In einer Dokumentation mit dem Titel Nimm die Herausforderungen der Schizophrenie an, die für die spanische Fernsehsendung Redes gedreht wurde, interviewte Eduard Punset die Neuropsychiaterin Maria Ron. In diesem Interview stellte sie einen anderen Weg vor, wie Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, ihre Krankheit verstehen und mit ihr leben können.

Die Dokumentation setzt sich dabei sehr kritisch mit Themen wie der Diagnose, den allgemeinen pharmazeutischen Behandlungsansätzen, sozialer Stigmatisierung und dem Fehlen therapeutischer Alternativen auseinander, die den Patienten dabei helfen könnten, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Dabei argumentieren die Experten, dass es sich keineswegs um ein individuelles Problem handelt, sondern vielmehr ein gesellschaftliches Problem sei. Außerdem stellen sie klar, dass diese Erkrankung viel zu komplex ist, als dass sie nur mittels standardisierter Leitfäden diagnostiziert werden könnte.

“Schizophrenie kann man nicht verstehen, wenn man nicht auch Verzweiflung versteht.”

-Ronald Laing-

Schizophrenie - Frau bedeckt ihr Gesicht mit den Händen

Symptome der Schizophrenie

Laut Professor Maria Ron treten bei Schizophrenie verschiedene Symptome auf. Diese manifestieren sich je nach Patienten auf unterschiedliche Weise innerhalb einer bestimmten Zeitspanne. Grundsätzlich gibt es dabei zwei verschiedene Arten von Symptomen:

  • Positive Symptome. Dazu gehören Halluzinationen, Denkstörungen, Wahnvorstellungen usw.
  • Negative Symptome. Diese Symptome beziehen sich auf das Sozialverhalten und die Stimmung des Patienten. Da diese Symptome wichtige Lebensbereiche des Patienten betreffen, haben sie weitreichende Auswirkungen. Einige dieser Symptome sind beispielsweise: abgestumpfter Affekt, sprachliche und gedankliche Einschränkungen, Apathie, Anhedonie, verminderter sozialer Antrieb, Demotivation, mangelndes soziales Interesse und Desinteresse an sozialen und kognitiven Aktivitäten.

Grundsätzlich können die positiven Symptome medikamentös behandelt werden. Bei der Behandlung der negativen Symptome sind Medikamente allerdings meist wenig wirksam. Daher empfinden Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, multidimensionale Behandlungsansätze als besonders hilfreich. Dabei wird die medikamentöse Behandlung kombiniert mit weiteren Therapien wie beispielsweise kognitiver Stimulation, Musiktherapie, Entspannungstechniken usw.

Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass die Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist. Da jede Schizophrenie-Erkrankung unterschiedlich ist, hat auch jeder Patient seine eigene Erfahrung mit dieser Erkrankung. Daher gibt es auch keinen einheitlichen Behandlungsansatz.

Risikofaktoren

Der größte Risikofaktor ist die genetische Veranlagung. Darüber hinaus gibt es noch weitere Einflussfaktoren, die die Entstehung einer Schizophrenie begünstigen können. Dazu zählen:

  • Drogenmissbrauch (Cannabis, Kokain, Amphetamine usw.)
  • Veränderungen des Schlafverhaltens
  • Belastende Lebensereignisse
  • Soziale Faktoren
  • Wettbewerbsorientierung
  • Überanstrengung
  • Trennung von der Mutter in früher Kindheit
  • Das Alter des Vaters zum Zeitpunkt der Zeugung
  • Leben in städtischen Gebieten
  • Niedriger IQ. Einige Studien belegen, dass Menschen mit einem niedrigen IQ ein höheres Risiko haben, an Schizophrenie zu erkranken.

Es ist wichtig, diesen Menschen zuzuhören

Es gibt viele Projekte, in denen Menschen daran arbeiten, die Öffentlichkeit über Schizophrenie aufzuklären. Dadurch soll den Patienten die Integration in die Gesellschaft erleichtert werden. Außerdem bieten sie Behandlungen für die negativen Symptome der Erkrankung an, also für jene Symptome, bei denen eine medikamentöse Behandlung wenig wirksam ist.

Eines dieser Projekte in Spanien heißt Radio Nikosia. Das Ziel ist es, einen offenen und ehrlichen Dialog über Schizophrenie zu fördern. Dieses Radio-Projekt bietet den Patienten und allen Betroffenen einen sicheren Raum, in dem sie sich zugehörig fühlen können. Darüber hinaus können sie sich von dem Stigma “psychisch krank” befreien. Durch den gegenseitigen Austausch fühlen sie sich verstanden und nützlich. Außerdem erhalten die Patienten Gelegenheit zu zeigen, dass ihre Erkrankung nicht definiert, wer sie sind.

Einige Menschen, die an Schizophrenie leiden, kritisieren die Standardisierung von Diagnose und Medikation. Psychiater neigen dazu, die gleichen Kriterien für alle Patienten anzuwenden und alle Patienten nach dem gleichen Schema zu behandeln. Dabei vernachlässigen sie oftmals das Geschlecht, Alter, Gewicht und andere individuelle Merkmale der Patienten.

Viele Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, halten sich selber oftmals für gefährlich. Dabei belegen die Statistiken, dass diese Patienten nur sehr selten Straftaten begehen. Häufig geben Menschen der Schizophrenie die Schuld, wenn sie keine anderen Motive für ein Verbrechen finden können.

Dennoch gibt es Fälle, bei denen kriminelles Verhalten auf eine Schizophrenie zurückzuführen ist. Die Patienten, die Verbrechen verüben, leiden normalerweise auch unter paranoiden Wahnvorstellungen. Sie haben das Gefühl, von etwas bedroht zu werden und halten diese Bedrohung für real. Allerdings treten derartige Fälle eher selten auf.

Schizophrenie - Gruppentherapie

Alltägliche Herausforderungen für Menschen mit Schizophrenie

Menschen mit Schizophrenie sagen, dass der Schlüssel zur Heilung der Erkrankung darin liegt, die Ursachen dieses Problems zu bekämpfen. Leider zielen aber die meisten Interventionen darauf ab, die akuten Symptome zu lindern. Das Ziel dabei ist es letztendlich, die Patienten ruhig zu stellen und sie davon abzuhalten, andere zu belästigen.

Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, fordern die medizinische Fachwelt dazu auf, ihnen zuzuhören und mit ihnen gemeinsam daran zu arbeiten, maßgeschneiderte Interventionen für jeden einzelnen Patienten zu entwickeln.

Der erste Schritt, um die alltäglichen Herausforderungen von Menschen mit Schizophrenie zu verstehen, ist es, dass du dir über die Komplexität dieser Störung bewusst werden musst. Dabei solltest du auch an die positiven und negativen Symptome der Erkrankung denken. Außerdem ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir den Betroffenen zuhören und mit ihnen sprechen.

Zusammenfassend wollen wir festhalten, dass interdisziplinäre und multidimensionale Behandlungen für diese Erkrankung sehr viel effektiver sind. Daher hoffen wir, dass sich dieser Ansatz sehr bald durchsetzen wird. Dieser bietet eine sehr gute Alternative zur rein medikamentösen Behandlung. Außerdem kann der behandelnde Arzt auch sehr viel besser auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten eingehen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.