Zwischen Macht und Unterwerfung: Sadismus, Masochismus oder Sadomasochismus
Sadismus und Masochismus weisen zwar einige Gemeinsamkeiten auf, jedoch liegt der entscheidende Unterschied im jeweiligen Ziel. Während sich der Masochist darauf konzentriert, durch eigenes Leiden Vergnügen zu finden, erlangt der Sadist Befriedigung darin, anderen Schmerzen zuzufügen. Im Folgenden werden wir über diese Konzepte und Vorlieben sowie ihre Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen sprechen.
Die Konzepte verstehen
Sadismus und Masochismus beziehen sich häufig auf sexuelle Praktiken, erstrecken sich jedoch auch auf andere Lebensbereiche, da sie psychologische Dynamiken, emotionale Bedürfnisse, die Identitätsbildung und bestimmte Kontrollmechanismen beeinflussen. Bevor wir uns näher mit diesem Thema befassen, definieren wir kurz die Begriffe, mit denen wir uns heute beschäftigen:
Sadismus
Sadismus bezieht sich auf die Neigung, anderen physischen oder psychischen Schmerz zuzufügen oder sie zu demütigen. Der Begriff leitet sich vom französischen Schriftsteller Marquis de Sade ab, der für seine literarischen Werke bekannt ist, die extreme Formen von Gewalt und sexueller Dominanz beschreiben. Sadismus kann in verschiedenen Formen auftreten, von leichten spielerischen Handlungen bis zu schwerwiegenden oder moralisch unakzeptablen und kriminellen Verhaltensweisen.
Masochismus
Masochisten finden ihre sexuelle Befriedigung darin, physischen oder psychischen Schmerz zu erleiden oder gedemütigt zu werden. Der Begriff leitet sich von dem österreichischen Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch ab, der für seine literarischen Werke bekannt ist, die das Verlangen nach Unterwerfung und Schmerz thematisieren. Dieses Bedürfnis kann von sanften oder leichten Formen bis zu extremen Praktiken reichen.
Sadomasochismus
Sadomasochismus bezieht sich auf sexuelle Praktiken, die Elemente von Sadismus und Masochismus beinhalten. Die Beteiligten nehmen verschiedene Rollen ein, darunter Dominanz, Unterwerfung sowie sadistisches und masochistisches Verhalten. In vielen Fällen werden spezielle Vereinbarungen oder Safe Words verwendet, um die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Beteiligten zu verbessern.
Masochismus und Sadismus: Die Unterschiede
Wie anfangs bereits kurz erwähnt, empfindet eine sadistische Person Freude daran, Schmerzen zu verursachen, während ein Masochist selbst Schmerz erfahren möchte. Die sadistische Person zeigt in ihrem Verhalten Überlegenheit, Macht und Kontrolle, während Masochisten häufig ein geringes Selbstwertgefühl, verinnerlichte Schuldgefühle und das Bedürfnis nach Bestrafung aufweisen. Wir sehen uns nachfolgend das psychologische Profil dieser beiden Tendenzen etwas genauer an:
Sadistische Personen
Eine sadistische Person befriedigt sich durch Dominanz und Manipulation und zeigt wenig Einfühlungsvermögen. Ihr Verhalten wird durch Kontrolle, Einschüchterung oder Erpressung geleitet, denn nur so kann sie ihre Wünsche und Bedürfnisse befriedigen. Dazu kommt in vielen Fällen ein übertriebenes Selbstbild, das nach Bewunderung und Aufmerksamkeit verlangt. Dahinter verbirgt sich jedoch häufig ein brüchiges Selbstwertgefühl, das sie zu kompensieren versuchen.
Sadistische Personen empfinden sexuelle Erregung, wenn sie ihrem Partner oder ihrer Partnerin körperliches oder emotionales Leid zufügen. Diese Praxis ist unproblematisch, solange sich beide Parteien damit einverstanden erklären, die Risiken verstehen und die gegenseitigen Grenzen respektieren.
Beschränken sich die sadistischen Tendenzen jedoch nicht auf das sexuelle Rollenspiel, könnte es sich um eine Paraphilie handeln: Dieser Begriff beschreibt in der Regel eine Störung, die das Leben der Betroffenen negativ beeinflussen und zu rechtswidrigem Verhalten führen kann.
Masochistische Personen
Masochisten finden Befriedigung in körperlichem oder emotionalem Schmerz. Unterwerfung und Demütigung bereiten ihnen Vergnügen. Viele neigen zu emotional abhängigen Beziehungen, in denen sie ihre Autonomie aufgeben. Häufig haben diese Menschen Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl. Sie glauben, sich keinen Respekt oder keine Liebe verdient zu haben, deshalb zeigen sie die Tendenz zur Selbstsabotage.
Die sexuellen Vorlieben zielen ebenfalls auf Unterwerfung und Demütigung ab, sind jedoch problemlos, solange sie respektvoll und mit gegenseitigem Einverständnis praktiziert werden. Von einer Paraphilie spricht man nur dann, wenn es sich um eine Störung handelt, die darüber hinausgeht und das Leben der betroffenen Person erheblich beeinträchtigt.
Wir sehen uns einige Beispiele an, um die Unterschiede zu verdeutlichen.
Beziehungen
- Sadismus: Eine Person, die ihren Partner oder ihre Partnerin erniedrigt, demütigt und schlecht behandelt, um sich daran zu erfreuen.
- Masochismus: Eine Person, die in einer missbräuchlichen Beziehung verharrt, obwohl sie emotionalen oder körperlichen Misshandlungen ausgesetzt ist.
Arbeitsumfeld
- Sadismus: Eine Führungskraft, die ihr Arbeitsteam demütigt, herabsetzt oder sogar aggressiv behandelt.
- Masochismus: Eine Arbeitskraft, die keine Grenzen setzt oder sogar Befriedigung in der Ausbeutung und Misshandlung am Arbeitsplatz findet.
Soziale Interaktionen
- Sadismus: Eine Person, die in geselliger Runde verletzende Bemerkungen anderen gegenüber macht und Freude daran hat, zu beobachten, welches Unbehagen oder Unwohlsein sie damit auslöst.
- Masochismus: Eine Person, die sich vor anderen lächerlich macht. Sie opfert ihre eigene Würde, um Akzeptanz oder Anerkennung zu erlangen.
Zerstörung als verbindendes Element
In beiden Neigungen sind die Dynamiken von Macht, Unterwerfung und Vergnügen eng mit der Idee der Zersetzung und Aggression verknüpft. Nach der psychoanalytischen Theorie könnten beide mit dem Konzept des Todestriebs in Verbindung gebracht werden, also mit der inneren Tendenz zur Zerstörung, die dem Lebenstrieb entgegengesetzt ist.
Die masochistische Person zeigt oft selbstzerstörerisches Verhalten. Sie setzt sich schmerzhaften, unangenehmen oder erniedrigenden Situationen aus, was als eine Form der Selbstverleugnung oder psychischen Selbstvernichtung interpretiert werden kann.
Sadismus hingegen spiegelt die äußere Form der Destruktivität wider. Die Person verwandelt Aggression in ein Mittel, um perverses Vergnügen zu erlangen.
Ziehe keine voreiligen Schlüsse
In dieser Lektüre haben wir den Unterschied zwischen Sadismus und Masochismus aus psychologischer Sicht kennengelernt und anhand von Alltagsbeispielen ein besseres Verständnis für diese beiden komplexen Konzepte entwickelt. Vielleicht hast du dich mit einigen der erwähnten Punkte identifiziert oder sie bei Menschen in deinem Umfeld wiedererkannt.
Verwende jedoch diese Informationen als allgemeinen Leitfaden, nicht als Grundlage für voreilige Schlüsse über dich selbst oder andere Personen. Sadismus und Masochismus können sich in unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedliche Weise äußern, nur eine ausgebildete Fachkraft kann eine genaue Diagnose stellen.
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