Wut und Hass: Emotionen, die sich selbst zunichtemachen

Wut und Hass: Emotionen, die sich selbst zunichtemachen

Letzte Aktualisierung: 19. Oktober 2016

Es gab einmal einen Jungen, der immer schlechte Laune hatte, voller Hass war und sich mit seinen Klassenkameraden stritt. Eines Tages sagte sein Vater ihm, er solle jedes Mal, wenn er sich mit einem seiner Klassenkameraden gestritten hatte, einen Nagel in die Tür seines Schlafzimmers schlagen. Der Junge schlug viele Nägel in seine Tür, doch irgendwann war es so anstrengend für ihn, dass er lieber aufhörte, mit seinen Klassenkameraden zu streiten.

Der Vater sagte zu ihm, er solle für jeden Tag, an dem er nicht wütend geworden war, einen Nagel aus der Tür ziehen. Der Junge machte das, doch sein Vater zeigte ihm die Löcher, die die Nägel in der Tür hinterlassen hatten und sagte zu ihm: “Vergiss nie, dass Wut und Hass auch Narben in unserem Herz hinterlassen.”

“Wut ist wie eine Säure, die für das Behältnis, in dem sie gelagert wird, schädlicher sein kann als für alles, auf das man sie schüttet.”

Mark Twain

Wut und Hass als Problem

Eine Person kann Wut und Hass als eine Reaktion auf Ärger verspüren. Ebenso kann der Zorn von der Verärgerung kommen, die die Person fühlt, weil ihre Rechte missbraucht wurden. Wir alle waren irgendwann schon einmal verärgert, weil uns etwas passiert ist, was wir für ungerecht hielten (wenn wir zum Beispiel unfair bewertet oder betrogen wurden). Diese Verärgerung im Angesicht einer Ungerechtigkeit hat Respekt verdient.

Aber zu einem Problem wird sie dann, wenn Wut und Hass dazu dienen, unsere Angst zu verstecken oder etwas, das wir falsch gemacht haben. In diesen Situationen, wenn die Verärgerung keine Reaktion mehr auf eine Ungerechtigkeit ist, wird sie zu einem reinen Ausdruck unseres Egos. Dies spiegelt unsere Unfähigkeit wider, unsere Emotionen zu kontrollieren und mit ihnen umzugehen.

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Die Wut und ihre Ursachen

Laut Raymon Novaco, einem Experten im Bereich der Psychologie, ist Wut eine Emotion, die eine wichtige kommunikative Funktion hat, weil sie uns erlaubt, unsere negativen Emotionen auszudrücken. Aber das wird oft mit Aggression verwechselt, die eine Verhaltensweise darstellt. Beide trennt ein schmaler Grat.

Novaco meint, dass es vier essentielle Kategorien von Provokation gibt, die der Grund für unsere Verärgerung sein können:

  • Die Frustration oder die Unfähigkeit, ein Bedürfnis oder einen Wunsch zu erfüllen, kann Gefühle der Wut in uns wecken. Ein Beispiel dafür ist die Wut, die wir empfinden, wenn wir eine schlechte Note bekommen oder wenn uns eine andere Person bei einem Treffen versetzt.
  • Lästige Vorkommnisse wie zum Beispiel Geräusche aus der Wohnung über einem, die einen nicht schlafen lassen, der Verlust eines Schlüssels oder des Telefons: Diese Dinge können zu Wut führen.
  • Verbale und non-verbale Provokationen. Wenn wir diese Provokationen persönlich nehmen, kann uns das wütend machen. Beispiele: Ein sarkastischer Kommentar von einem Freund; ein Auto, dass mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbeifährt und hupt.
  • Ungerechtigkeit uns gegenüber oder ein unfaires Ereignis, wie zum Beispiel der gewaltvolle Tod von jemanden, den wir kennen, können ebenfalls Ursachen für unsere Wut sein.

Symptome und Konsequenzen von Wut und Hass

Hinter Wut und Hass können ein geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit, emotionale Unreife, Egozentrik, Ungeduld, Intoleranz oder Frustration stecken. Auch Angst kann in diesen Gefühlen einen Ausdruck finden. Um sich selbst von seiner Angst zu befreien, sich selbst anzuspornen, werden in einer solchen Situation Ärger, Zorn und Aggressionen gewählt.

Ob es sich hierbei nun um einen Teenager oder einen Rentner handelt: Ihre Ängste führen dazu, dass sie sich wie dreijährige Kinder verhalten, impulsiv und verängstigt, die wütend werden, weil ihnen ihr Spielzeug weggenommen wurde. Wut ist das Schutzschild, das diese Personen benutzen, um sich selbst im Angesicht der gelegentlichen Unfähigkeit, sich ihre Wünsche zu erfüllen, zu schützen.

“Wut ist wie Gift zu trinken und darauf zu warten, dass die andere Person stirbt.”

William Shakespeare 

Die Wut und der Hass, die eine Person entwickelt, können maßgebliche Konsequenzen haben. Sie führen beispielsweise zu oberflächlichen Beziehungen mit anderen Menschen, die auf Dominanz begründet sind; zu dem Bedürfnis nach Gehorsam; zu Gefühlen von Schuld, Reue und Einsamkeit; zu fehlende Empathie und der Überzeugung, dass man immer Recht hat.

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Wie man sich einer wütenden Person gegenüber verhalten sollte

Wenn man das Objekt der Wut und des Hasses einer anderen Person ist, ist das Beste, was man tun kann, sich zu distanzieren. Manchmal ist das nicht möglich. Dann können wir ein paar einfache Maßnahmen anwenden, um zu vermeiden, dass die Wut und der Hass dieser Person uns Schaden zufügen:

  • Lass nicht zu, dass diese Person dich immer attackieren kann, wenn sie es möchte.
  • Verschwende deine Zeit nicht damit, der Person zu widersprechen.
  • Denke daran, dass du die starke Person ist und die schreiende Person schwach ist.
  • Wenn die Situation außer Kontrolle gerät, geh weg und komme später zurück, um darüber zu reden, wenn dein Gegenüber sich wieder beruhigt hat.

“Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.”

Aristoteles


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.