Wieso gibt es Menschen, die an die Pseudowissenschaft glauben?

Wieso gibt es Menschen, die an die Pseudowissenschaft glauben?

Letzte Aktualisierung: 24. August 2017

Es ist schon interessant, zu sehen, dass es Menschen gibt – die sogar einen akademischen Titel halten und sich in Bezug auf dieses Thema schlau machen könnten – die sich sehr von der Pseudowissenschaft angezogen fühlen. Homöopathie, Reiki  und Astrologie lassen ein Publikum hellhörig werden, das sich Antworten auf ihre Fragen in Bereichen erhofft, die weder etwas mit der Wissenschaft noch mit der Wahrheit zu haben.

Psychologen, Wissenschaftler und Soziologen fragen sich auch heute noch, wieso Menschen an etwas glauben, das nicht bewiesen werden kann. Der Schriftsteller und Wissenschaftshistoriker Michael Schermer schreibt in seinem Buch Why People Believe Weird Things  (zu Deutsch: Warum Menschen an seltsame Dinge glauben), dass mögliche Gründe folgende seien: eine fehlende kritische Denkweise, es wird immer weniger gelesen und immer mehr ferngesehen,  die erhaltene Erziehung.

Aber es hat den Anschein, als gäbe es noch einen weiteren Aspekt, der den Menschen an die falsche Wissenschaft glauben lässt: Sie gibt ihm recht, er fühlt sich gut mit ihr. Und das reicht ihm aus.

Es liegt auf der Hand, dass uns etwas anzieht, wenn es eine positive Verstärkung gibt, und das wissen die sogenannten „Gurus“ sehr genau, die Theorien verbreiten, ohne dass irgendeine wissenschaftliche Studie hinsichtlich dieser existiere, die sie stützten.

Pseudowissenschaften sind bequem

Es scheint so, als würden sich manche Menschen sehr wohl damit fühlen, den Pseudowissenschaften zu folgen, weil sie, nun ja, leicht anzuwenden sind. Wenn jemand beispielsweise eine Psychotherapie beginnt, kommt er nicht umhin, unterschiedliche Strategien oder Techniken zu erlernen, die wissenschaftlich erwiesen, aber keinesfalls angenehm sind, um sein Problem zu lösen.

Die Pseudowissenschaften geben einem nicht das Gefühl, an etwas arbeiten zu müssen, Schuld oder Angst konfrontieren zu müssen. Und das Ergebnis? Man bleibt wegen der einfachen Tatsache bei der Pseudowissenschaft hängen, dass man sich hier verstanden fühlt und seine Komfortzone nicht verlassen muss. Man muss sich nicht anstrengen und muss auch nicht unter den Nebenwirkungen einer Medikation leiden, die erwiesenermaßen auftreten können.

Die Pseudowissenschaft heilt nicht, ganz im Gegenteil, sie übt einen negativen Einfluss aus, weil sie Unbehagen, Anstrengungen und Opfer vollkommen außen vor lässt. Letztendlich glauben diejenigen, die die Pseudowissenschaften anwenden, dass nur sie ihnen wirklich helfen können, und lehnen professionelle Unterstützung gar ab.

Diese Menschen glauben irgendwann, dass sie ihrer Unruhe oder Krankheit nicht haben entkommen können, da das in ihrem Fall nicht möglich war, obwohl ihr Misserfolg lediglich darauf zurückzuführen ist, dass sie sich nicht in professionelle Hände begeben haben.

Die Pseudowissenschaft hilft bei der Bekämpfung der kognitiven Dissonanz: Hierbei handelt es sich um diesen Widerspruch, der manchmal zwischen unseren Gedanken und unserem Handeln entsteht. Es ist viel leichter, sich davon zu überzeugen, dass das eigene Problem keine Lösung habe, als sich dem Stress einer wirklichen Therapie auszusetzen. Der Mensch will seine Glaubenssätze bestätigt wissen, obwohl diese weder Hand noch Fuß haben.

Aber Pseudowissenschaften sind für den Patienten nicht nur einfach und bequem. Auch diejenigen, die sie in der Praxis anwenden, müssen nicht viel Mühe aufbringen, um selbst zu einem „Experten“ zu werden. Hierfür bedarf es weder Abschlüssen noch jahrelanger Anstrengungen. Es reicht schon, dass jemand ein paar Grundkenntnisse zu haben glaubt.

Pseudowissenschaftler schreiben sich selbst eine gewisse Autorität zu, was ihnen das Gefühl gibt, wichtig zu sein und sich selbst immer mehr zu glauben, was sie auch so verlauten lassen.

Pseudowissenschaften und Verzweiflung

Der Glaube an Pseudowissenschaften scheint nicht nur der kognitiven Dissonanz oder Bequemlichkeit geschuldet zu sein. Auch die Verzweiflung, unter der manche Menschen leiden, die keinen Ausweg oder keine Heilung für ihre Erkrankung oder die eines Familienangehörigen sehen, führt dazu, dass Betroffene nach vermeintlichen alternativen Lösungen suchen.

Wenn jemand nichts mehr zu verlieren hat, klammert er sich an jeden Strohhalm, ohne an die Konsequenzen zu denken. Das Problem dabei ist, dass die Konsequenzen in den meisten Fällen den Zustand des Patienten noch verschlimmern – Pseudowissenschaften induzieren Krankheiten und psychische Störungen! – und können den Betroffenen zusätzlich in einen wirtschaftlichen Ruin reißen. Man sagt, dass Not erfinderisch mache, und hier trifft das voll und ganz zu.

Pseudowissenschaftler sind auf der Suche nach einem unsicheren Publikum, das dazu noch verzweifelt ist, vor einem tiefen und dunklen Abgrund steht und dazu bereit ist, jede noch so exzentrische Möglichkeit auszuprobieren.

Wenn diese Menschen lernen würden, zu akzeptieren, dass das Leben manchmal unglaublich grausam sein kann, wäre alles viel einfacher. Die Wahrheit ist, dass nur die Wissenschaft Antworten auf Probleme finden kann, mit denen wir uns herumschlagen müssen, seien es Probleme psychischer oder physischer Natur. Und wenn sie hin und wieder keine passende Antwort parat hat, dann ist dem so, weil der Weg zur Lösung noch nicht gefunden wurde.

Das Problem ist nicht, dass die Anhänger der Pseudowissenschaften dumm wären, sondern einfach unwissend sind. Aus diesem Grund sollten wir uns immer in wissenschaftlichen Studien informieren, bevor wir eine Entscheidung treffen oder einen Experten aufsuchen – der sich Wissenschaftler nennt -, wenn wir nicht in den Bann der Scharlatane hineingezogen werden wollen.

Wir sollten vor allem versuchen, rational zu denken und auf Erfahrungen zu vertrauen. Es gibt viele Experten, die jeden Tag daran arbeiten, Lösungen zu finden, Wahrheiten aufzudecken und Ursachen abzuklären. Alles andere sind nur Hirngespinste.

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