Wie wirkt sich die virtuelle Realität auf unser Leben aus?

Dank des technischen Fortschritts haben wir Zugang zu simulierten Realitäten, die die Welt, in der wir leben, digital darstellen. Das bringt jedoch einige Herausforderungen mit sich, die wir in diesem Artikel näher erläutern.
Wie wirkt sich die virtuelle Realität auf unser Leben aus?

Letzte Aktualisierung: 06. Mai 2024

Die virtuelle Realität lockt uns in digitale Welten und ermöglicht es uns, neue, erstaunliche und fantastische Erfahrungen zu machen. Wir gehen heute der Frage nach, wie sich diese Erlebnisse auf die Wahrnehmung unserer realen Welt auswirken.

Als Wahrnehmung bezeichnen wir die Art und Weise, wie wir unsere Umgebung interpretieren. Wir verlassen uns dabei auf unsere Sinne, doch in der virtuellen Welt werden diese geschickt getäuscht. Wir laden dich ein, mit uns über dieses Thema nachzudenken.

Virtuelle Realität

Die Fakultät für Informatik in Barcelona definiert virtuelle Realität als Computersysteme, die Echtzeit-Darstellungen einer scheinbaren Realität erzeugen. Die virtuelle Welt ist physisch nicht vorhanden, sie ist fiktiv und wird nur durch die Unterstützung von Computern erzeugt.

Es handelt sich also um eine Simulation einer fiktiven Umgebung, die beim Benutzer das Gefühl von Realität erzeugen soll. Mithilfe von computergenerierten virtuellen Szenen werden verschiedene Szenarien geschaffen. Diese können sehr realistisch oder auch imaginär und fantasievoll sein. Sie können zum Beispiel einen realistischen Operationssaal oder eine Reise in ein nicht existierendes Land simulieren.

Die virtuelle Realität dient nicht nur der Unterhaltung, sie kommt auch in der Robotik, der Industrie, der Medizin und Gesundheit, der Architektur und Stadtplanung sowie im Bereich der Luft- und Raumfahrt und für militärische Zwecke zum Einsatz.

Die Wahrnehmung

Der französische Philosoph Maurice Merleau-Ponty argumentiert in seinem Buch Phänomenologie der Wahrnehmung¹, dass das Subjekt das Zentrum der Wahrnehmung der Welt ist. Um unsere Umwelt zu erkennen, schlägt er eine Beziehung zwischen Körper und Geist vor, wobei der Körper eine exklusive Eigenschaft des Menschen ist und uns das Privileg gibt, die Welt wahrzunehmen. Die Körperlichkeit ermöglicht es also auch, die Umwelt zu erschaffen, denn was wäre eine Welt ohne jemanden, der sie wahrnimmt und umgestaltet?

Andererseits ist der Wahrnehmungsprozess ein sensorisch-kognitiver Mechanismus, der es uns ermöglicht, äußere Reize zu fühlen und zu interpretieren, um uns ein intellektuelles Bild von der physischen Welt zu machen.

Virtuelle Realität und Weltwahrnehmung

Wie beeinflusst die virtuelle Realität die Wahrnehmung der realen Welt? Und welche Wahrnehmungsunterschiede gibt es? Jorge Tamés y Batta ist der Meinung, dass eine simulierte Welt nie an eine reale Erfahrung herankommt, auch wenn die Projektionen unsere Sinne beeinflussen.

Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass virtuelle Technologien mit bestimmten Zielen geschaffen werden. Das Dargestellte und auch die dafür nötigen Mittel sind real. Es handelt sich also um eine neue Art, die Realität zu verstehen. In der virtuellen Realität nehmen wir die Umwelt nicht mit dem ganzen Wesen wahr, es handelt sich um einen Ausschnitt in Zeit und Raum.

Virtuelle Realität und Sinneswahrnehmung

In der virtuellen Realität verschwindet die Wahrnehmung des realen Raums vollständig, die virtuelle Erfahrung tritt in den Vordergrund, wobei mit den Sinnesreizen gespielt wird. Das Ziel ist, die Person in eine Umgebung einzuhüllen, die nicht real ist, jedoch als Realität wahrgenommen wird. Dabei sind folgende Sinneswahrnehmungen entscheidend:

  • Perspektive: Der wahrgenommene Raum ist nicht real, die Sinneswahrnehmung wird getäuscht.
  • Geräusche: Klänge, Geräusche und Töne stimulieren bestimmte Gehirnbereiche und vermitteln den Eindruck, sich in einer realen Welt zu bewegen.
  • Licht und Farbe: Das multidirektionale Licht ahmt natürliche Lichtverhältnisse nach, wobei sich die Lichtpunkte je nach Blickrichtung verändern. Auch die Farben sind sehr realitätsnahe und stimulieren die Sinne.
  • Projektionen: Sie sind in der Lage, die Grenzen des Raums zu verändern und ohne greifbare Materialien einen dreidimensionalen Raum zu schaffen.

Die virtuelle Realität erzeugt eine Dimension des Raums, die mit der menschlichen Dimension übereinstimmt. Die Eigenschaften der physischen Welt werden im digitalen Modell genutzt, um virtuelle Räume zu gestalten.

Virtuelle Realität, Weltwahrnehmung und Philosophie

Ein Artikel in der Zeitschrift Apuntes Filosóficos beleuchtet die skeptische Perspektive auf die virtuelle Realität und betont die Bedeutung der Glaubwürdigkeit dieser Illusion. Dabei wird herausgestellt, dass das Empfinden von Realität in der virtuellen Welt von sowohl physischen als auch psychologischen Faktoren abhängt. Die physischen Faktoren beziehen sich auf die Sinneswahrnehmungen, während die psychologischen Faktoren mit der Interaktivität im virtuellen Raum zusammenhängen. Insbesondere wird argumentiert, dass eine erhöhte Interaktivität zu einer gesteigerten Wahrnehmung von Realität in der Illusion führt.

Die virtuelle Realität wird oft als eine Nachbildung unserer physischen Welt dargestellt, die jedoch eine Täuschung für den Nutzer darstellt. Diese Wahrnehmung entsteht im Geist des Nutzers durch die vom Computer geschaffene Umgebung. Obwohl diese Welt nicht real ist, empfindet der Nutzer sie während seiner Interaktion als authentisch. Eine hochwertige Darstellung (High Fidelity), Hyperrealität, eine hohe Bildauflösung (High Definition), Interaktivität, der räumliche Klang, haptisches Feedback und andere sensorische Elemente tragen zur Immersion bei.

Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung von Hardware, Software und Inhalten sowie durch Forschung und Innovation in der VR-Technologie wird die Perfektionierung der virtuellen Realität ständig vorangetrieben.

Wenn die Grenzen verschwimmen

Was passiert, wenn die Grenzen zwischen virtueller Realität und dem echten Leben immer mehr verschwimmen? Wenn es kaum mehr möglich ist, die reale von der fiktiven Welt zu unterscheiden? Wir können in einer virtuellen Welt reale Gefühle empfinden, die unser Verhalten beeinflussen.

Das Verschwinden der Grenzen kann Chancen mit sich bringen, stellt uns jedoch auch vor komplexe Herausforderungen:

  • Identitätsverschmelzung: Menschen könnten Schwierigkeiten haben, zwischen ihrer virtuellen und ihrer realen Identität zu unterscheiden. Dies könnte zu Identitätskrisen oder einer Verschmelzung von virtuellem und realem Selbst führen.
  • Ethik und Moral: Wenn die virtuelle Realität immer realistischer wird, könnten moralische und ethische Fragen aufkommen, insbesondere in Bezug auf virtuelle Handlungen, die Auswirkungen auf das reale Leben haben könnten. Es könnte schwierig sein, zwischen virtuellen und realen Konsequenzen zu unterscheiden.
  • Soziale Auswirkungen: Die Vermischung von virtueller und realer Welt könnte zu einer Veränderung der sozialen Dynamik führen. Beziehungen könnten in der virtuellen Realität beginnen und sich dann auf die reale Welt ausdehnen, oder umgekehrt. Dies könnte die Art und Weise, wie Menschen soziale Interaktionen erleben und gestalten, verändern.
  • Psychologische Auswirkungen: Das Verschwimmen der Grenzen zwischen virtueller Realität und dem echten Leben könnte psychologische Auswirkungen haben, wie beispielsweise verstärkte Gefühle von Desorientierung, Angst oder Suchtverhalten.
  • Rechtliche Herausforderungen: Es könnten rechtliche Fragen aufkommen, insbesondere in Bezug auf Verantwortlichkeiten und Haftung für Handlungen, die in der virtuellen Welt stattfinden und Auswirkungen auf das reale Leben haben.

Die Auswirkungen der virtuellen Realität auf unser reales Leben müssen gründlicher erforscht werden, um sie besser zu verstehen und angemessen darauf reagieren zu können.

Das Spiel zwischen dem Realen und dem Imaginären

Die virtuelle Realität spielt mit unserer Wahrnehmung der Welt. Sie manipuliert und täuscht uns, um uns eine Umgebung vorzuspielen, die nicht existiert. Die Frage, wie sie sich auf unser Leben auswirkt, ist für die Zukunft unserer Gesellschaft von Bedeutung, denn die virtuelle Realität kann unsere Beziehungen und unser Verständnis der Welt verändern.

▶ Lese-Tipp

  1. Phänomenologie der Wahrnehmung, Maurice Merleau-Ponty, De Gruyter 2011

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