Wie wir die Gefühle eines anderen an seinen Augen ablesen können
Wir alle können Gefühle an den Augen ablesen. Die Augen sind letztendlich die Organe eines Menschen, die immer kommunizieren, die viel vermitteln und mit denen wir uns am intensivsten verbinden. All diese nonverbalen Botschaften, die in den Augen unserer Mitmenschen zu sehen sind, ermöglichen uns beispielsweise Falschheit von Ehrlichkeit zu unterscheiden oder den Zauber der Anziehungskraft zu spüren.
Gustavo Adolfo Bécquer sagte einmal, dass ein Mensch, der sich durch seinen Blick verständigen könne, sogar mit seinen Augen küssen könne. Die Anziehungskraft dieser faszinierenden Organe ist so stark, dass wir uns nicht einmal all der Geheimnisse bewusst sind, die sich hinter ihnen verbergen. Kommunikationsexperten wissen ganz genau, dass ein Blick eine Art von Sprache spricht, die wir nicht immer kontrollieren können, obwohl viele von unseren Verhaltensweisen, Taten und Worten durch den Filter der sozialen Konditionierung und unserer Willenskraft laufen.
„Die Augen sind der Punkt, an dem sich Seele und Körper vereinen.“
Friedrich Hebbel
Wenn uns jemand anspricht, weitet sich unsere Pupille. Unsere Augen werden größer, wenn wir überrascht sind, unser Blick geht in eine Richtung, wenn wir versuchen, uns an etwas zu erinnern, oder senkt sich, wenn wir uns gerade in einem Zustand der Introspektion befinden. Es gibt so viele und so subtile Nuancen, die den Ausdruck unserer Augen charakterisieren, dass es immer interessant ist, noch mehr über dieses Thema zu erfahren. Auf diese Weise können wir tiefer in den Verstand unseres Gegenübers eintauchen oder in der Tat seine Gefühle an den Augen ablesen.
Wie wir Gefühle an den Augen ablesen können
Denken wir einen Moment über etwas nach: Wenn es etwas gibt, dem wir einen Großteil unserer Zeit widmen, dann ist es die Kommunikation mit anderen. Wir sollten dabei nicht ungesagt lassen, dass sich mit dem Aufkommen der neuen Technologien und Instant-Messenger in den letzten Jahren der Kommunikationsstil verändert hat. Es ist nicht mehr notwendig, dass jemand vor uns steht, um ihm etwas zu sagen. Sogar unsere Freude, Liebe oder Wut können wir mittlerweile durch Emojis zum Ausdruck bringen. Daran ist nichts gut oder schlecht, es ist einfach nur anders und es geht vor allem schneller. Aber nach wie vor kommunizieren wir auch regelmäßig von Angesicht zu Angesicht und suchen den Blickkontakt zum anderen. Und dabei achten wir mehr auf die mündlich übermittelte Botschaft, auf das gesagte Wort und auf die Qualität des Dialogs.
Wir neigen dazu, die Botschaften zu ignorieren, die uns die Augen des Gegenübers mitteilen. Und was die schriftliche Telekommunikation betrifft – hierbei verlieren wir komplett die Möglichkeit, die Gefühle eines Menschen an seinem Blick abzulesen. Wir behalten uns dieses Vergnügen, dieses Mysterium vor, durch das wir auf Grundlage von kleinen mimischen Veränderungen und magischen Feinheiten die Qualität oder Komplexität unserer Beziehungen ergründen.
Schauen wir uns nun an, wie wir dieses Gefühlslesen, diese Analyse, in der Praxis durchführen.
Das Blinzeln
Wenn wir über die Sprache der Augen reden, beziehen wir uns nicht nur auf den Augapfel und die Pupille. Die große Ausdruckskraft unseres Blickes wird vor allem durch ein komplexes Netz von Nerven und Muskeln bestimmt, das für die Bewegung der Augenbrauen und Lider, für das Blinzeln usw. verantwortlich ist.
- All das spiegelt die emotionale Aktivierung jedes Augenblicks wider, in dem auch das Blinzeln seine Funktion erfüllt. Zum Beispiel ist es bekannt, dass wir dazu neigen, viel mehr zu blinzeln, wenn uns etwas überrascht, wir empört oder sogar wütend sind.
- Darüber hinaus wissen wir auch, dass wir viel blinzeln, wenn wir mit jemandem interagieren, den wir mögen oder wenn wir an viele Sachen gleichzeitig denken.
Es kann sein, dass uns all das widersprüchlich vorkommen mag, aber wir müssen wissen, dass diese Art des intensiveren Blinzelns ein normaler Mechanismus ist, der die Gehirnaktivität erhöht, sobald man nervös ist. Und nervös sind wir gleichermaßen im Angesicht eines geliebten Menschen, in einer Prüfung und wenn wir lügen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns auf den Kontext oder das Gespräch, das wir in diesem Moment führen, konzentrieren, wenn wir die Gefühle des anderen an seinen Augen ablesen möchten.
Die Sprache der Pupillen
Unsere Pupillen weiten sich, wenn wir etwas Stimulierendes sehen oder uns wenig Licht umgibt. Wenn uns etwas oder jemand anzieht, ist es häufig der Fall, dass sich die Pupille wie ein voller, enorm großer und durch dieses Gefühl erleuchteter Mond weitet. Aber wenn wir uns angegriffen fühlen oder etwas sehen, das uns empört oder uns missfällt, zieht sich die Pupille zusammen.
Visuelle Synchronie
Das Lesen der Gefühle von Menschen, die wir mögen, ist etwas, das wir alle gern beherrschen würden. Manchmal ist es jedoch nicht notwendig, ein Experte in nonverbaler Kommunikation zu sein, um die Melodie wahrzunehmen, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem Freund, der Person, die uns anzieht, oder sogar mit einem Verwandten ertönen lassen können.
Eine interessante Tatsache, die uns von Experten in diesem Thema erklärt wird, ist, dass ebenfalls eine visuelle Synchronie entsteht, wenn sich zwei Menschen verbinden. Das heißt, dass die visuelle Gestik imitiert wird und Mikroausdrücke in Gang gesetzt werden.
Wegsehen: der schüchterne oder verlogene Blick
Wir alle haben das schon einmal erlebt, wenn wir mit einem Kind oder einem unsicheren Menschen geredet haben. Anstatt einen direkten Blickkontakt aufrechtzuerhalten, wird der Blick abgewendet und es wird in eine Ecke gesehen, wo unser Gesicht nicht zu finden ist, wo wir nur aus dem Augenwinkel betrachtet werden und wo extrem schüchterne Menschen Zuflucht suchen.
Dabei sollten wir allerdings erwähnen, dass auch ein verlogener Mensch den Blick gern abwendet. Sein Verhalten ist weniger offensichtlich als das eines schüchternen Menschen oder einer Person mit Sozialphobie, und aus diesem Grund sollten wir besonders aufpassen, wenn wir die Gefühle und Absichten solch eines Menschen erkennen wollen.
Wenn jemand lügt, kann er uns für gewöhnlich nicht lange in die Augen sehen, wird früher oder später seinem Blick abwenden; nach rechts, wenn er sich an etwas erinnern soll, und nach links, wenn er etwas erfindet.
So wie wir bereits erahnen konnten, vermitteln unsere Augen und unser Blick viele und wichtige soziale und emotionale Informationen, die wir manchmal übersehen und die nicht immer einfach zu interpretieren sind. Wir können beispielsweise auf interessante Studien und Forschungsarbeiten zurückgreifen, die uns ermöglichen, weitaus mehr über dieses Thema zu erfahren. Das wären z. B. Die Auswirkungen des direkten und abgewandten Blicks auf die Wahrnehmung der über das Gesicht vermittelten Gefühle des Psychologen Reginald b. Adams oder Morphologie des menschlichen Auges von Hisashi Kobayashi.
Es lohnt sich, sich diese Studien einmal anzusehen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Bradley, M. M., Miccoli, L., Escrig, M. A., & Lang, P. J. (2008). The pupil as a measure of emotional arousal and autonomic activation. Psychophysiology, 45(4), 602-607. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3612940/.
- Bolmont, M., Cacioppo, J. T. & Cacioppo, S. (2014). Love is in the gaze: An eye-tracking study of love and sexual desire. Psychological Science, 25(9), 1748-1756. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4273641/.
- Builes, J., Garay, C., & López, M. (2018). Validación de indicadores de mentira a través del lenguaje no verbal. Misión jurídica, 11(14), 169-183. https://dialnet.unirioja.es/servlet/articulo?codigo=6997363.
- Lee, D. H. & Anderson, A. K. (2017). Reading what the mind thinks from how the eye sees. Psychological science, 28(4), 494-503. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0956797616687364.
- Leknes, S., Wessberg, J., Ellingsen, D. M., et al. (2013). Oxytocin enhances pupil dilation and sensitivity to ‘hidden’ emotional expressions. Social cognitive and affective neuroscience, 8(7), 741-749. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3791062/.
- Lerner, Y., Papo, D., Zhdanov, A., et al. (2009). Eyes wide shut: amygdala mediates eyes-closed effect on emotional experience with music. PLoS One, 4(7), 1-17. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2705682/.
- López, R., Gordillo, F. y Grau, M. (2016). Comportamiento no Verbal: Más Allá de la Comunicación y el Lenguaje. Ediciones Pirámide. https://books.google.co.ve/books/about/Comportamiento_no_verbal.html?id=2LHdDgAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y.
- Pease, A. y Pease, B. (2010). El lenguaje del cuerpo: cómo interpretar a los demás a través de sus gestos. Amat. https://books.google.co.ve/books/about/EL_LENGUAJE_DEL_CUERPO.html?id=AeGNzvcfuioC&source=kp_book_description&redir_esc=y.
- Siegle, G. J., Ichikawa, N., & Steinhauer, S. R. (2008). Blink before and after you think: Blinks occur prior to and following cognitive load indexed by pupillary responses. Psychophysiology, 45(5), 679-687. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18665867/.
- Wang, Q., Hu, C., Short, L. A. & Fu, G. (2012). The influence of shyness on the scanning of own-and other-race faces in adults. PLoS One, 7(12), 1-8. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0052203.