Wie lange dauert es, bis eine Psychotherapie Wirkung zeigt?

Der erste Schritt zur Psychotherapie kostet Überwindung, doch die Anstrengung lohnt sich. Wie lange es dauert, bis du Veränderungen erzielen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. Mai 2023

In der Regel kommt es bereits nach den ersten drei Sitzungen einer Psychotherapie zu Veränderungen. Wenn die zu behandelnde Person Verständnis erhält, fühlt sie Erleichterung und kann sich den Therapiezielen nähern. Der Fortschritt hängt jedoch von den jeweiligen Umständen, der Fachkraft und der Therapieform ab. Es gibt also keine allgemeine Antwort auf die Frage, wann eine Psychotherapie Wirkung zeigt.

Natürlich spielt das zugrundeliegende Problem eine entscheidende Rolle, denn es ist nicht dasselbe, eine Persönlichkeitsstörung oder eine schwere Depression zu behandeln.

Wann zeigt eine Psychotherapie Wirkung?

Der erste Schritt zur Therapie ist oft eine Mutprobe, denn es ist oft nicht einfach, sich schmerzhaften Prozessen zu stellen oder die damit verbundenen Kosten aufzubringen. Manche Personen möchten deshalb möglichst schnell Ergebnisse sehen. Dabei spielen jedoch verschiedenste Variablen eine Rolle, die es zu berücksichtigen gilt.

Die Universität Zürich weist darauf hin, dass eine Verbesserung der Genauigkeit, mit der die Anzahl der nötigen Sitzungen geschätzt wird, wichtig ist. In Großbritannien beispielsweise liegt das Minimum zwischen 8 und 20 Sitzungen. Allerdings ist jeder Mensch anders, deshalb ist es nicht einfach, die Länge der Therapie genau abzuschätzen.

1. Was sagt die American Psychological Association?

Im Jahr 2017 veröffentlichte die American Psychological Association (APA) Statistiken über die Anzahl der Sitzungen, die Patienten benötigen, um eine Veränderung wahrzunehmen. Die Ergebnisse:

• 50 % der Patienten benötigen zwischen 15 und 20 Sitzungen und können danach selbstständig weitermachen.
• Aufgrund ihrer Anfälligkeit für Rückfälle erfordern einige Störungen eine längere therapeutische Intervention.
• Menschen mit Persönlichkeitsstörungen brauchen in verschiedenen Phasen ihres Lebens therapeutische Betreuung.
• Es gibt psychologische Therapien, deren Ansatz weniger Sitzungen erfordert, die jedoch in bestimmten Fällen genauso wirksam sein können. Ein Beispiel dafür ist die strategische Kurztherapie.

2. Es hängt von der persönlichen Realität jeder Person ab

Um zu wissen, wie lange es dauert, bis eine psychologische Therapie Wirkung zeigt, sind die persönlichen Umstände und die Art des Problems entscheidend. Auch folgende Faktoren spielen eine wichtige Rolle:

• Personen mit Angststörungen und Phobien profitieren von kurzen Therapien. Sie erzielen normalerweise schnelle Erfolge.
• Klinische Realitäten wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) oder eine schwere Depression können langwieriger sein.
• Die Anzahl der Sitzungen, die ein Patient benötigt, hängt auch von seiner Offenheit, seiner Persönlichkeit und seinem Engagement für den therapeutischen Prozess ab.
• Manchmal Personen zeigen Widerstand, was die Therapie in die Länge zieht.

3. Die Art der Therapie bestimmt die Anzahl der Sitzungen

Die psychologische Therapie ermöglicht es dir, neue Werkzeuge, Fähigkeiten und Techniken zu entwickeln, um Probleme zu bewältigen. Die Strategie ändert sich je nach Art der Therapie. Es gibt verschiedene Therapieschulen und -modelle, die je nach Problemlage zum Einsatz kommen.

Mit der kognitiven Verhaltenstherapie lassen sich relativ schnell Ergebnisse erzielen. Eine in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie stellt fest, dass dies das am besten erforschte und unterstützte Modell für vielfältige psychologische Bedürfnisse ist.

Andererseits gibt es auch strategische Kurztherapien, wie die von Giorgio Nardone, die in der Regel zwischen 5 und 12 Sitzungen umfassen. In diesen Fällen werden auch bei depressiven und Angststörungen früher erhebliche Fortschritte erzielt. Psychodynamische Therapien dauern hingegen relativ lang.

4. Der Psychologe oder die Psychologin beeinflusst die Wirkung

Die therapeutische Fachkraft spielt natürlich ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wenn während der ersten drei bis fünf Sitzungen keine empathische Beziehung entsteht, kann sich das negativ auf den Erfolg auswirken. Verschiedene Faktoren können diese Distanz zwischen Fachkraft und Klient beeinflussen.

Deshalb ist es ratsam, sich im Falle dieser Wahrnehmung nach einer anderen Option umzusehen. Es gibt hervorragend ausgebildete Psychologen und Psychologinnen, mit denen du deine Therapieziele so schnell wie möglich erreichen kannst.

5. Es kommt darauf an, wie du die Psychotherapie wahrnimmst

Wie lange dauert es, bis die Psychotherapie Wirkung zeigt? Je nachdem, wie du den Therapieprozess wahrnimmst, wirst du die Vorteile früher  oder später bemerken. Das ist ein wichtiger Punkt, denn es gibt immer noch falsche Mythen, die es manchmal schwierig machen, die therapeutischen Ziele zu erreichen. Einige der Faktoren sind:

• Eine Therapie ist kein passiver Prozess, bei dem man sich darauf beschränkt, der Psychologin oder dem Psychologen zuzuhören.
• Die Rolle des Psychologen besteht nicht darin, Probleme zu lösen oder die Arbeit für den Klienten zu erledigen.
• Der Prozess verläuft nicht immer linear: Es gibt notwendige Rückschläge, die zeigen, wo die komplexesten Konflikte liegen.
• Die Psychotherapie ist ein Lernprozess, mit dem neue Werkzeuge integriert werden, um gegenwärtige und zukünftige Wechselfälle zu bewältigen.

Das Engagement beeinflusst die Wirkung

In der Regel erkennen die Klienten nach den ersten drei Sitzungen kleine Fortschritte. Sie können ihre Bewältigungsstrategien verbessern, um mit der Heilung der inneren Wunden zu beginnen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Reise, die Engagement und Bemühungen erfordert. Es wird auf dem Weg schwierige Momente und Hindernisse geben, doch es lohnt sich.

▶ Lese-Tipp

• Therapie to go: 100 Psychotherapie Tolls für mehr Leichtigkeit im Alltag, Sacha Bachim, Remote 2022