Welche Folgen haben Lügen als Erziehungsinstrument?

In unserem heutigen Beitrag betrachten wir nicht nur die häufigsten Lügen, die Erwachsene in der Erziehung verwenden, sondern auch die Folgen dieses Verhaltens.
Welche Folgen haben Lügen als Erziehungsinstrument?

Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2021

Die meisten Eltern verwenden Lügen als Erziehungsinstrument. Dabei kann es sich um die klassische Notlüge bis hin zu konkreten Drohungen handeln, mit denen eine Verhaltensänderung des Kindes erreicht werden soll.

Wir alle wissen, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Deshalb sollten sie zu ihren Kindern ehrlich sein. Wenn sie selbst lügen, können sie sich von ihrem Nachwuchs nicht erwarten, diese Methode nicht zu verwenden. In vielen Fällen beginnen Kinder bereits im Kleinkindalter damit, die Macht der Lügen auszuprobieren. Es gilt deshalb, Ehrlichkeit auch durch das eigene Vorbild zu fördern.

In unserem heutigen Beitrag betrachten wir nicht nur die häufigsten Lügen, die Erwachsene in der Erziehung verwenden, sondern auch die Folgen dieses Verhaltens.

Lügen, Halbwahrheiten und Geschichten von der Zahnfee oder vom Weihnachtsmann: Natürlich gibt es bei Lügen viele Schattierungen und nicht alle haben dieselben Auswirkungen. 

Im Allgemeinen empfiehlt es sich, sich an die Wahrheit zu halten und diese kindgerecht aufzubereiten. Wenn die Eltern selbst keine Antwort auf die Frage des Kindes haben, ist es besser, dies auch zuzugeben, als sich eine falsche Geschichte auszudenken.

Wir gehen anschließend näher auf dieses Thema ein, denn auch wenn manche Lügen harmlos erscheinen oder als hilfreiches Erziehungsinstrument betrachtet werden, können sie sich auf Kinder gegenteilig auswirken.

“Nicht daß du mich belogst, sondern daß ich dir nicht mehr glaube, hat mich erschüttert.”

Lügen als Erziehungsinstrument: Welche Arten von Lügen sind die häufigsten?

Die Omnipräsenz von Lügen durch Erwachsene im Leben von Kindern hat verschiedene Gründe. Der wichtigste und offensichtlichste ist der Versuch, den Wünschen der Kinder Grenzen zu setzen. Ein klassisches Beispiel bei großen Kinderaugen vor einem Geschäft: “Ich habe jetzt kein Geld.”

Doch viele Eltern setzen auch Drohungen und Angst ein, um ihr Ziel zu erreichen. So kommen Kinderschreckfiguren wie Mummlratz, Kinderfresser oder der Schwarze Mann häufig als Erziehungsinstrument zum Einsatz. Auch wenn sich dahinter keine böswillige Absicht, sondern vielmehr eine lange Tradition verbirgt, handelt es sich keineswegs um eine pädagogisch wertvolle Methode. 

Anschließend sehen wir uns die häufigsten Lügen, die als Erziehungsinstrument zum Einsatz kommen, etwas genauer an.

Instrumentelle Lügen,  die bei Kindern Verhaltensveränderungen bewirken sollen

Eine der bekanntesten Studien zum Thema instrumentelle Lügen von Eltern wurde 2013 an der Universität von Kalifornien durchgeführt. Diese Forschungsarbeit analysiert die Familiendynamik in Nordamerika und in China. Sie zeigt, dass instrumentelle Lügen die häufigsten sind und bezwecken bestimmte Verhaltensweisen. Dies war besonders in China vielfach zu beobachten. Bei der Analyse dieses Verhaltens wird klar, dass es sich um ein weltweit sehr verbreitetes Erziehungsinstrument handelt.

Lügen über die Leistung: Wie schön deine Zeichnung ist, du bist ein Künstler!

Eltern, die ihre Kinder belügen, tun dies oft mit guten Absichten. Ein Beispiel dafür ist der ständige und wahllose Einsatz von positiver Verstärkung. Übertriebenes Lob für alles, was Kinder tun, motiviert und fördert ihre Bemühungen jedoch nicht.

Wenn Eltern jede Zeichnung, jedes Kunsthandwerk, jede Übung oder Aktivität übertrieben loben, erkennt das Kind irgendwann keinen Grund mehr, sich weiterhin zu verbessern. Es ist am besten, die Leistung zu würdigen, jedoch auch Vertrauen zu zeigen und auf Details einzugehen, die verbessert werden können. Die Eltern sollten das Potenzial und die Motivation zum Fortschritt fördern.

Falschaussagen, um unangenehme Tatsachen zu vertuschen

“Dein Meerschweinchen lebt jetzt bei einem netten Menschen auf einem großen Bauernhof, wo es glücklich sein wird…”, “Mama (oder Papa) verlässt das Haus, weil sie (er) in einer anderen Stadt arbeiten muss, aber du wirst sie (ihn) jedes Wochenende besuchen”…

Todesfälle, Scheidungen oder andere schwierige Realitäten, sind für Kinder sehr belastend. Deshalb versuchen viele Eltern, diese abzuschwächen, zu vertuschen oder “freundlicher” darzustellen, um ihrem Kind Leid zu ersparen. Unwissenheit oder Falschaussagen sind jedoch nie besser als die Wahrheit.

Manche Eltern sind Experten in falschen Versprechungen, die sie nie einzuhalten gedenken. Viele bauen Luftschlösser auf offensichtlichen Unwahrheiten auf. Die Eltern wissen selbst, dass sie ihren Versprechungen nicht nachkommen werden, aber sie machen sie, um ihre Kinder in einer Situation zu beruhigen oder ihre Zuneigung zu erreichen. 

Welche Auswirkungen haben Lügen als Erziehungsinstrument?

Kinder verstehen mehr, als wir denken und erklären können. Sie sind nicht naiv, früher oder später entdecken sie, dass es sich um eine Lüge handelt. Irgendwann setzen sie sich mit den Dingen, die sie vielleicht lange Zeit glaubten, auseinander und werden sich darüber bewusst, dass ihre Eltern lügen.

Eine Studie der Nanyang Technological University, der Universität von Singapur und der Universität Toronto sowie andere Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass elterliche Lügen negative Auswirkungen auf die psychosoziale Entwicklung der Kinder haben. Die Eltern säen damit die Samen der Unehrlichkeit.

Kinder lernen in diesem Fall früh, dass die Wahrheit wertlos ist und dass Lügen, zumindest im Moment, sehr verlockende Ergebnisse haben können. Es kann auch eine Zeit kommen, in der sie aufhören, ihre Eltern zu respektieren.

Deshalb müssen wir uns über eines im Klaren sein: Kinder verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Aufrichtigkeit zählt zu den wichtigsten Aspekten in der Kindererziehung. Eltern sollten kindgerecht, jedoch ehrlich und respektvoll mit ihren Kindern umgehen, denn so werden sie reifen und können ihre sozialen Fähigkeiten entwickeln.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.