Weißt du, was eine unsichere Bindung ist?
Zuneigung basiert auf einer engen emotionalen Bindung. Wir empfinden sie den Personen gegenüber, die sich um uns kümmern und uns Sicherheit geben. Das geschieht vor allem zu Beginn unseres Lebens. In diesen frühen Phasen sind wir vollständig auf den Schutz der Personen, die uns umgeben, angewiesen. Sie sichern unser Überleben und ihr Umgang mit uns zeigt, wie Bindungen uns prägen und auf natürliche Weise formen. Diese Menschen sind mehr als eine Garantie oder Lebensversicherung, denn sie sind auch diejenigen, zu denen wir unsere ersten Beziehungen aufbauen.
Wenn die Erwachsenen, die sich um uns kümmern, ihre Aufgabe gut erfüllen, werden wir höchstwahrscheinlich eine sichere Art der Bindung entwickeln. Dies geschieht unabhängig von unserem Temperament. Wir hängen von jemand anderem ab, aber dies erzeugt keinerlei Gefühl von Angst oder Frustration. Im Gegenteil: Wenn wir vernachlässigt oder zurückgewiesen werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir unsichere Beziehungen entwickeln . Dies ist eine Form der Abhängigkeit, die mit Angst und Ambivalenz belastet ist.
“Feinde wie der Hass oder die Zuneigung haben keine Gliedmaßen wie Arme oder Beine. Sie besitzen weder Mut noch Können. Wie haben sie es also geschafft, mich zu ihrem Sklaven machen?”
Shantideva
Diese Bindungen unserer ersten Lebensjahre haben einen großen Einfluss darauf, wie wir emotional mit anderen in Beziehung treten. Es sei denn, wir tun bewusst etwas dagegen. Daher können wir sagen, dass solche Verbindungen eine sehr tiefe Spur in uns hinterlassen, die nicht verwischt werden kann: Bestimmte Personen haben uns in der Kindheit geprägt und wir beobachten im Erwachsenenalter die Tendenz, den Stil eben dieser Bindungen zu imitieren. Auf eine gewisse Weise haben wir über die ersten Bindungen bereits erfahren, was wir von anderen erwarten können und was nicht, ob das nun wahr ist oder nicht.
Die Bindungstheorie
John Bowlby, ein englischer Psychoanalytiker, interessierte sich für das Thema Bindung und entwickelte eine Theorie dazu. Aus seinen Beobachtungen konnte er schlussfolgern, dass wir eine phylogenetische Veranlagung haben, Bindungen aufzubauen. Diese richten sich vor allem an die Personen, die uns Schutz und Sicherheit bieten.
Später identifizierte die Psychologin Mary Dinsmore Ainsworth drei Typen von Bindungen. Diese sind: sicher-gebunden, ambivalent-unsicher gebunden und vermeidend-unsicher. Laut ihrer Forschung schaffen die meisten Personen den ersten Typ der Bindung. Es gibt aber auch eine große Anzahl von Personen, die sich den anderen beiden Typen zuschreiben lassen:
- Die sichere Bindung ermöglicht den Aufbau emotional inniger und spontaner Bindungen.
- Die unsicheren gehen mit Verdrängung und Schwierigkeiten bei dem Aufbau von Vertrautheit hervor.
Der Ursprung der Bindungstypen
Wenn Eltern eine gesunde Einstellung gegenüber ihrem Kind haben und angemessen verfügbar sind, werden enge, sichere Bindungen aufgebaut. In diesem Fall ist das Handeln der Kinder vorhersehbar: Wenn ihre Mutter weggeht, weinen sie und fühlen sich ein paar Sekunden lang unwohl. Danach konzentrieren sie sich auf ihre Umwelt. Kehrt sie zurück, zeigen sie sich glücklich und drücken Zuneigung und Freude aus.
Ein Kind kann aber auch eine unsichere Bindung entwickeln. Dies ist wahrscheinlich, wenn die Eltern distanziert sind. Aber auch, wenn sie Ablehnung gegenüber ihrem Kind zeigen oder zu offen sind. Wenn dies geschieht, nehmen Kinder wahr, dass ihre Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Sie fürchten, dass sie erst später zufriedengestellt werden. Ihr folgendes Verhalten aus Angst und Vermeidung ist eine Form des Selbstschutzes, ein Verhalten, mit dem sie sich gegen die Folgen des Verlassenwerdens oder der vorweggenommenen Gleichgültigkeit wappnen.
Eltern sind in der Regel die Personen, die Kinder am meisten lieben. Sie können deshalb auch lernen, dass Zeichen der Zuneigung eben diese verärgern. Die Kleinen fangen dann an, ihre Gefühle für sich zu behalten. In diesen Fällen reagiert das Kind kaum, wenn sich die Mutter entfernt. Wenn die Mutter dann zurückkehrt, bleibt es distanziert und in sich selbst versunken. Kinder entwickeln somit eine falsche Unabhängigkeit.
Auswirkungen von unsicheren Bindungen und Möglichkeiten, sie zu überwinden
Die Auswirkungen von unsicheren Bindungen reichen bis ins Erwachsenenalter. Kinder, die in diesen Mustern aufgewachsen sind, werden zu Erwachsenen, die ihre Gefühle praktisch nicht ausdrücken können. Aber nicht nur ihr Ausdruck bereitet ihnen Schwierigkeiten, sondern auch deren Identifikation und Analyse. Sie versuchen, sich emotional von allem und jedem zu entfernen. Anderen gegenüber können sie desinteressiert und den eigenen Gefühlen gegenüber gleichgültig wirken.
Diese Personen werden versuchen, eine Lösung für ihre inneren Probleme in der Außenwelt zu finden.
Diese Situation spiegelt sich besonders in Partnerschaften wider. Betroffene haben große Angst, den geliebten Menschen zu verlieren. Gefühle werden nicht gezeigt oder heruntergespielt. Betroffene Personen glauben, sich auf diese Weise vor möglichem Schmerz zu schützen. Anstatt ihre Meinung in Worten auszudrücken, tun sie es in Wutausbrüchen. Sie leiden sehr, weil sie nicht auf eine gelassene Art und Weise lieben können. Stattdessen tun sie so, als würde eine ernsthafte Gefahr über ihnen schweben, eine Bedrohung, die sie oft nicht einmal selbst identifizieren können.
Obwohl Bindungsmuster beibehalten werden, ist es immer möglich, an ihnen zu feilen. Es ist möglich, sich der unsicheren Bindung bewusst zu werden und individuell an ihr zu arbeiten. Die Erfahrung des Verlustes einer geliebten Figur ermutigt hin und wieder zu Reflexionen. Dadurch können auch Veränderungen herbeigeführt werden. Eine Psychotherapie kann ebenso zum Erfolg führen und Betroffenen helfen, konstruktiv mit der Welt in Beziehung zu treten.
Das Innere eines Menschen
Die unsichere Bindung verursacht einen dumpfen, nicht identifizierbaren Schmerz, und um ihn zu bekämpfen, müssen die Ursachen beseitigt werden: Die Beziehung, die zwischen einer Person und ihrem Inneren besteht wird beim Überwinden von unsicheren Bindungen neu definiert. Häufig wird dabei auch das geschädigte Selbstwertgefühl wieder aufgebaut. Nur so es möglich, dass Betroffene schließlich auch das Innere der Menschen um sich herum betrachten können. Die Fähigkeit zur Empathie wird nur entwickelt, wenn man die eigenen Gefühle respektiert.
In diesem Sinne ist es sehr wichtig, die Kommunikationsmuster zu ändern. Sich zu öffnen, sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Damit ein kontrollierter Ausdruck der Emotionen erreicht werden kann. Auf eine Weise, die anderen die Möglichkeit gibt, sie zu akzeptieren, für gültig zu erklären, und in einigen Fällen auch zu begleiten.
Das klingt sehr einfach. Wenn es jedoch schwierig ist, etwas zu lernen, ist es noch schwieriger, das Gelernte wieder zu verlernen. In der Kindheit Erlerntes bildet die Grundlage unseres heutigen Wissens und unserer Gewohnheiten. Daher ist die Hilfe eines Fachmannes in vielen Fällen nicht nur empfehlenswert, sondern unverzichtbar.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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