Was passiert im Herzen von einem Kind, das nicht geliebt wird?
Nahezu kein Elternteil ist dazu bereit, zuzugeben, dass es sein Kind nicht liebt. Doch leider kommt das häufiger vor, als es der Fall sein sollte. Wir müssen nur ein Kind ansehen und sofort sind diese unauslöschlichen Spuren fehlender Zuneigung erkennbar – wir sehen, dass es nicht geliebt wird. Der Unterschied zwischen einem kleinen Erdenbürger, der akzeptiert und geliebt wird, und einem Kind, das nicht geliebt wird, ist enorm.
Es gibt viele Gründe für diese fehlende Liebe. Einer der Hauptgründe ist wahrscheinlich, dass die Entscheidung, Nachwuchs zu bekommen, kein bewusster und gründlich überlegter Wunsch war. Es gab für dieses Kind keinen Platz im Herzen und deshalb war es unmöglich, einen Platz für es zu schaffen.
Wenn ein Kind nicht geliebt wird, entwickelt es Verhaltens- und Ausdrucksweisen, die seine Verlorenheit und sein Unbehagen manifestieren. Es selbst versteht nicht, was passiert, besonders dann nicht, wenn es noch sehr klein ist. Ein Kind, das nicht geliebt wird, nimmt die Welt als einen Ort voller Bedrohungen wahr, fühlt sich allein und würde alles Mögliche tun, damit sich das ändert.
Die Situation verkompliziert sich, wenn die Eltern sich dagegen sträuben, bewusst zuzugeben, dass dem so ist, dass sie eine Abneigung gegenüber dem Kind empfinden. In diesen Fällen führen sie zahlreiche nur scheinbar rationale Gründe an, um die Abneigung oder Misshandlung zu rechtfertigen. Im Grunde genommen sagen sie, dass jegliche Aggression oder Gleichgültigkeit nur um des Kindeswohles aufkomme. Aus diesem Grund ist das Kind irgendwann verwirrt und glaubt, dass es selbst derjenige sei, der auf verwerfliche Weise handele.
„Es ist nie zu spät, um eine glückliche Kindheit zu haben.“
Tom Robbins
Von einem Kind, das nicht geliebt wird, und Schuldgefühlen
Da ist die Mutter, die ihr Kind anschreit und ihm sagt, dass es sie aufrege oder dass es unerträglich sei. Viele der Mütter, die das sagen, sind offensichtlich verärgert. Aber genauso stimmt es auch, dass viele von ihnen bereits sehr gestresst waren, bevor sie begannen, mit dem Kind zu interagieren.
Etwas Ähnliches passiert, wenn das Kind etwas einfordert, auf das sie nicht reagieren können, sei es, weil es viele Forderungen sind, diese falsch geäußert wurden oder es mehr Fähigkeiten als die seinem Entwicklungsstand entsprechenden besitzt. Es kann sein, dass es ständig still oder lange Zeit aufmerksam ist oder dass es den Tisch wie ein Erwachsener deckt. In diesen Fällen sind es die Eltern selbst, mit ihrer mangelnden Vorstellungskraft, die ihre eigene Frustration erzeugen, und was noch schlimmer ist, sie sind diejenigen, die dem Kind das Gefühl geben, frustriert und unnütz zu sein.
Ein Kind, das nicht geliebt wird, denkt, dass fast alles, was es macht, seine Eltern verärgere. Und dass nichts, was es tut, ausreiche, damit sie es endlich akzeptieren. Da es nicht die Möglichkeit hat, diese Situation objektiv einzuschätzen, entwickelt es starke Schuldgefühle. Es wird eine negative Selbstwahrnehmung und eine angelernte Hilflosigkeit entwickeln: Es hat das Gefühl, dass, egal was es macht, das Ergebnis immer gleich und daher unkontrollierbar sei.
Welche Spuren fehlende Liebe hinterlässt
Wenn ein Kind nicht geliebt wird, zerbricht sein Herz daran. Da es das empfundene Leid weder verstehen noch ausdrücken kann, manifestiert es es auf indirekte Weise. Es entwickelt Verhaltensweisen oder Gedanken, deren Funktion darin besteht, der Angst und dem Schmerz in seinem Inneren zu entkommen.
Einige der Verhaltensweisen eines ungeliebten Kindes sind folgende:
- Es entwickelt Ängste und Phobien, wie zum Beispiel Angst vor der Dunkelheit, gewissen Objekten, Tieren oder bestimmten Situationen gegenüber.
- Es wird sehr impulsiv. Wut, weinen, lachen und Emotionen können nicht zurückgehalten werden. Seine emotionalen Ausdrucksweisen sind immer etwas übertrieben.
- Es ist instabil. Heute möchte es die eine Sache und morgen wieder eine andere. Auch sein Verhalten kann sich von einem auf den anderen Moment ändern. Das ist typisch für Kinder, aber bei Kindern, die das Gefühl haben, nicht geliebt zu werden, ist dieses Merkmal ausgeprägter.
- Es entwickelt ängstliche Verhaltensweisen, wie zum Beispiel nicht ruhig bleiben zu können, sich die ganze Zeit Fragen zu stellen oder jegliche andere Art sich wiederholender Verhaltensweisen.
- Es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit längere Zeit auf etwas zu richten und für gewöhnlich hat es Probleme in der Schule.
- Es möchte sich unsichtbar machen, zumindest versucht es das. Es ist zwar da, doch es scheint so, als wäre es nicht wirklich anwesend. Es versucht, sich zu verstecken, sich zu verschanzen, schlichtweg nicht zu existieren.
- Es hat nur gering entwickelte soziale Fähigkeiten. Es fühlt sich unwohl oder ist sehr unruhig, wenn es mit anderen Kindern oder Erwachsenen zusammen ist.
Ein Kind, das nicht geliebt wird, das keine Zuneigung erhält, verliert das Vertrauen. Es zeigt Anzeichen der Verwirrung und Unsicherheit. Manchmal sind diese Kinder ungezogen und andere Male sehr steif und förmlich für ihr Alter. Im Allgemeinen jedoch nehmen wir sie als traurig, unterwürfig und ängstlich aufgrund der Ablehnung wahr.
Der Mensch braucht sein ganzes Leben lang liebevolle Berührungen, Umarmungen und nette Worte. Vor allem in den ersten Lebensjahren sind diese Ausdrücke der Zuneigung die notwendige emotionale Nahrung, um wachsen zu können: Sie sind ein Grundbedürfnis wie essen oder schlafen. Keine Mutter, kein Vater ist perfekt. Doch sobald man ein Kind hat, da sind wir uns wohl alle einig, muss man sich bemühen, damit es sich geliebt und in der Familie, in der es aufwächst, aufgenommen fühlt.