Warum sich erwachsene Kinder von ihren Eltern distanzieren: 10 Gründe

Wer Eltern hat, die in jeder Lebenslage Liebe und Unterstützung bieten, kann sich glücklich schätzen, doch Beziehungen sind oft komplex und vielschichtig.
Warum sich erwachsene Kinder von ihren Eltern distanzieren: 10 Gründe

Letzte Aktualisierung: 26. Juli 2024

Die Eltern-Kind-Beziehung ist die früheste und normalerweise auch eine der intensivsten emotionalen Erfahrungen im Leben. Dennoch kann es vorkommen, dass sich erwachsene Kinder von ihren Eltern distanzieren. Diese Entfremdung kann für beide Seiten schmerzhaft und schwer zu verstehen sein. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von ungelösten Konflikten und vergangenen Traumata bis zu unterschiedlichen Lebenswegen und Erwartungen.

Wir beleuchten nachfolgend die häufigsten Ursachen für die Distanzierung, denn das Verständnis ist der erste Schritt, um mögliche Wege zur Wiederherstellung der Beziehung zu finden.

1. Traumata und schwierige Situationen in der Kindheit

Schwierige Kindheitserfahrungen sind prägend und können im Erwachsenenalter zur Distanzierung von den Eltern führen. Elterliche Vernachlässigung, ein toxisches Umfeld oder Missbrauch hinterlassen tiefe Wunden. Der Kontaktabbruch ist in diesem Fall Selbstschutz, der dazu dient, den verursachten Schmerz zurückzulassen und mit der Vergangenheit abzuschließen.

2. Psychische Gesundheitsprobleme

Auch Probleme mit der psychischen Gesundheit können erwachsene Kinder dazu bringen, sich von ihrer Mutter zu distanzieren. Depressionen, Ängste, Psychosen und andere Störungen können beispielsweise zur Ablehnung der mütterlichen Fürsorge und Hilfe führen.

3. Kommunikationsprobleme

Eine gestörte Kommunikation zählt zu den häufigsten Gründen für die Distanzierung zwischen Familienmitgliedern. Missverständnisse, unausgesprochene Erwartungen oder ungelöste Konflikte können die Beziehung belasten und zur Entfremdung führen.

Wenn beispielsweise wichtige Themen nicht angesprochen werden oder Gespräche immer wieder in Streit enden, entsteht ein Gefühl von Frustration und Hilflosigkeit. Auch die fehlende Bereitschaft, zuzuhören und die Perspektive des anderen zu verstehen, trägt dazu bei, dass sich die emotionale Kluft vergrößert.

Das Ergebnis ist oft ein Teufelskreis aus Vorwürfen und Rückzug, der letztlich zur Distanzierung führt. Um die Beziehung zu heilen, ist es entscheidend, offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren, aktiv zuzuhören und sich um gegenseitiges Verständnis zu bemühen.

4. Ungelöste Konflikte

Ungelöste Konflikte sind häufige Gründe dafür, dass sich erwachsene Kinder von ihren Müttern distanzieren. Konflikte, die in der Kindheit oder Jugend entstanden sind und nie richtig aufgearbeitet wurden, können tiefe Wunden hinterlassen. Alte Streitigkeiten, die immer wieder aufbrechen oder nie richtig geklärte Missverständnisse können zu anhaltendem Groll und Ressentiments führen. Die fehlende Bereitschaft, diese Konflikte anzusprechen und zu lösen, verstärkt das Gefühl der Unverbundenheit, es entsteht eine emotionale Mauer, die es beiden Seiten schwer macht, offen und ehrlich miteinander umzugehen.

5. Gefühle der Wut oder des Grolls

Wut und Groll entstehen oft aus Erlebnissen in der Kindheit oder Jugend, in denen sich die Kinder missverstanden, ungerecht behandelt oder vernachlässigt fühlten. Diese negativen Gefühle können durch wiederholte oder besonders schmerzhafte Erfahrungen genährt werden. Wenn sie nicht offen besprochen und geklärt werden, bauen sich Spannungen auf, die zu einer emotionalen Mauer zwischen Mutter und Kind führen. Erwachsene Kinder versuchen häufig, sich durch Distanz vor weiterem emotionalen Schmerz zu schützen.

Eine Familientherapie kann bei Konflikten und Distanzierung sehr hilfreich sein. 

6. Wahrgenommener Mangel an Unterstützung

Wenn erwachsene Kinder das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen oder ignoriert werden, kann es zur Distanzierung kommen. Diese emotionale Vernachlässigung kann tiefgehende Auswirkungen auf die Beziehung haben und zu einer Entfremdung führen.

Wenn (erwachsene) Kinder das Gefühl haben, in entscheidenden Momenten im Stich gelassen zu werden, kann dies zu einem erheblichen Vertrauensverlust führen.

7. Generationsunterschiede

Eine Generation, die in einer anderen Zeit mit anderen gesellschaftlichen Normen aufgewachsen ist, hat oft unterschiedliche Werte und Überzeugungen. Zum Beispiel könnten ältere Generationen stärker an traditionelle Rollenverteilungen und konservative Einstellungen glauben, während jüngere möglicherweise liberaler und offener für Veränderungen sind. Diese Unterschiede können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es um Themen wie Karrierewahl, Familienplanung oder soziale Gerechtigkeit geht.

Die Überwindung dieser generationsbedingten Unterschiede erfordert Geduld, Offenheit und das Bestreben, einander besser zu verstehen. Es ist wichtig, dass beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu finden.

8. Unerfüllte Erwartungen

Eltern haben oft bestimmte Vorstellungen und Hoffnungen für die Zukunft ihrer Kinder. Diese Erwartungen können sich auf die Wahl des Berufes, die Ausbildung, den Lebensstil oder die Partnerwahl beziehen. Wenn erwachsene Kinder diesen Erwartungen nicht entsprechen, können Enttäuschung und Missverständnisse entstehen. Die Kinder fühlen sich möglicherweise nicht akzeptiert oder respektiert, was zu einer emotionalen Distanzierung führen kann.

9. Bedürfnis nach Autonomie

Eine der häufigsten Ursachen für die Distanzierung ist die übermäßige Einmischung der Eltern in das Leben ihrer erwachsenen Kinder. Wenn Mütter versuchen, wichtige Entscheidungen zu beeinflussen oder sich in persönliche Angelegenheiten einzumischen, fühlen sich die Kinder oft bevormundet und entwickeln den Wunsch nach Distanz, um die eigene Unabhängigkeit zu schützen.

Eltern sollten bestrebt sein, die Autonomie ihrer erwachsenen Kinder zu respektieren und zu fördern, um eine gesunde und unterstützende Beziehung aufrechtzuerhalten.

Wenn erwachsene Kinder ihre Mutter ablehnen, wird manchmal vermutet, dass dahinter das Bedürfnis steht, unabhängig zu sein.

10. Triangulation bzw. Angleichung an den anderen Elternteil

Die Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern kann insbesondere bei Konflikten oder der Trennung durch verschiedene Dynamiken beeinflusst werden, die zur Distanzierung führen. Zwei solcher Dynamiken sind die Triangulation und die Angleichung an den anderen Elternteil.

Triangulation bedeutet, dass ein Elternteil das Kind in die Konflikte oder Spannungen zwischen den Eltern einbezieht. Dies kann dazu führen, dass das Kind emotional überfordert wird und sich von beiden Elternteilen distanziert, um sich selbst zu schützen.

Die Angleichung an den anderen Elternteil bedeutet, dass das Kind sich emotional und oft physisch einem Elternteil annähert, um Schutz oder Unterstützung zu finden. Dies kann ebenfalls zur Distanzierung vom anderen Elternteil führen.

Mögliche Strategien zur Verbesserung der Beziehung

Auch wenn du das Gefühl hast, dass dein erwachsenes Kind dich zurückweist, ist die gute Nachricht, dass die Beziehung nicht verloren ist. Es gibt Möglichkeiten, sie durch kleine Veränderungen zu verbessern. Hier sind einige Vorschläge:

  • Gemeinsame Freizeitaktivitäten: Findet gemeinsame Räume, in denen ihr eine lustige Aktivität ausübt. Es muss nichts Außergewöhnliches sein, jeder Plan, der euch beiden Spaß macht, reicht aus. Ob ein Spaziergang, ein Kinobesuch oder ein gemeinsames Hobby – diese Aktivitäten schaffen positive Erlebnisse und stärken die Bindung.
  • Offene Kommunikation: Versucht, die Quantität und Qualität der Kommunikation zu verbessern. Es geht nicht darum, dein Kind zu zwingen, dir alles zu erzählen, sondern darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der auch unangenehme Themen besprochen werden können. Fördere Empathie und aktives Zuhören, um Vertrauen und Verständnis aufzubauen.
  • Gefühle bestätigen: In jedem Konflikt gibt es zwei Positionen und jede Partei neigt dazu, ihre starr zu vertreten. Diese Haltung führt jedoch dazu, die schädliche Dynamik aufrechtzuerhalten und ist für die Beziehung nicht förderlich. Bemühe dich, dich einzufühlen und versuche, die Gründe deines Kindes zu verstehen, um die Beziehung zu verbessern.
  • Raum und Abstand: Wenn sich ein Kind distanziert, liegt das manchmal daran, dass es Intimität oder Zeit braucht, um sich selbst zu finden. Auch wenn dies für manche Eltern beunruhigend ist, sollte diese Entscheidung respektiert werden. Druck verstärkt die Distanz und die Ablehnung der Eltern nur weiter.
  • Therapie: Wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen, kann eine Familientherapie eine gute Option sein. Beziehungen zu Kindern sind kompliziert, vor allem, wenn sie erwachsen sind und von klein auf Probleme mit ihren Eltern hatten. Eine Therapie kann helfen, Kommunikationsbarrieren zu überwinden und tief verwurzelte Konflikte aufzuarbeiten.

Du kannst die Beziehung zu deinem erwachsenen Kind wiederherstellen, wenn du dich um offene Kommunikation bemühst und seinen Freiraum respektierst. Die Gründe für die Distanzierung zu verstehen, ist ebenfalls entscheidend, um die Annäherung zu erleichtern und das Vertrauen wieder aufzubauen.


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