Voyeurismus: Ein Blick hinter die Kulissen
Voyeurismus ist eine paraphile Störung, die sich durch das wiederkehrende und intensive Interesse zeigt, nichts ahnende Personen nackt, beim Entkleiden oder bei sexuellen Aktivitäten zu beobachten. Voyeure empfinden dabei eine deutliche sexuelle Erregung. Diese Neigung kann in sozialen, beruflichen oder anderen Funktionsbereichen zu erheblichen Beeinträchtigungen führen.
Es ist wichtig, zwischen einem pathologischen und einem nicht-pathologischen Zustand zu unterscheiden: Solange der Voyeur weder anderen noch sich selbst schadet, liegt keine pathologische Störung vor. Die genaue Prävalenz der voyeuristischen Störung gemäß DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist unbekannt. Studien mit nicht-klinischen Stichproben zeigen eine Lebenszeitprävalenz von bis zu 12 % bei Männern und 4 % bei Frauen.
Paraphilien und paraphile Störungen
Das DSM-5 stuft Voyeurismus als paraphile Störung ein. Das bedeutet, dass es sich um eine psychische Störung handelt, während die Bezeichnung “Paraphilie” abweichende sexuelle Interessen beschreibt, die sich auf ungewöhnliche Objekte, Situationen oder Aktivitäten beziehen, die für die sexuelle Erregung von Bedeutung sind. Eine Paraphilie ist also im Gegensatz zu einer paraphilen Störung keine psychische Krankheit.
Voyeurismus als paraphile Störung
Wenn das heimliche Beobachten nackter oder sexuell aktiver Personen erhebliche Beeinträchtigungen im täglichen Leben verursacht, handelt es sich um einen pathologischen Zustand. Das DSM-5 beschreibt folgende Kriterien für eine paraphile Störung:
1. Erregung durch Beobachtung
Es muss über mindestens 6 Monate hinweg eine intensive und wiederkehrende sexuelle Erregung durch das heimliche Beobachten einer ahnungslosen Person bestehen, die sich nackt auszieht oder sexuelle Aktivitäten ausübt. Diese Erregung äußert sich in Fantasien, unkontrollierbaren Wünschen oder Verhaltensweisen.
2. Beobachtung ohne Einverständnis
Ein weiteres Kriterium ist, dass das Beobachten ohne Einverständnis der betroffenen Person erfolgt. Der Voyeur lebt seine Vorlieben und Wünsche ohne das Wissen der anderen Person aus, denn gerade dadurch stimuliert er seine Fantasien. Allerdings führt diese Situation zu einem klinisch bedeutsamen Leidensdruck oder zur Beeinträchtigung sozialer, beruflicher oder anderen Funktionsbereiche, wenn eine paraphile Störung vorliegt.
3. Alter
Eine paraphile Störung durch Voyeurismus wird erst ab einem Mindestalter von 18 Jahren diagnostiziert.
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Voyeurismus gemäß ICD-10
Der Voyeurismus wird auch im ICD-10 (International Classification of Diseases) als offizielle Diagnose aufgeführt, jedoch unter dem Namen Skoptophilie. Für die Diagnose müssen zunächst die allgemeinen Kriterien für Störungen der sexuellen Neigung (paraphile Störungen) erfüllt sein:
- Die Person erlebt wiederkehrende und intensive sexuelle Triebe und Fantasien, die ungewöhnliche Objekte und Aktivitäten beinhalten.
- Die Person handelt nach diesen Trieben oder fühlt sich aufgrund dieser Tendenz sehr unwohl.
- Diese Tendenz ist seit mindestens 6 Monaten vorhanden (dies entspricht dem Zeitkriterium des DSM-5).
Ein weiteres ICD-10-Kriterium für Voyeurismus bzw. Skoptophilie ist, dass kein Wunsch nach Geschlechtsverkehr mit den beobachteten Personen besteht, was im DSM-5 nicht erwähnt wird.
Abgrenzung in der Alltagssprache
In der Alltagssprache bezieht sich Voyeurismus oft nicht auf eine Krankheit, sondern eher auf das Vergnügen oder die Erregung, die entsteht, wenn jemand andere (meist ohne deren Wissen) beim Ausziehen oder beim Sex beobachtet. Voyeurismus kann jedoch zu einer paraphilischen Störung werden, wenn er das Leben der betroffenen Person beeinträchtigt und Leid verursacht.
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