Ukeireru, die japanische Kunst der Akzeptanz

Die japanische Philosophie bringt uns hat ein inspirierendes Konzept näher, das dich auf deiner transformativen Reise begleitet. Der erste Schritt ist Akzeptanz.
Ukeireru, die japanische Kunst der Akzeptanz
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 19. August 2023

Was bedeutet es für dich, glücklich zu sein? Wenn du davon träumst, den perfekten Job, den idealen Partner und eine Existenz ohne Leid zu haben, wird dich das Leben enttäuschen. Trotzdem kannst du glücklich sein, wenn du Ukeireru praktizierst: Die japanische Kunst der Akzeptanz kann dein Leben verändern. Diese Philosophie ist eine Einladung zur Ruhe, zur Selbstakzeptanz und zur Akzeptanz der Umgebung. Erfahre anschließend mehr darüber.

“Ich denke nicht immer über die Zukunft oder die Vergangenheit nach. Ukeireru schafft eine Art essentiellen Zustand der Unmittelbarkeit, der Gegenwart.”

Scott Haas (Why Be Happy: The Japanese Way of Acceptance, 2020¹)

Ukeireru oder die japanische Kunst der Akzeptanz

Dieses Konzept der östlichen Philosophie bedeutet so viel wie ganzheitliche und integrale Akzeptanz, die bei dir selbst beginnt, deine Mitmenschen umfasst und auch die Realität der Welt als solche annimmt. Du darfst diese Akzeptanz jedoch keinesfalls mit Aufgeben, Gleichgültigkeit oder Unterwürfigkeit verwechseln.

Scott Haas beschreibt in seinem Buch Why Be Happy: The Japanese Way of Acceptance¹, was Ukeireru bedeutet. Dieser klinische Psychologie praktiziert auch in Japan und hat sich eingehend mit diesem bereichernden Ansatz beschäftigt, der unsere psychische Gesundheit fördern kann. Wir gehen jetzt näher auf die wichtigsten Lehren des Ukeireru ein. 

1. Akzeptanz, eine Übung zur geistigen Ruhe

Sobald du deine Umgebung so akzeptierst, wie sie ist, lernt dein Geist, die Welt gelassener zu betrachten. Das ist leicht gesagt, in der Praxis jedoch nicht einfach. Doch Ukeireru ist eine Lebensphilosophie, die uns zeigt, besser mit Stress umzugehen und Ängste zu lindern.

Diese Idee wurde bereits von Albert Ellis, dem bekannten US-amerikanischen Psychologen, betont. Er betrachtete die psychologische Akzeptanz als Voraussetzung für Wohlbefinden und Genesung. In diesem Zusammenhang berichtet eine in Behavior Analysis in Practice veröffentlichte Studie, dass dieses Konzept in der psychologischen Fachliteratur starke empirische Unterstützung findet. Es spielt auch in vielen Therapien eine bedeutende Rolle.

2. Andere aus einer gelassenen Haltung heraus respektieren

Zwischenmenschliche Beziehungen sind nie einfach. Vielleicht fühlst du dich irritiert oder ängstlich, weil dein Partner nicht so handelt oder reagiert, wie du es gerne hättest. Oder weil deine Kinder, Freunde oder Arbeitskollegen manchmal einen komplizierten Charakter zeigen. Die japanische Kunst der Akzeptanz schlägt vor, andere so zu akzeptieren, wie sie sind, ohne etwas an ihnen ändern zu wollen.

Weiterhin ist Ukeireru ein Werkzeug zur sozialen Transformation, das dich dazu einlädt, mit anderen aus der Stille heraus in Beziehung zu treten und dich nicht vom Lärm betäuben zu lassen. Es geht darum, zu lernen, zuzuhören und andere zu verstehen, ohne zu urteilen oder zu kritisieren. Wenn dein Geist fähig ist, Ruhe zu finden und die Stille nutzt, kannst du dich anderen gegenüber einfühlsam und respektvoll öffnen. Solange jedoch der Lärm dominiert, bleibt kein Raum zum Zuhören und für Gelassenheit.

3. Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt

Halte einen Moment inne und werde dir deiner Gedanken in diesem Augenblick bewusst. Woran denkst du? Führen dich deine Gedanken zurück in die Vergangenheit oder hast du Zukunftspläne, die dich beschäftigen? Ukeireru lädt dich ein, dich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Dieser Gedanke ist auch in der Praxis der Achtsamkeit und der Meditation präsent.

Ein Artikel in der Zeitschrift Mindfulness beschreibt die positiven Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden, von denen du profitierst, wenn du dich auf das Hier und Jetzt konzentrierst. Du kannst deine Emotionen regulieren, Stress abbauen und auch depressive Symptome reduzieren. Ein präsentes Gehirn entspannt und macht dich glücklich.

Wenn du dir deiner selbst bewusster wirst und dich akzeptierst, erlangst du ein ruhigeres und konzentrierteres Selbstbewusstsein. Dieser Fokus ermöglicht es dir, jene Dinge zu ändern, die in deiner Kontrolle liegen, um glücklich zu werden.

4. Du kannst nicht alles kontrollieren… und das ist auch gut so

Auch wenn du dich sehr bemühst, erhältst du nicht immer die gewünschten Ergebnisse. So manches geht im Leben schief und immer wieder klopfen Widrigkeiten an die Tür. Du kannst nicht alles kontrollieren und musst das akzeptieren, wenn du in dein Wohlbefinden investieren möchtest.

Manchmal ist das Leben chaotisch und unvorhersehbar. Die Kunst des Ukeireru besteht darin, Leid durch Akzeptanz zu reduzieren, anstatt Widerstand zu leisten, wenn dieser von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Es braucht oft Mut, die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist. Ein in der Zeitschrift Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichter Artikel erinnert daran, dass Akzeptanz Raum für schwierige Gefühle schafft. Anstatt sie zu verdrängen, kannst du allmählich daraus lernen und sie verstehen – ein wichtiger Schritt, um deine psychische Gesundheit zu wahren.

5. Glück ist ein Geisteszustand

Selbsthilfebücher, die zahlreiche Regale füllen, bringen dir bei, wie du glücklich sein kannst. Aber in der Praxis ist das nicht so einfach, denn Glück kennt keine Stabilität, vielmehr handelt es sich um einen flüchtigen Gemütszustand, der wie ein Schmetterling kommt und wieder rasch verschwindet.

In der japanischen Philosophie setzt Glück Gelassenheit und Akzeptanz voraus. Wenn du gute und schlechte Zeiten akzeptierst, kannst du Zufriedenheit finden und dich selbst verwirklichen.

Praktiziere Ukeireru

Du kannst die Kunst der Akzeptanz in deinem Alltag praktizieren, indem du folgende Ratschläge umsetzt:

  • Schätze den Wert der Stille in deinem täglichen Leben.
  • Sei dankbar für das, was du hast, und für die Menschen um dich herum.
  • Verringere deine Selbstkritik und schätze deine Essenz, deine Wesensart.
  • Lerne, die Welt mit Gelassenheit und Ruhe zu betrachten.
  • Akzeptiere andere, wie sie sind, und versuche nicht, sie zu ändern.
  • Werde dir deiner Gefühle und Gedanken bewusster.
  • Denke daran, dass wahres Glück in einem ruhigen Geist liegt.
  • Akzeptiere, dass du nicht alles kontrollieren kannst.
  • Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt.

Ukeireru, eine transformative Kraft

Unsicherheiten, Hektik, Stress, Veränderungen, Multitasking, Sorgen… Die Realität hat oft einen unangenehmen Beigeschmack, der schwer zu verdauen ist. Sie ist komplex und vielschichtig, doch du kannst lernen, durch Akzeptanz Zufriedenheit zu erreichen und die kleinen Glücksmomente zu genießen. Ukeireru fördert dein Wohlbefinden und ermöglicht dir eine Neuausrichtung, die dir zu einem erfüllten Leben verhilft.

▶ Lese-Tipp

  1. Why Be Happy? The Japanese Way of Acceptance, Scott Haas, John Murray Learning 2023

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  • Bordieri, M. J. (2022). Acceptance: A research overview and application of this core ACT process in ABA. Behavior Analysis in Practice15(1), 90-103. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8854448/
  • Ford, B. Q., Lam, P., John, O. P., & Mauss, I. B. (2018). The psychological health benefits of accepting negative emotions and thoughts: Laboratory, diary, and longitudinal evidence. Journal of Personality and Social Psychology115(6), 1075-1092. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28703602/
  • Haas, S. (2020). ¿Por qué ser feliz?: El camino japonés de la aceptación. RBA Libros. https://books.google.es/books?id=LTMHEAAAQBAJ&dq=ukeireru&lr=&hl=es&source=gbs_navlinks_s
  • Kiken, L. G., Lundberg, K. B., & Fredrickson, B. L. (2017). Being present and enjoying it: Dispositional mindfulness and savoring the moment are distinct, interactive predictors of positive emotions and psychological health. Mindfulness8(5), 1280-1290. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5755604/

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