Thales von Milet, Pionier des rationalen Denkens

Dieser griechische Philosoph öffnete die Türen zum rationalen Denken und rückte die damals vorherrschenden mythologischen Interpretationen der Welt in den Hintergrund.
Thales von Milet, Pionier des rationalen Denkens

Letzte Aktualisierung: 25. März 2024

Thales von Milet (624 v. Chr. – 546 v. Chr.), der als erster Philosoph des Westens gilt, kam in der antiken ionischen Stadt Milet zur Welt. Er öffnete die Türen zum rationalen Denken und rückte die damals vorherrschenden mythologischen Interpretationen der Welt in den Hintergrund.

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf das Leben und die bedeutenden Beiträge dieses griechischen Gelehrten. Wir würdigen seine Errungenschaften und befassen uns mit einigen Anekdoten, die sein Vermächtnis prägen.

Wer war Thales von Milet?

Thales von Milet wird als erster griechischer Philosoph und Naturforscher des Westens gefeiert. Er ist außerdem für seine wissenschaftlichen Beiträge bekannt, mit denen er unter anderem die Astronomie, die Mathematik und die Naturwissenschaften bereicherte. Dieser Gelehrte kam um 640 v. Chr. in der heutigen Türkei in einer phönizischen Familie zur Welt. Überlieferte Berichte beschreiben ihn als neugierig und wissbegierig, praktisch und bodenständig. 

Thales war Händler und setzte sich für öffentliche Angelegenheiten ein. Auf einer Ägyptenreise lernte er die Lehren der Priester von Memphis und Diospolis kennen, während er Astronomie und Geometrie studierte. Diese Reise bildete einen Wendepunkt in seinem Leben: Er widmete sich fortan ausschließlich der Philosophie und Wissenschaft.

Der Vorsokratiker versuchte in einer Zeit, die von Mythen und religiösen Diskursen durchdrungen war, die Welt mit der Kraft der Vernunft zu erkunden. 

“Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.”

Thales von Milet

Die Miletische oder Ionische Schule

Diese Schule war bekannt für ihren rationalistischen Ansatz und ihre naturphilosophischen Überlegungen, insbesondere im Bereich der kosmologischen Spekulationen über die Natur und den Ursprung des Universums. Thales gründete sie im 6. Jahrhundert v. Chr. in seiner Heimatstadt zusammen mit seinen Schülern Anaximander und Anaximenes. Die Miletische Schule legte den Grundstein für das westliche Denken und hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Philosophie, speziell im Bereich der Naturwissenschaften.

Thales entwickelte seine Theorien auf der Grundlage seiner Beobachtungen. Er bezeichnete den Ursprung allen Seins als “arché” und führte diesen auf ein einziges Element zurück: das Wasser. Sein Schüler Anaximander hingegen sprach in seiner kosmologischen Theorie von “apeiron”, dem Unbegrenzten oder Unendlichen, aus dem alles entsteht und zu dem alles zurückkehrt.

Thales von Milet: Beiträge zur Naturphilosophie und Wissenschaft

Die Gedanken dieses Gehlehrten waren zu seiner Zeit revolutionär und stellten den ersten Schritt vom Mythos zum Logos dar. Wir skizzieren anschließend die wichtigsten Beiträge dieses Philosophen.

Wasser als ursprüngliches Element

“Aus Wasser ist alles” war eine revolutionäre Aussage, denn wie Aristoteles in seinem Werk Metaphysik beschreibt, stellte sie einen neuen Ansatz zur Erklärung der Natur und des Ursprungs des Universums dar: Thales behauptete, dass alles, was existiert, letztendlich auf eine materielle Ursache zurückzuführen sei – ein entscheidender Schritt hin zu einem rationaleren und materialistischeren Verständnis der Natur. Antike Denker erklärten sich den Kosmos durch übernatürliche Kräfte oder Gottheiten.

Die Erde schwimmt auf Wasser

Thales von Milet ging davon aus, dass die Erde auf Wasser schwimmt, so wie auch andere Elemente. In diesem Zusammenhang sind ebenfalls seine rationalen Gedanken im Gegensatz zu Mythen und religiösen Erzählungen hervorzuheben.

Mathematische Theoreme

Auf seiner Reise nach Ägypten ließ sich Thales von Milet von Mathematik und Geometrie begeistern. Nach seiner Rückkehr nach Milet brachte er sein Wissen in die Gemeinschaft ein und formulierte verschiedene geometrische Theoreme.

Eines seiner berühmtesten Theoreme ist das “Thales-Theorem“, das besagt, dass in einem Halbkreis, wenn man einen Punkt auf dem Kreisbogen und die beiden Endpunkte des Durchmessers verbindet, der Winkel zwischen dieser Linie und dem Durchmesser stets ein rechter Winkel ist. Dieses Theorem hat zahlreiche Anwendungen in der Geometrie und der Trigonometrie.

Thales ist auch für sein Verständnis von ähnlichen Dreiecken und für seine Arbeiten zur Messung von Höhen und Entfernungen durch Schattenwürfe bekannt. Er hatte ein Talent dafür, aus konkreten Fällen universelle Gesetze abzuleiten.

Magnetismus

Thales von Milet entdeckte Steine mit magnetischer Wirkung. Er glaubte, dass diese Steine lebendig sind. Auch wenn wir heute wissen, dass Magnetismus andere Hintergründe hat, könnten diese Kenntnisse einen frühen Beitrag zum Verständnis elektromagnetischer Phänomene darstellen. Es ist jedoch anzumerken, dass seine genauen Beiträge und Entdeckungen in Bezug auf den Magnetismus nicht vollständig dokumentiert sind.

Vorhersage der Sonnenfinsternis

Überlieferungen von Herodot und Plinius dem Älteren zufolge, soll Thales von Milet eine Sonnenfinsternis im Jahr 585 v. Chr. vorhergesagt haben, was die Menschen beeindruckte und ihm ein hohes Ansehen als Gelehrter einbrachte. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die historische Genauigkeit dieser Geschichte nicht eindeutig bestätigt ist.

Kuriositäten, die den Einfallsreichtum von Thales beweisen

Thales wird durch verschiedene Anekdoten in den Bereichen Wirtschaft, Kalkül und Astronomie als äußerst intelligent dargestellt. Hier zwei Beispiele:

  • Berechnung der Pyramidenhöhe: Durch geschickte Anwendung mathematischer Theoreme ermittelte Thales die Höhe der Großen Pyramide von Ägypten. Er nutzte die Schatten, die die Pyramiden warfen, um diese beeindruckende architektonische Leistung zu vermessen.
  • Geschäftstüchtigkeit: Als erfolgreicher Kaufmann sorgte Thales dafür, dass Lasttiere beim Durchqueren von Flüssen nicht untergingen. Er entwickelte eine innovative Methode, bei der Schwämme verwendet wurden, um das Wasser aufzusaugen und den Tieren so beizubringen, im Fluss nicht unterzugehen. Auf diese Weise erreichten die von den Tieren transportierten Produkte ihr Ziel in einwandfreiem Zustand.

Thales von Milet: Pionier des rationalen Denkens

Thales von Milet kann zweifellos als Pionier des rationalen Denkens angesehen werden. Seine vielfältigen Beiträge in den Bereichen Mathematik, Naturphilosophie und Astronomie markieren einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des menschlichen Wissens.

Durch seine kühnen Hypothesen und innovativen Ansätze legte Thales den Grundstein für die Entwicklung der westlichen Philosophie und Wissenschaft. Sein Erbe ist auch heute noch spürbar und erinnert uns daran, dass rationale Untersuchungen und kritisches Denken essenziell sind, um die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln.


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