Sport als Teil unserer kulturellen Identität
Von den olympischen Wettkämpfen im antiken Griechenland, über mittelalterliche Pferderennen bis hin zur Fußball-WM 2022 – der Sport scheint dem Menschen seit je her in den Genen zu liegen. Auch in unsere moderne Kultur haben sich sportliche Hobby-Aktivitäten und Profi-Wettkämpfe als feste Bestandteile integriert. Knapp 30 Millionen Deutsche treiben regelmäßig selbst Sport, über die Hälfte der Bundesbürger schauen Fußball im TV. Doch welche Aspekte stehen bei Sportfans dabei im Mittelpunkt?
Sportlichkeit = Gesundheit – ein sich stetig festigender Grundsatz
Gemessen an ihren 10 Millionen Anhängern ist die Fitness-Bewegung Deutschlands größte Sportart. Neben dem attraktiveren Spiegelbild arbeiten viele der Trainierenden auch für ihre körperliche Gesundheit. Doch wo kommt die Formel „Sportlichkeit = Gesundheit“ eigentlich her und wird sie von der Wissenschaft bestätigt?
Vom Militärtraining zur Präventionsmaßnahme
Dass Sport die individuelle Gesundheit stärkt, ist eine eher neumodische Feststellung. Oft wird zwar der römische Satiriker Juvenal mit seinem Spruch vom „gesunden Geist in einem gesunden Körper“ zitiert – doch den Zusammenhang meinte der Dichter ironisch. Die vielzitierte Turnbewegung, die Friedrich Jahn hierzulande im 19. Jahrhundert anstieß, diente weniger der persönlichen Gesundheit seiner Anhänger, sondern sollte die deutsche Jugend für den Kampf gegen die napoleonische Besetzung rüsten.
Auch Aerobic wurde in den 1970er-Jahren von einem US-Militärarzt entwickelt. Erst Jane Fondas Fitnessvideos machten die Sportart 1982 populär und brachten eine weltweite Welle ins Rollen. Doch hier sorgten sich die Anhänger eher um Schlankheit, Stirnbänder und Stulpen anstatt um die Auswirkung auf ihre Gesundheit. Aerobic-Ikone Fonda gestand später, unter Bulimie gelitten zu haben, und eröffnete eine realistischere Sicht auf Sport und Gesundheit.
Heute ist diese Beziehung Thema zahlreicher wissenschaftlicher Studien.
Diese Vorteile bringt Sport für die Gesundheit
Wissenschaftlich fundiert sind aktuell die folgenden Zusammenhänge:
- Der Bewegungsapparat wird gestärkt: Die körperliche Aktivität beeinflusst diverse Prozesse im gesamten Körper. Nutznießer sind vor allem Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Bandscheiben. Vor allem in der Muskulatur steigt die Durchblutung und der Sauerstoffgehalt – der Muskel erhält mehr Nährstoffe und wächst.
- Training verzögert die Alterung: Etwa ab dem 30. Lebensjahr verliert der Mensch jährlich ein Prozent seiner Muskelmasse. Diese Entwicklung sorgt bei Senioren für Rücken- und Gelenkschmerzen, einen unsicheren Gang und schwere Stürze. Mit Krafttraining wirkt man dem Muskelverlust durch Alterung entgegen und kann den Fitnesszustand einer 20 Jahren jüngeren Person erreichen.
- Freizeitsport kann Übergewicht reduzieren: Rund die Hälfte der Deutschen bringt zu viel auf die Waage. Wer täglich eine halbe Stunde trainiert, verbrennt wöchentlich etwa 1.000 Kalorien zusätzlich. Zusammen mit der anregenden Wirkung auf den Stoffwechsel kann Sport eine Diät damit wirksam unterstützen.
- Sport reduziert Stress: Regelmäßige Bewegung baut Stresshormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ab. Ein trainierter Körper wird auf lange Sicht resistenter gegen die Stressbelastungen im Alltag.
- Viel hilft nicht viel: Studien suggerieren, dass zwei bis sieben Stunden Sport in der Woche das Optimum darstellen. Hier sinkt das Risiko für Herzkrankheiten und das Metabolische Syndrom. Gut zu wissen: Wer untrainiert neu startet, profitiert in puncto Gesundheitswirkung besonders stark.
Sport: Identifikationsmöglichkeit mit Tradition
Nicht nur Freizeitsport prägt unser Leben, sondern auch die großen Sport-Events, die wir mit Familie und Freunden gespannt verfolgen. Mit diesen Wettkämpfen identifizieren sich die Deutschen besonders stark:
1. Die Olympischen Spiele
Ihre Wurzeln reichen bis in die Antike zurück: Durch in Stein gemeißelte Siegerlisten weiß man, dass die olympischen Wettkämpfe nachweislich schon im Jahr 776 v. Chr. ausgetragen wurden und vielleicht noch älter sind. Auch die Traditions-Disziplinen wie 200-Meter-Lauf, Fünfkampf und Diskuswurf wurden im antiken Olympia geboren und sind bis heute Teil der Spiele. Das Besondere: Damals trafen sich im Zeus-Heiligtum von Olympia sportliche Vertreter aller griechischen Städte. Auch Erzfeinde unter den Teilnehmern wie Athener und Spartaner mussten schwören, keine Waffen mitzubringen und die Streitigkeiten für die Dauer der Spiele ruhen zu lassen.
Appell zum Frieden
Diese Devise setzt sich bis heute fort im vielbeschworenen olympischen Frieden und dem olympischen Geist der Fairness. Denn: Die Olympischen Spiele, die um 400 n. Chr. verboten wurden, in der Moderne wiederzubeleben, geschah ebenfalls im Sinne einer Friedensbewegung. Nach dem bitteren Ausgang des deutsch-französischen Krieges im Jahre 1871 engagierte sich der Pädagoge Pierre de Coubertin dafür, dass sich die Jugend der Welt künftig lieber im sportlichen Wettkampf messen sollte als auf dem Schlachtfeld. Coubertin initiierte deshalb die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, die 1896 in Athen ausgetragen wurden.
2. Die Fußball-WM
Bei Olympia hat traditionell jede Nation ihre Favoriten-Sportart, doch Fußball geht um die ganze Welt. Wie kam es dazu? Hier liegen die Ursprünge im britischen Königreich um 1863, als sich „Football“ offiziell von „Rugby Football“ schied und dabei neue Regeln etablierte, z. B. das Verbot des Handspiels. Damals war das britische Empire eine globale Seemacht und exportierte den neu geregelten Fußball weltweit. Zuerst organisierten Matrosen Turniere in den Häfen, dann schwappte die Welle ins Landesinnere.
Die ersten internationalen Begegnungen zwischen Mannschaften aus England, Schottland, Belgien und Frankreich führten 1904 zur Gründung der FIFA. Der internationale Fußballverband organisierte fortan ein weltweites Turnier der Nationalmannschaften als Teil der Olympischen Spiele. Der Haken: Laut Regelwerk des IOC müssen die Teilnehmer aller Sportarten Amateure sein. Da sich dieser Status für die Nationalspieler nicht aufrechterhalten ließ, strebte die FIFA nach der Ausrichtung eines eigenen Profi-Wettbewerbs. So fand 1930 in Uruguay die erste Fußball-WM der Geschichte statt.
Damals und heute
Verglichen mit heute fiel die erste WM eher bescheiden aus: Insgesamt 13 Nationalmannschaften nahmen teil. Dass nur vier aus Europa stammten (Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Rumänien), war auch der beschwerlichen Anreise geschuldet, die per Schiff stattfand und drei Wochen dauerte. Im ersten Spiel der WM-Geschichte begegneten sich dann Frankreich und Mexiko im Schneegestöber vor lediglich 4.444 Zuschauern.
Das Finale bestritten Argentinien und Uruguay, wobei jede Mannschaft zu einer Halbzeit ihren eigenen Ball mitbringen durfte. Zuvor wurden 1.600 Revolver aus dem Publikum konfisziert, nachdem man sich auf ein Waffenverbot geeinigt hatte. Bis zu ihrer 22. Austragung 2022 in Katar, hat die WM größenmäßig stark zugelegt: Heute wetteifern 32 Mannschaften um den Titel; zum Eröffnungsspiel am 20. November 2022 werden 60.000 Zuschauer erwartet.
3. Fußball in Deutschland: Mehr als WM-Fieber
England macht es vor: Im Mutterland des Fußballs maß man sich nicht nur international, sondern auch auf der Vereinsebene. Seit 1872 gab es in Großbritannien den FA-Cup für die nationalen Vereine. Er gilt als ältester Fußballwettbewerb der Welt. Die Deutschen ergriff das Fußball-Fieber rund 50 Jahre später: Im Jahr 1935 wurde die erste deutsche Vereinspokalmeisterschaft unter dem Namen „Tschammerpokal“ ausgetragen, an der mehr als 4.000 Mannschaften teilnahmen.
1952 wurde die Idee als „DFB-Pokal“ wiederbelebt; 1962 folgte die Gründung der Bundesliga, die fortan den deutschen Fußballmeister ermitteln sollte. DFB-Pokal und Deutscher Meister haben eine bewegte Geschichte und brachten Rekorde hervor: Der FC Bayern München holte sich die Titel 20 bzw. 31 Mal. Wichtigster Unterschied der Wettbewerbe: Während die Bundesligisten eine ganze Saison lang um den Titel ringen, kommt es im KO-System des DFB-Pokals auf jedes Spiel an.
Sport meets digital: E-Sports werden immer beliebter
Heute ist Sport nicht mehr Synonym für reale Körperbewegung – er erobert zunehmend auch die virtuelle Welt. Hier messen sich die Spieler in sportlichen Simulationsspielen wie FIFA 22, aber auch in traditionellen Computerspielen wie League of Legends. Der Trend zum digitalen Sporteln wächst, wie folgende Fakten zeigen:
- Der Branchen-Umsatz wächst: Weltweit wurden 2021 rund 1,14 Milliarden Dollar mit e-Sports erwirtschaftet. Experten prognostizieren bis 2025 ein Wachstum auf 1,87 Milliarden
- Die Preisgelder steigen: Hier können sich E-Sport Turniere durchaus mit den physischen Wettbewerben messen. Höchstdotiertes Turnier bislang war „The International 2021“, das im rumänischen Bukarest ausgetragen wurde. Bei der Weltmeisterschaft um das Computerspiel Dota 2 wurden insgesamt 40 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet – allein der Sieger, das russische „Team Spirit“, erhielt 18 Millionen davon.
- Das Publikum verbreitert sich: So wie beim physischen Sport gibt es auch in der digitalen Welt mehr Zuschauer als Spieler. Im Jahr 2021 verfolgten 489 Millionen Fans die Wettbewerbe – im Jahr 2025 werden mehr als 640 Millionen erwartet.
Woher kommt der Trend zum Digitalsport?
Die Beliebtheit von E-Sport ist global nicht gleich verteilt. Rund 57 Prozent der Aufrufe von Veranstaltungen stammen aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Fast zwei Drittel der Spieler und Zuschauer fallen in die Gruppe der 16- bis 34-Jährigen, damit handelt es sich deutlich um einen Zukunfts-Trend. Größter Wachstumstreiber der Branche sind aktuell große Marken wie Red Bull, Coca Cola, Intel und Mercedes, die als Sponsoren in den Markt einsteigen. Diese Namen schaffen zudem eine Verbindung zwischen Gamer-Szene und einer breiteren Öffentlichkeit.
Fazit: Sport ist ein Stück Kultur
Ob physisch oder digital – Sport liegt uns Menschen im Blut. Ganz gleich, ob Europäer eher zum Fußball tendieren, Amerikaner zum American Football und Chinesen zum E-Sport – besonders die weltweiten Wettbewerbe schaffen es, Menschen übernational zu verbinden, gegenseitigen Respekt und einen gemeinschaftlichen Geist entstehen zu lassen.