Sigmund Freud: Kurioses aus dem Werk "Die Traumdeutung"
Als Sigmund Freud damit begann, seine Patienten zu behandeln, war er bereits von Träumen fasziniert. Er hatte verschiedene Abhandlungen über dieses Thema gelesen, unter anderem das Werk von Sir Thomas Browne (17. Jahrhundert), und ermutigte alle seine Patienten, ihm ihre Traumepisoden zu erzählen. Er sah in den Träumen verdrängte Wünsche und Sehnsüchte und beschloss, diese als Symptom zu behandeln und mit einer strikten Methode zu interpretieren. 1899 stellte er sein Buch “Die Traumdeutung” der wissenschaftlichen Gemeinschaft vor.
Freud erklärte, dass ihn etwas Unbeugsames dazu getrieben hatte, das Werk zu schreiben. Außerdem erwähnte er, dass diese Intuition manchmal nur einmal im Leben in Erscheinung tritt und in diesem Augenblick genutzt werden muss. Aus dieser Vermutung entstand eines der umstrittensten Werke der damaligen Zeit, aber auch eines der entscheidendsten in der Geschichte der Psychologie.
“Der Traum ist der königliche Weg zu unserer Seele.”
Sigmund Freud
Kurioses aus Freuds Traumdeutung
Eine der Thesen, die Sigmund Freud zeitlebens vertrat, war, dass das Verständnis von Träumen so etwas wie ein Schlüssel ist, um ins Unterbewusstsein einzudringen. Mit anderen Worten: Jeder Psychoanalytiker, der sich ein vollständiges Bild von seinem Patienten machen wollte, musste das Gebiet der Träume enträtseln, um die Wacherfahrung des Betroffenen zu verstehen.
“Die Traumdeutung” ist ein klassisches Werk der Psychoanalyse, das jeder lesen sollte, der sich für die Theorien Freuds interessiert. Freud schrieb zwar insgesamt mehr als 320 Artikel, Aufsätze und Bücher, doch dieses Werk zählt zu den wichtigsten.
Unabhängig davon, ob wir Freuds Theorien über das menschliche Traumgefüge Glauben schenken oder nicht, gibt es eine Tatsache, die niemand bezweifelt: Der kulturelle Einfluss und die historische Bedeutung von “Die Traumdeutung” sind unbestreitbar.
1. Freud beginnt mit der Traumdeutung
Sigmund Freud hatte 1895 einen Traum, der für das Schreiben seines Buches entscheidend sein sollte. Im Sommer desselben Jahres hatte er ein junges Mädchen namens Irma wegen Hysterie behandelt – eine Freundin der Familie. Das Mädchen fühlte sich in der Therapie unwohl und brach die Behandlung ab. Ein paar Wochen später fragte Freud einen Bekannten nach dem Zustand des Mädchens. Es ging ihr nicht gut.
In derselben Nacht hatte der Vater der Psychoanalyse einen Albtraum, in dem er seiner ehemaligen Patientin in einer großen Halle mit vielen Menschen begegnete. Er nahm Irma zur Seite und versuchte ihr klarzumachen, dass sie die “Lösung” noch nicht akzeptiert hätte, um seine Patientin zur Therapie zurückzubringen. Irma beklagte sich über Schmerzen im Hals, Magen und Bauch und Freud glaubte, ein physisches Leiden übersehen zu haben. Bei der Untersuchung ihres Halses entdeckte er im Mund einen dunklen Fleck und ein merkwürdig krauses Gebilde. Freud bat seinen Freund Dr. M, der im Traum neben ihm stand, Irma zu untersuchen und dieser bestätigte, dass es sich um eine Infektion handelte. Freud wurde sich bewusst, dass die Infektion von einer Injektion herrühren musste, die sein Freund Irma gegeben hatte. Er vermutete, dass die Spritze verunreinigt war.
Freud führte diesen Traum auf sein schlechtes Gewissen zurück, das ihn plagte, da der Irma nicht helfen konnte. Es war der erste Traum, den Freud einer ausführlichen Analyse unterzog.
2. Der Erfolg ließ lange auf sich warten
Die Veröffentlichung des Buches “Die Traumdeutung” zeigte nur wenig Wirkung. Es dauerte über 8 Jahre, bis die Auflage von 600 Exemplaren verkauft wurde. Keine wissenschaftliche Zeitschrift rezensierte dieses Werk und es wurde nur in wenigen Publikationen zitiert. Als der Vater der Psychoanalyse selbst bekannt wurde, wirkte sich dies schließlich auch auf sein Buch aus. Zu Freuds Lebzeiten wurden sieben Ausgaben veröffentlicht und er selbst schrieb schließlich eine kürzere Version des Buches.
3. Freud glaubte, dass Träume Rätsel mit Bildern sind
Sigmund Freud glaubte, dass Träume in Wirklichkeit Rätsel mit Bildern sind, Traumerzählungen, die versteckte Bedeutungen verbergen. Es stimmt, dass diese Traumbilder manchmal seltsam und sogar absurd sind, aber wie Freud selbst erklärte, war die Interpretation dieser Welten sowohl poetisch als auch schön.
Es ging um nichts Geringeres als um die Entschlüsselung der verborgenen Wünsche des Patienten und der libidinösen Bedürfnisse, die in den tiefsten Schichten der Psyche eingeprägt sind.
4. Freie Assoziation
Der österreichische Arzt, Physiologe und Psychologe Josef Breuer übte einen großen Einfluss auf das Leben von Sigmund Freud aus. Ihre gemeinsame Behandlung der Patientin Anna O. führte schließlich zur Entwicklung der Psychoanalyse. Eine der Techniken, mit denen die beiden Ärzte die Hysterie der jungen Frau behandelten, basierte auf Hypnose und einer Methode, die sie “freie Assoziation” nannten. Freud wandte dabei die Strategie von Breuer an: Er bat die junge Frau, Gedanken zu produzieren, die mit bestimmten Traumbildern verbunden sind. Er leitete die Patientin dazu an, Ideen und Bedürfnisse an die Oberfläche zu bringen, die auf den größten Widerstand stießen.
5. Es ging nicht nur um Sex
Wenn wir daran denken, wie Freud die Traumsymbolik interpretierte, gehen wir davon aus, dass fast alles mit unterdrückten sexuellen Wünschen zu tun hatte. Doch wie er betonte, war eine Zigarette manchmal einfach nur eine Zigarette: Nicht alles hat eine sexuelle Bedeutung – doch viele Elemente schon. Freud erwähnt, dass sich Menschen beispielsweise oft in Form eines Hauses vorstellen. Glatte Wände symbolisieren Männer und Häuser mit Balkon Frauen. Kinder und Geschwister werden vielfach durch kleine Tiere oder Ungeziefer dargestellt. Gegenstände wie Dolche, Bleistifte, Speere, Schwerter, Feuerwaffen, Fernrohre oder Wasserhähne symbolisieren männliche Genitalien …
6. Ein Traum, der wahr wurde
Eine der Kuriositäten des Buches “Die Traumdeutung” hat mit Vorahnungen zu tun – einem Wunsch, den das Schicksal wahr werden ließ. Als Sigmund Freud sein Buch schrieb, war er nicht sehr zuversichtlich, dass sein Werk Einfluss auf die wissenschaftliche Gemeinschaft und die breite Öffentlichkeit haben würde. Er drückte dies gegenüber einem seiner Schüler und Kollegen aus:
“Glaubst du eigentlich, dass an dem Hause dereinst auf einer Marmortafel zu lesen sein wird: ‚Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigmund Freud das Geheimnis des Traumes.‘ Die Aussichten sind bis jetzt hierfür gering.”
Freud in einem Brief an Wilhelm Fliess, 12. Juni 1900
Wie es das Schicksal so will: Freuds Wunsch wurde erfüllt. 1963 wurde das Belle Vue Herrenhaus, in dem Freud lebte, abgerissen, doch danach wurde eine Gedenktafel angebracht.
7. Lob und Kritik an “Die Traumdeutung”
“Die Traumdeutung” ist für viele nicht das Hauptwerk Freuds, aber es ist dennoch ein historisches Vermächtnis für die Psychologie und die Philosophie. Es ist sowohl für Laien als auch für Profis eine interessante Lektüre. Die Fälle, die Freud erzählt, sind voller Interesse, Geheimnisse und der ursprünglichen Patina der Psychoanalyse.
Dieses Werk sorgte für viel Kritik – die großteils berechtigt war. Auf allen Seiten ist ein bemerkenswerter Mangel an wissenschaftlicher Strenge festzustellen. Seine Ideen wurden in keiner Studie bestätigt, in der die Variablen isoliert wurden. Daher fehlt es vielen von Freuds Schlussfolgerungen an empirischer Unterstützung. Dennoch bleibt die Bedeutung des Werks unbestreitbar. “Die Traumdeutung” von Freud ist eine Antwort auf die Initiative, Licht in einen Teil unseres Lebens zu bringen, über den wir auch heute noch sehr wenig wissen.
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- Freud, Sigmund (2013) La interpretación de los sueños. Akal. Madrid
- Freud, Sigmund. Obras completas de Sigmund Freud. Buenos Aires & Madrid:
- Marinelli, Lydia and Andreas Mayer A. (2003) Dreaming by the Book: A History of Freud’s ‘The Interpretation of Dreams’ and the Psychoanalytic Movement, New York: Other Press. ISBN 1-59051-009-
- Zhang W, Guo B. Freud’s dream interpretation: A different perspective based on the self-organization theory of dreaming. Front Psychol. 2018;9. doi:10.3389/fpsyg.2018.01553