25 seltene und ungewöhnliche psychische Störungen
Jenseits von Depressionen, Angstzuständen oder Schizophrenie gibt es auch seltene und ungewöhnliche psychische Störungen, die für Betroffene eine Herausforderung darstellen und ihre Lebensqualität stark einschränken. Wissenschaftlern ermöglichen es diese Störungen, neue Einblicke in die Vielfalt und Komplexität des menschlichen Geistes zu erhalten.
Wir skizzieren anschließend kurz einige ungewöhnliche psychische Störungen, die genauer erforscht werden müssen, um den daran leidenden Menschen besser helfen zu können.
1. Fregoli-Syndrom
Personen mit dem Fregoli-Syndrom sind nicht in der Lage, die Gesichter anderer Menschen zu erkennen. Sie glauben, dass sich die Personen in ihrem Umfeld optisch verändern und als andere Personen auftreten. Dieses Syndrom tritt häufig infolge von Schizophrenie oder Alzheimer auf. Der Name ist auf den italienischen Verwandlungskünstler Leopoldo Fregoli zurückzuführen.
2. Capgras-Syndrom
Personen mit dem Capgras-Syndrom glauben, dass nahestehende Menschen durch identisch aussehende Doppelgänger ersetzt wurden. Es handelt sich um eine extrem seltene Störung, an der jedoch Patienten mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz häufig erkranken.
3. “Folie à deux” oder “Geistesstörung zu zweit”
Der französische Begiff “Folie à deux” (Geistesstörung zu zweit) bezeichnet die Übernahme einer Wahnvorstellung durch eine gesunde Person, die einem Menschen mit Psychose sehr nahesteht. Die dominierende Person leidet in der Regel an Schizophrenie und induziert ihren Partner oder ihre Partnerin (oder andere nahestehende Angehörige). Schließlich bestärken sich die beiden Personen wechselseitig in ihren Wahnvorstellungen.
4. Anton-Syndrom
In diesem Fall handelt es sich um ein neurologisches Syndrom mit kortikaler Blindheit. Den betroffenen Personen fehlt es allerdings an Krankheitseinsicht (Anosognosie). Obwohl eine komplette Rindenblindheit zu beobachten ist, glauben sie, dass sie sehen können.
5. Alien-Hand-Syndrom
Das Alien-Hand-Syndrom äußert sich durch unwillkürliche Bewegungen einer Hand, die sich der bewussten Kontrolle entziehen. Dieses Syndrom ist bei Split-Brain-Patienten, jedoch auch nach einem Schlaganfall, nach Infektionen oder nach einem Schädel-Hirn-Traumata zu beobachten.
Eine der häufigsten Ursachen für das Alien-Hand-Syndrom ist eine Schädigung des Corpus Callosum, der die beiden Gehirnhälften miteinander verbindet und die Integration der bilateralen Gehirnfunktionen ermöglicht.
6. Pica-Syndrom
Das Pica-Syndrom ist eine seltene Essstörung, die zum Verzehr ungenießbarer Substanzen führt. Betroffene essen beispielsweise Sand, Erde, Kreide, Holz, Lehm oder Papier. Es handelt sich um ein gefährliches Syndrom, das meistens bei geistig behinderten Kindern, jedoch auch bei Erwachsenen auftritt.
7. Autokannibalismus
Diese Form des Kannibalismus, die auch als Autosarkophagie bezeichnet wird, führt zu dem Zwang, sich selbst zu essen. Betroffene essen häufig ihre Nägel, Blut, Haare oder Haut. Autokannibalismus tritt unter anderem bei schweren Psychosen und Suchterkrankungen auf.
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8. Zooanthropismus (Lykanthropie)
Manche Menschen glauben, sich in ein Tier zu verwandeln oder ein Tier zu sein. Sie identifizieren sich mit einer anderen Spezies und verhalten sich entsprechend. Dieses Phänomen kann von Wahnvorstellungen begleitet werden.
9. Fremdsprachen-Akzent-Syndrom
Dieses Syndrom ist eine seltene neurologische Erkrankung, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder nach einem Schlaganfall auftreten kann. Betroffene sprechen mit einer Sprachmelodie, die an einen ausländischen Akzent erinnert.
10. Taijin-Kyofusho-Syndrom
Dieses Syndrom macht deutlich, dass sich die Kultur auf die Psyche auswirkt und sogar Krankheiten verursachen kann. Das Taijin-Kyofusho-Syndrom ist eine Phobie vor zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch die Angst entsteht, andere zu beleidigen oder zu verletzen. Diese Form der sozialen Angststörung ist in Japan zu beobachten.
11. Erotomanie
Erotomanie oder Liebeswahn führt zu der wahnhaften Überzeugung, von einer unerreichbaren Person (einer berühmten Persönlichkeit) geliebt zu werden. Betroffene lassen sich auch nicht durch stichfeste Argumente vom Gegenteil überzeugen. Diese Störung tritt meistens als Begleiterscheinung bei Drogenkonsum, Schizophrenie oder bipolarer Störung auf.
12. Jerusalem-Syndrom
Touristen und Einwohner können in der Stadt Jerusalem eine akute psychotische Phase erleben, die durch religiöse Gefühle und Wahnvorstellungen entsteht. Sie glauben, eine Figur aus der Bibel zu sein. Rund 100 Personen werden jährlich mit dem Jerusalem-Syndrom in israelische Krankenhäuser eingewiesen.
13. Syndrom der genitalen Retraktion
Das Syndrom der genitalen Retraktion oder auch Koro betrifft hauptsächlich Menschen, die in Indonesien und Malaysia zu Hause sind. Betroffene Männer haben starke Angst davor, dass ihr Penis schrumpft und sie dadurch sterben. Es handelt sich jedoch um eine irrationale Vorstellung, die nicht der Wirklichkeit entspricht.
14. Alice-im-Wunderland-Syndrom
Dieses Syndrom ist schwerwiegend und steht oft mit chronischer Migräne und Epilepsie in Verbindung. Es handelt sich um eine visuelle Wahrnehmungsstörung, die zu Derealisation, Depersonalisation und zur Spaltung von Körper und Psyche führt. Betroffene sehen Körperteile in falschen Proportionen, entweder kleiner (Mikropsie) oder größer (Makropsie) als sie in Wahrheit sind.
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15. Cotard-Syndrom
Personen mit dieser inhaltlichen Denkstörung sind davon überzeugt, tot zu sein oder zu verwesen. Sie verleugnen ihre eigene Existenz oder die ihrer Umwelt und sind häufig Hypochonder. Die Ursache ist in der Regel eine schwere Hirnerkrankung.
16. Körperintegritätsidentitätsstörung
Betroffene haben den starken Wunsch, sich ein oder mehrere Gliedmaßen zu amputieren. Sie haben das Gefühl, dass bestimmte Körperteile nicht Teil ihrer Identität sind und möchten sie entfernen. Häufig verwenden sie Prothesen, einen Blindenstock, einen Rollstuhl oder andere Hilfsmittel, obwohl sie diese gar nicht benötigen.
17. Prosopagnosie
Prosopagnosie oder Gesichtsblindheit ist eine Form der visuellen Agnosie, die sich auf die Integration von Gesichtern beschränkt. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, andere anhand ihrer Gesichtszüge zu erkennen – alle Gesichter sehen für sie gleich aus.
18. Trichotillomanie
Trichotillomanie ist eine Impulskontrollstörung, die das unkontrollierbare Verlangen hervorruft, sich die Haare am Körper und am Kopf auszureißen. Die betroffene Person ist sich dessen bewusst, kann aber nichts dagegen tun, daher ist es ein sehr belastender Zustand.
19. Ekbom-Syndrom
Das Ekbom-Syndrom (auch Dermatozoenwahn) führt zu der Überzeugung, dass Insekten oder andere Tiere in der Haut der Betroffenen leben. Sie haben zum Teil taktile Halluzinationen wie Kribbeln oder Jucken. Dieses Syndrom ist häufig beim Alkoholentzugssyndrom zu beobachten.
20. Bálint-Syndrom
Eine bilaterale Scheitellappenschädigung kann zu optischer Ataxie (Störung des Blickreflexes auf Objekte in der Umgebung), okulomotorischer Apraxie (Schwierigkeit, willkürliche Augenbewegungen auszuführen) und räumlicher Simultanagnosie (Unfähigkeit, mehr als ein Objekt gleichzeitig wahrzunehmen) führen. Das daraus resultierende Bálint-Syndrom führt zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung visueller Bilder und der Koordination von Bewegungen.
21. Othello-Syndrom
Das Othello-Syndrom führt zu pathologischer Eifersucht. Die betroffene Person glaubt, ihr Partner oder ihre Partnerin wäre untreu, auch wenn es für diesen Verdacht keinen Grund gibt. Dieser Eifersuchtswahn kann isoliert oder bei einer Alkoholkrankheit auftreten. Auch bei neurologischen Erkrankungen mit Frontalhirnschädigung kann es zum Othello-Syndrom kommen.
22. Dissoziative Fugue
Personen mit dieser Störung verlieren bestimmte oder alle Erinnerungen an die eigene Vergangenheit. Sie lassen ihre Familie und Arbeit zurück und wandern ziellos umher, ohne die Gründe dafür zu kennen.
23. Lima-Syndrom
Im Gegensatz zum Stockholm-Syndrom, bei dem die entführte Person Sympathie für den Entführer entwickelt, führt das Lima-Syndrom dazu, dass die Täter Sympathie für das Opfer zeigen. Der Entführer hat Mitleid und erfüllt seinem Opfer jeden Wunsch.
24. Stendhal-Syndrom
Es gibt zahlreiche ungewöhnliche psychische Störungen, zu denen auch das Stendhal-Syndrom zählt. Es äußert sich durch psychische und somatoforme Symptome, die im Zusammenhang mit einer kulturellen Reizüberflutung entstehen. Die Folgen sind Wahrnehmungsstörungen, Panikattacken und wahnhafte Bewusstseinsveränderungen, die zum Beispiel auftreten, wenn eine betroffene Person von der einmaligen Schönheit eines Kunstwerks überwältigt wird.
25. Münchausen-Syndrom
Das Münchausen-Syndrom führt zu einem starken Bedürfnis, von anderen unterstützt zu werden. Es geht so weit, dass Betroffene körperliche Beschwerden erfinden, um Zuneigung und Aufmerksamkeit zu erhalten.
Ungewöhnliche psychische Störungen: Einfühlungsvermögen und Verständnis
Ungewöhnliche psychische Störungen sind für Betroffene sehr einschränkend und wirken sich negativ auf ihre Lebensqualität aus.
Die Erforschung dieser Störungen ist von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur unsere Perspektive auf die psychische Gesundheit erweitert, sondern auch zu einem tieferen Verständnis und Empathie für Menschen beiträgt, die von seltenen Herausforderungen betroffen sind.
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