Schaukeln macht glücklich... und stärkt Körper und Geist!
Die Geschichte der Schaukel führt uns bis zu den Gottheiten Isis und Osiris zurück, welche die griechische Mythologie bereicherten. In den Höhlen von Ajanta in Maharashtra wurde die indische Gottheit Nāga Irandati auf einer Schaukel dargestellt und im 17. Jahrhundert vergnügte sich der französische Adel beim Schaukeln. Dies sind nur einige Beispiele, um deutlich zu machen, dass diese schwingende, rhythmische Bewegung lange Tradition hat. Sie weckt glückliche Kindheitserinnerungen und Gefühle der Freiheit, der Schwerelosigkeit und des Fliegens.
Es muss jedoch nicht unbedingt eine estnische Überschlagsschaukel oder eine traditionelle Kinderschaukel sein, die dich in hohe Lüfte schwingt. Eine bequeme Hollywoodschaukel, die sanfte Bewegung einer Wiege und das regelmäßige Wippen auf dem Schaukelstuhl haben ebenfalls zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Die rhythmischen Bewegungen sind beruhigend, machen glücklich und stimulieren das Gleichgewichtszentrum im Ohr. Warum das so wichtig ist, und Körper und Geist stärkt, erfährst du in diesem Artikel.
Der Vestibularapparat, unser Gleichgewichtszentrum
Um besser zu verstehen, wie die sanfte Wiegebewegung unser Gleichgewichtszentrum im Ohr stimuliert, erklären wir kurz und bündig das Wichtigste über den Aufbau unseres Gleichgewichtsorgans (Vestibularapparat): Es besteht aus drei Bogengängen, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind und in eine Ausbuchtung (Ampulle) münden. Schräg unter den Bogengängen befinden sich zwei Vorhofsäckchen, die wie die Ampullen mit feinen Sinneshärchen ausgestattet sind.
Wenn du zum Beispiel deinen Kopf drehst, drückt die Flüssigkeit in den Bogengängen auf die Sinneshärchen, die dadurch abgebogen werden. Sie senden jetzt ein Nervensignal an dein Gehirn, das diese Information verarbeitet. Sobald du die Drehbewegung stoppst, verbiegt die Flüssigkeit die Sinneshärchen in die andere Richtung. Die entsprechenden Nervensignale an dein Gehirn ermöglichen es dir, reflexartig zu reagieren, zum Beispiel mit raschen Augenbewegungen, um deine Umgebung trotz der Bewegung scharf wahrzunehmen.
Das Gleichgewichtsorgan reagiert sensibel auf Drehbeschleunigungen. Die Informationen werden im Gehirn verarbeitet und dann an andere Organe weitergegeben, damit diese entsprechend reagieren können. Wir können so unser Gleichgewicht halten und uns im Raum orientieren.
Schaukeln regt das Gleichgewichtszentrum im Gehirn an
Beim Schaukeln regt die sanfte Bewegung das Gleichgewichtszentrum im Ohr an, was sich auf den gesamten Körper sehr angenehm auswirkt. Das Körpergewicht wird dabei regelmäßig leicht verlagert, während verschiedene Muskeln aktiviert werden. Schaukeln stabilisiert den Muskeltonus, fördert die Durchblutung und wirkt sich positiv auf verschiedene kognitive Funktionen aus.
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Schaukeln gegen Demenz, Angstzustände und Depression
Eine Studie des Instituts für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung (IGAP) untersuchte die Wirksamkeit von Schaukelbewegungen bei Demenzpatienten. Diese Forschungsarbeit macht deutlich, dass längere Schaukelzeiten Depressionen, Schmerzen und Angstzustände lindern können, an denen viele demenzkranke Personen leiden.
Jene Studienteilnehmer, die Spaß am Schaukeln hatten und sich besonders bemühten, konnten mehr positive Effekte erzielen und insbesondere ihre Balance, Beweglichkeit und Selbstständigkeit verbessern. Sowohl ihre körperliche als auch ihre kognitive Verfassung wurde besser bewertet.
Die amerikanische Forscherin und Krankenschwester Nancy Watson erwähnt, dass die sanften, wiederholten Bewegungen des Schaukelns nicht nur Babys beruhigen, sondern auch älteren Menschen in emotionalen Notlagen helfen: “Die Pflegehelfer bemerkten sofort den dramatischsten Effekt: Der Stuhl diente dazu, eine emotional aufgewühlte Person zu beruhigen. Die Pfleger halfen dem Bewohner auf den Stuhl und brachten ihn zum Schaukeln, und der Patient beruhigte sich sofort.”
Der Schaukelstuhl wurde vermutlich um 1620 von den Shakern, den Anhängern einer protestantischen Freikirche, in den USA erfunden. Wir profitieren noch heute von dieser angenehmen Erfahrung.
Ergänzung zu Therapieprogrammen
Schaukelbewegungen kommen unter anderem im Rahmen der basalen Stimulation, die Menschen mit beeinträchtigter Wahrnehmung therapiert, zum Einsatz. Sie sind auch in der Langzeitpflege eine hilfreiche Ergänzung zu anderen Therapien. Unter anderem sind folgende Vorteile hervorzuheben:
- Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichts und damit ein geringeres Sturzrisiko
- Bessere Durchblutung und weniger Muskelschmerzen
- Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität und Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit
- Unterstützung bei Ängsten und Depressionen
- Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens
- Entspannung des zentralen Nervensystems und bessere Schlafqualität
- Verbesserung des Bewegungssinns und der Raumorientierung
- Sanfte Linderung von Schmerzen
Hollywoodschaukeln waren in Deutschland ab den 1930er-Jahren bekannt. Besonders populär wurden sie in den 1950er-Jahren durch verschiedene Hollywood-Filme. Es gibt auch Hollywoodschaukeln für Innenräume, von denen die gesamte Familie das ganze Jahr über profitiert.
Fazit
Die Schaukelbewegung aktiviert Körper und Geist und hat viele weitere Vorteile, von denen du zu Hause in jedem Alter profitieren kannst. Mache es dir in deinem Schaukelstuhl bequem und entspanne dich. Höre dabei deine Lieblingsmusik oder vertiefe dich in gute Lektüre. Besonders unterhaltsam sind die rhythmischen und aktivierenden Bewegungen zu zweit auf deiner Hollywoodschaukel. Während ihr euch unterhält und gemeinsame Zeit genießt, hält euch das Schaukeln körperlich und geistig fit.