Reif für die Insel: Sehnsucht und der Weg zur inneren Ruhe
Der Fachbegriff Nesophilie beschreibt die Sehnsucht nach der Insel, die die meisten von uns kennen. Doch warum sind Inseln so faszinierend? Was suchen wir auf einer Insel und wie stellen wir uns die perfekte Insel vor? Wann fühlen wir uns “reif für die Insel”, wie es der österreichische Liedermacher Peter Cornelius in seinem bekannten Schlager der 80er-Jahre ausdrückt?
“Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts, als meiner seligen Insel.”
Friedrich Hölderlin
Sehnsucht nach der Insel
Eine Insel ist ein Rückzugsort, sowohl physisch als auch metaphorisch. Wir denken an Ruhe, Gelassenheit und Entspannung, um der Hektik des Alltags zu entkommen und uns der Natur und dem Meer zu nähern. Wenn wir kein Land mehr sehen oder uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird, sind wir reif für die Insel.
Der Inseltourismus ist nichts Neues: Goethe zog es nach Sizilien, Chopin nach Mallorca und Gauguin nach Tahiti. Ihre Werke schildern uns paradiesische Landschaften, von denen wir alle träumen.
Ob in einem charmanten Ferienhaus auf Römö, der südlichsten Insel im dänischen Wattenmeer, den exotischen Seychellen oder der außergewöhnlichen Südseeinsel Niue: Die idyllische Natur, das Meer und die Strände sowie der Abstand vom Alltag inspirieren uns, steigern unser Wohlbefinden und revitalisieren unsere Energie. Inseln sind Sehnsuchtsorte, die uns das Paradies auf Erden versprechen und das Gefühl der Freiheit geben.
Die Symptome der Nesophilie sind Überlastung, Stress und Kummer, deshalb suchen wir in unserem routinierten Alltag nach Fluchtwegen.
Die Insel als Symbol
In der Tiefenpsychologie ist die Insel ein Symbol für das Bewusstsein, das auf dem grenzenlosen Meer des Unbewussten schwimmt. Doch die Interpretationsmöglichkeiten sind vielfältig:
- Ein Eiland kann das Selbst symbolisieren, das in der analytischen Psychologie als Ganzheit und Zentrum der Persönlichkeit betrachtet wird. So wie eine Insel von Wasser umgeben ist, stellt das Selbst den Mittelpunkt der Psyche dar, der von den äußeren Einflüssen abgegrenzt ist.
- Eine Insel kann auch einen psychischen Raum darstellen, den du entdeckst, wenn du Innenschau hältst.
- In der Tiefenpsychologie wird ein Eiland oft auch mit der emotionalen Isolation oder dem psychischen Rückzug interpretiert.
- Die Traumdeutung assoziiert ein Eiland oft mit Fluchtgedanken und dem Wunsch nach mehr Ruhe. Dieser Fantasieort hat jedoch meistens keinen Bezug zur Realität.
Wir stellen uns das Inselleben romantisch und gelassen vor: Sonne, blauer Himmel und türkisblaues Meer. Dieses Traumbild hat jedoch oft mit der Realität wenig zu tun. Denken wir zum Beispiel an Partystrände wie Ballermann auf Mallorca oder Zrce Beach in Kroatien.
Der Weg zur inneren Ruhe
Der Weg zur inneren Ruhe auf einem Eiland kann als metaphorische Reise betrachtet werden, die sowohl äußere als auch innere Dimensionen umfasst. Hier sind einige Schritte, die auf diesem Weg zur inneren Ruhe hilfreich sind, ganz egal, ob du dich für deine Trauminsel im dänischen Wattenmeer oder für ein exotisches Urlaubsparadies entscheidest:
Ankunft und Entschleunigung: Der erste Schritt auf dem Weg zur inneren Ruhe besteht darin, auf dem Eiland anzukommen und dich bewusst von der Hektik des Alltags zu entfernen. Es geht um Entschleunigung und die Reduzierung von äußeren Ablenkungen.
Achtsame Wahrnehmung der Umgebung: Sobald du auf der Insel angekommen bist, ist es wichtig, die Umgebung achtsam wahrzunehmen. Dies beinhaltet, die Schönheit der Natur zu genießen, die Geräusche des Meeres zu hören und die Stille der Insel zu erleben. Achtsamkeit hilft dir, dich mit der natürlichen Umgebung und dem Hier und Jetzt zu verbinden und zur inneren Ruhe zu gelangen. Auch Meditation, Yoga und Spaziergänge am Strand ermöglichen dir eine tiefere Verbindung mit der Natur.
Kommen wir zu unserem Beispiel Römö zurück. Dieses beschauliche Eiland mit nur 600 Einwohnern lädt zu erholsamen Aktivitäten in herrlicher Landschaft ein: Weidengebiet, Sandflächen und Kiefernwälder – perfekt für Achtsamkeit und einen physischen und psychischen Rückzug.
Selbstreflexion und Innenschau: Auf einer Insel gibt es oft wenig Ablenkung von äußeren Einflüssen, was den Raum für Selbstreflexion und Innenschau erweitert. Dieser Schritt beinhaltet das Eintauchen in die eigene innere Welt, das Erforschen von Gedanken, Emotionen und Überzeugungen und das Verstehen der eigenen inneren Dynamik.
Loslassen von Belastungen und Negativität: Um wahre innere Ruhe zu finden, ist es wichtig, Belastungen und Negativität loszulassen. Dies bedeutet, Groll, Ängste oder Sorgen zurückzulassen und sich auf positive Gedanken und Gefühle zu konzentrieren.
Auch interessant: Man kann nicht schlecht gelaunt im Wald verweilen…
Indem du diesen Weg zur inneren Ruhe beschreitest, kannst du bei deinem Rückzug auf einer Insel ein tiefes Gefühl der Harmonie, des Friedens und der Zufriedenheit erleben. Wenn du reif für die Insel bist, zweifle nicht daran, dir eine Auszeit zu gönnen und dir auf deiner Reise selbst näherzukommen.